Elegie von Ernst Moritz Arndt
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Bist du es, Traum der Jugend mit all deinen lieblichen Blüten, |
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All deiner sprossenden Lust, all deiner Hoffnungen Glanz? |
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Führst du mit Wehmut zurück im Schleier schimmernder Nächte |
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Holde Gestalten, die längst bei den Entschlafenen ruhn? |
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Ach! oft schwirret dein Laut süßtönend in goldene Saiten. |
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Mir, von Tränen genetzt, weigert die Laute den Klang, |
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Und es zittert die Hand, die Arme spreiten Umarmung |
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Aus, doch die weichende Luft nimmt ihre Schatten zurück. |
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Nein, ein grünendes Grab, von späteren Rasen gewölbet, |
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Späteren Tränen benetzt, sendet den liebenden Geist. |
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Ja, du bist es, du Weib, das mich geboren, du kühnes, |
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Hohes und mutiges Herz, welches mich liebend umschwebt. |
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Mächtiger fühle ich mich, zu ringen mit Schwert und mit Leier, |
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Für das Vaterland frisch nehm' ich den blutigen Tod, |
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Für die Tugend, das Märchen der Schnöden, männlicher duldend |
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Wandl' ich mutig den Pfad, welcher zu Himmlischen führt. |
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Solches wehet von dir und strömet aus heiliger Nähe, |
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Was du dem Knaben oft, öfter dem Jüngling gelehrt. |
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Herrliches Weib, wo ist dein Leben nach der Verwandlung, |
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Welche, Tod genannt, frischeres Leben verjüngt? |
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Bist du die Stimme der Nacht, der Klang sehnsüchtigen Lenzes, |
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Philomele, die sonst oft um den Schlaf dich betrog? |
23 |
Bist du der Blumen, der Nachtviolen, der züchtigen Veilchen, |
24 |
Deren Gespielin du oft warst in einsamer Nacht? |
25 |
Oder der zärtliche Geist des Lüftchens, der, sanft durch die Blätter |
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Rieselnd, Demut und Ernst haucht in die lauschende Brust? |
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Bist du des Abendrots, der leuchtenden Flamme des Morgens |
28 |
Ein lebendiger Teil, heiligsten Lebens ein Teil? |
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O du hubest mich oft, den lallenden Knaben, zum Lichte, |
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Zu den Göttern hinauf, segnend und betend zugleich, |
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Hingst mit sehnendem Blick demütig hoffender Liebe, |
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Schauend ins tiefe Blau, selig am Sternenglanz. |
33 |
Wo du auch bist und was du auch bist, dich ehren nicht Tränen, |
34 |
Nein, ein männliches Herz, nein, ein rüstiger Lauf. |
35 |
Gib dem Brennenden denn die heilige Weihe, daß oben |
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Bei den Himmlischen einst Licht sich vereine dem Licht. |
Details zum Gedicht „Elegie“
Ernst Moritz Arndt
2
36
320
1806
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Ernst Moritz Arndt, ein deutscher Patriot und Schriftsteller aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon im 19. Jahrhundert. Er ist vor allem bekannt für seine nationalistische Dichtung, die zur Mobilisierung breiter Bevölkerungsschichten beitrug.
Bei dem Gedicht handelt es sich um eine Elegie, eine lyrische Form, die traditionell zum Ausdruck von Klage und Trauer genutzt wird. Dies wird schon beim ersten Lesen deutlich, wo sich ein Gefühl der Melancholie und Sehnsucht vermittelt.
Arndt scheint die Erinnerungen an seine Jugend und den verschütteten Optimismus zu bewältigen und trauert gleichzeitig um die verlorenen und verstorbenen „holde Gestalten“. Besonders hervorgehoben wird eine weibliche Gestalt, die als wichtiges Bezugspunkt für ihn dient (Verse 11-18).
Im weiteren Verlauf geht er symbolisch auf die Transformation des Lebens nach dem Tod ein. Die Figur, vermutlich seine Mutter, wird mit verschiedenen Elementen der Natur – die Stimme der Nacht, Blumen, der Geist des Windes, der Glanz des Abend- und Morgenrots – assoziiert. Arndt hat in diesen Zeilen seine Sehnsucht und sein Gedenken an seine verstorbene Mutter sehr schön bildhaft gestaltet.
Formal besteht das Gedicht aus zwei 18-zeiligen Strophen in alternierendem Reimschema. Die Sprache ist hochpoetisch und reich an Metaphern, die den emotionalen Zustand des lyrischen Ichs unterstreichen und eine intensive Atmosphäre schaffen.
Der übergeordnete Ton ist einer von Respekt und Ehrerbietung. Trotz der Traurigkeit und des Verlusts versucht das lyrische Ich, seine Gefühle mit Würde und männlicher Stärke zu zeigen. Arndt verwendet hierbei das traditionelle Bild eines mutigen Soldaten, der bereit ist, für sein Vaterland zu sterben.
Zusammengefasst zeigt diese Elegie von Ernst Moritz Arndt tiefe Sehnsucht und Respekt gegenüber seinem verstorbenen Elternteil und verdeutlicht sein schnelles Erwachsenwerden. Gleichzeitig lässt sich in diesem Gedicht Arndts emotionaler Ausdruck seines Patriotismus und seiner Loyalität erkennen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Elegie“ ist Ernst Moritz Arndt. Der Autor Ernst Moritz Arndt wurde 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1806 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 320 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt sind „Die Biene und der Lenz“, „Leben“ und „Melittion“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Elegie“ weitere 285 Gedichte vor.
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Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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