Berliner Abend von Paul Boldt

Spukhaftes Wandeln ohne Existenz!
Der Asphalt dunkelt und das Gas schmeißt sein
Licht auf ihn. Aus Asphalt und Licht wird Elfenbein.
Die Straßen horchen so. Riechen nach Lenz.
 
Autos, eine Herde von Blitzen, schrein
Und suchen einander in den Straßen.
Lichter wie Fahnen, helle Menschenmassen:
Die Stadtbahnzüge ziehen ein.
 
Und sehr weit blitzt Berlin. Schon hat der Ost,
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Der weiße Wind, in den Zähnen den Frost,
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Sein funkelnd Maul über die Stadt gedreht,
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Darauf die Nacht, ein stummer Vogel, steht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Berliner Abend“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Berliner Abend“ und ist von Paul Boldt verfasst. Paul Boldt gehörte zu den Vorreitern des literarischen Expressionismus in der deutschen Literatur, wobei seine produktivste und bekannteste Phase von 1910 bis 1921 war.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht die Atmosphäre einer Großstadt am Abend, genauer gesagt Berlin, auf eine stark stilisierte und künstlerisch hochwertige Weise darstellt. Auf den ersten Blick könnte man sagen, es stellt die Nacht und ihre akustischen, visuellen und olfaktorischen Wahrnehmungen in den Vordergrund.

Einfach gesagt, beschreibt das lyrische Ich die Metropole bei Nacht. Die ersten Verse könnten auf das einsetzende Dunkel, das durch die Straßenbeleuchtung in ein schaurig-schönes Licht getaucht wird, hindeuten. Im zweiten Teil greift der Autor moderne Phänomene wie Automobile und eine sich bewegende Menschenmenge auf, die durch die Stadtströme ziehen. Schließlich endet das Gedicht mit einer Fernsicht auf die Stadt und der Ankunft der kalten Nacht.

Die Auswahl der Worte, die Dramatisierung der Szenen und das fast grelle Aufleuchten der Stadt bei Nacht könnten als Ausdruck des Expressionismus interpretiert werden. Damit könnte Boldt versuchen, die Emotionen und den Rhythmus der modernen Stadt auf eine tiefe und persönliche Weise auszudrücken.

Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen. Es folgt kein traditionelles Reimschema. Dafür fällt der häufige Einsatz von Alliterationen und Anaphern (Wiederholungen) auf, die den Rhythmus des Gedichts stärken. Auffallend ist der Sprachstil des Gedichts, der einige expressionistische Merkmale aufweist: metaphorische Bilder, Hyperboles und den Gebrauch des Präsens, um den Eindruck des Momentanen und Eindringlichen zu erzeugen.

Weitere Informationen

Paul Boldt ist der Autor des Gedichtes „Berliner Abend“. Boldt wurde im Jahr 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 80 Worte. Weitere Werke des Dichters Paul Boldt sind „Der Schnellzug“, „Der Turmsteiger“ und „Die Dirne“. Zum Autor des Gedichtes „Berliner Abend“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 49 Gedichte vor.

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