Friedrichstraßenkroki 3 Uhr 20 Nacht von Paul Boldt
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Die Friedrichstraße trägt auf Stein |
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Die blassen Gewässer des Lichtes. |
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Die Dirnen umstehn mit Hirschgeweihn |
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Die Circe meines Gesichtes. |
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Ich schaue: — Der Träume Phosphor rinnt |
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In zwei, vier Menschenaugen neu. |
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— Wie eine Katze springt, gefleckt, der Wind |
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Zwischen des Asphalts Lichterstreu |
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Und trägt den fetten, weißen Rauch |
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Im Maul den jungen Winden ins Nest. |
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Er faßt die Dirnen an den Bauch |
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Und klemmt die dünnen Röcke fest. |
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— Da sind Gesichter, lachen nett, |
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Daß alle Zähne blecken müssen; |
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Die Louis zeigen ihr Skelett, |
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Louise läßt mich ihres küssen. |
Details zum Gedicht „Friedrichstraßenkroki 3 Uhr 20 Nacht“
Paul Boldt
4
16
87
1914
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Friedrichstraßenkroki 3 Uhr 20 Nacht“ ist vom deutschen Dichter Paul Boldt, der von 1885 bis 1921 lebte. Das impliziert eine Einordnung in den Beginn des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt zur Epoche der literarischen Moderne, in welcher Boldt als Vertreter des Expressionismus bekannt wurde.
Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und enthält einen starken Hauch von Urbanität, Nacht und Verfall, welche typisch für den Expressionismus sind.
Inhaltlich lässt sich das Gedicht als eine lyrische Darstellung der nächtlichen Straßenszene der Friedrichstraße in Berlin im frühen 20. Jahrhundert interpretieren. Das lyrische Ich nimmt die Straßenszene sinnlich intensiv und sehr detailreich wahr, wobei besonders Dirnen als prägende Charaktere der nächtlichen Straße hervorgehoben werden. Des Weiteren assoziiert das lyrische Ich das nächtliche Stadtbild mit toten Gewässern und einem spektakulären, farbigen Lichteinfluss, was auf eine Mischung aus Faszination und Ablehnung gegenüber der urbanen Umgebung hindeutet.
Im Hinblick auf die Form und die Sprache des Gedichts, ist zu beachten, dass es sich bei den vier Strophen um jeweils vier freie Verse handelt, die keinen direkten Reim oder festes Metrum aufweisen. In seinem lyrischen Ausdruck verbindet Boldt realistische Alltagswelt mit mythologischen und surrealen Elemente, etwa durch die personifizierte Darstellung des Windes und der Circe aus der griechischen Mythologie. Die Sprache ist dabei markant und bildhaft; sie schafft eine intensive, fast greifbare Atmosphäre. Die Wortwahl ist dabei keineswegs zufällig, sondern trägt maßgeblich zur Symbolik und zur Schaffung von Stimmung bei. Hierbei stechen insbesondere Ausdrücke wie „fetten, weißen Rauch“, „blecken müssen“ oder „Katze springt, gefleckt, der Wind“ hervor, die dramatisch und zum Teil verstörend wirken und damit typisch für den Expressionismus sind.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Friedrichstraßenkroki 3 Uhr 20 Nacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Boldt. Der Autor Paul Boldt wurde 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1914 entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 87 Worte. Der Dichter Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Wiedersehen“, „Der Denker“ und „Der Schnellzug“. Zum Autor des Gedichtes „Friedrichstraßenkroki 3 Uhr 20 Nacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 49 Gedichte veröffentlicht.
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