Gaben mir Rath und gute Lehren von Heinrich Heine

Gaben mir Rath und gute Lehren,
Ueberschütteten mich mit Ehren,
Sagten, daß ich nur warten sollt’,
Haben mich protegiren gewollt.
 
Aber bei all ihrem Protegiren,
Hätte ich können vor Hunger krepiren,
Wär’ nicht gekommen ein braver Mann,
Wacker nahm er sich meiner an.
 
Braver Mann! Er schafft mir zu essen!
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Will es ihm nie und nimmer vergessen!
11 
Schade, daß ich ihn nicht küssen kann!
12 
Denn ich bin selbst dieser brave Mann.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Gaben mir Rath und gute Lehren“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1823–1824
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist „Gaben mir Rath und gute Lehren“ von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Heine war für seine scharfsinnigen, oftmals satirischen Texte bekannt, die das gesellschaftliche Leben seiner Zeit kritisch reflektierten. Dieses Gedicht ist keine Ausnahme.

Beim ersten Lesen fällt die schlichte, direkte Sprache des Textes auf. Heines Verse wirken niemals aufgesetzt oder überladen; stattdessen spricht aus ihnen eine gewisse Einfachheit und Klarheit, die das lyrische Ich und seine Gedanken und Gefühle umso deutlicher hervortreten lassen.

Das Gedicht beginnt mit dem lyrischen Ich, das von Ratschlägen und Ehrungen spricht, die ihm zuteil wurden. Doch diese erscheinen ihm hohl und wertlos, denn sie konnten ihn nicht vor der Bitterkeit des Hungers bewahren. Erst in der zweiten Strophe wird klar, dass das lyrische Ich in Armut lebt und auf Hilfe angewiesen ist.

Die Wende kommt in der dritten und letzten Strophe. Hier wird klar, dass der 'brave Mann', der ihm Essen gibt und ihm hilft, das lyrische Ich selbst ist. Mit diesem Twist unterstreicht Heine die Selbständigkeit und den Eigenwillen des lyrischen Ichs und kritisiert gleichzeitig das Leere und die Nutzlosigkeit der 'guten Ratschläge' und 'Ehren', die ihm zuvor gemacht wurden.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus drei gleich langen Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Es gibt keinen festen Reimschema, was die direkte, fast prosaische Sprache des Gedichts unterstützt.

Heines Sprache ist genau und treffend, mit einer gewissen Sinn für Ironie. So untergräbt das Gedicht das herkömmliche Bild der Wohltätigkeit und Hilfe, indem es zeigt, dass das lyrische Ich letztlich für sich selbst sorgen muss. Damit spricht Heine eine der Kernfragen des menschlichen Daseins an: die Notwendigkeit der Selbstbestimmung und Selbstversorgung. Gleichzeitig ist das Gedicht auch eine Kritik an einer Gesellschaft, die den Armen Ratschläge und Ehrungen statt echter Hilfe anbietet.

Zusammengefasst ist „Gaben mir Rath und gute Lehren“ ein typisches Beispiel für Heinrich Heines scharfsinnige, sozialkritische Dichtung. Es stellt die Bedeutung von Selbsthilfe und Eigenverantwortung heraus und kritisiert die Heuchelei einer Gesellschaft, die sich mit leeren Gesten zufriedengibt, anstatt echte Hilfe zu leisten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Gaben mir Rath und gute Lehren“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1824. Erschienen ist der Text in Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 71 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“. Zum Autor des Gedichtes „Gaben mir Rath und gute Lehren“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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