Fehler der fürstlichen Erziehung von Susanne von Bandemer
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Ein König ließ den Erben seines Throns |
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Mit großem Fleiß erziehn. Man sucht in den Provinzen |
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Zum Unterrichte seines Sohns |
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Die größten Meister auf. Man unterwies den Prinzen |
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In allen Künsten, die zur Zier |
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Und Nutzen dieneten. Er lernte zeichnen, tanzen, |
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Palläste bauen, Städt’ umschanzen, |
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Blies seine Flöte, spielte sein Klavier; |
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Man ließ ihn in den Alterthümern unterweisen, |
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Und nahm noch, (denn er sollte reisen) |
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Die besten Lehrer in vier Sprachen an. |
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Zwey Reisende befragten einen alten Mann |
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An seinem Hofe: „Sagt uns, aber ungeheuchelt, |
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Was Euer Prinz am besten kann?“ |
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Gut reiten, sprach der Mann, weil ihm kein Pferd geschmeichelt. |
Details zum Gedicht „Fehler der fürstlichen Erziehung“
Susanne von Bandemer
2
15
101
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Fehler der fürstlichen Erziehung“ stammt von der Dichterin Susanne von Bandemer, die im Zeitraum vom 2. März 1751 bis zum 30. Dezember 1828 gelebt hat. Somit ist das Gedicht in der Epoche der Aufklärung einzuordnen, in welche die Autorin mit ihrer Lebenszeit fällt.
Ersten Eindruck des Gedichts gibt die Beschreibung von einem König, der versucht, seinen Erben umfassend und vielseitig auszubilden und zu erziehen. Die Ausbildung enthält sowohl künstlerische als auch pragmatische Elemente. Allerdings endet das Gedicht mit der entlarvenden Beobachtung eines alten Mannes, der bemerkt, dass trotz all der Bemühungen und Vielseitigkeit der Ausbildung des Prinzen, seine herausragende Fähigkeit das Reiten ist, und nicht eine der zahlreichen Künste und Wissenschaften, die ihm beigebracht wurde.
Inhaltlich ist das Gedicht eine satirische Kritik an der damaligen fürstlichen Erziehung, und durchaus auch verallgemeinerbar auf jegliche Formen von Bildung, die mehr auf das Erreichen von Prestige, statt auf die Entwicklung von praktischen Fähigkeiten und individuelle Neigungen fokussiert sind. Die Aussage des lyrischen Ichs könnte interpretiert werden als Kritik an einer Bildung, die den Menschen zu sehr formen und formieren will, ohne dessen individuelle Stärken und Interessen zu berücksichtigen.
Im Hinblick auf die Sprache und Form des Gedichts fällt auf, dass das Gedicht sich durch einen klaren und einfachen Sprachduktus auszeichnet und ohne feste Reimschemata auskommt. Das einfache, narrative Vorgehen unterstreicht die Kritik am aufwändigen und überladenen Bildungsprogramm für den Prinzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Fehler der fürstlichen Erziehung“ von Susanne von Bandemer durch seine satirische Kritik an überladenen Bildungsprogrammen und seinen Hinweis auf die Bedeutung praktischer Fähigkeiten und individueller Neigungen auch heute noch von Relevanz ist. Die sprachliche Schlichtheit und Eindringlichkeit des Gedichts unterstreicht seine Aussage und macht es zugleich zu einem anschaulichen Beispiel der Literatur der Aufklärung.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Fehler der fürstlichen Erziehung“ der Autorin Susanne von Bandemer. 1751 wurde Bandemer in Berlin geboren. Im Jahr 1802 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für das Gedicht „An Ihn“, „An Karl Hadermann“ und „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“. Zur Autorin des Gedichtes „Fehler der fürstlichen Erziehung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.
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Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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