Die siebte römische Elegie von Johann Wolfgang von Goethe
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O wie fühl' ich in Rom mich so froh! gedenk' ich der Zeiten, |
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da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing, |
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trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte, |
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farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag |
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und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes |
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düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank. |
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Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne; |
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Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor. |
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Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen, |
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und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag. |
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Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum' ich? Empfänget |
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dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast? |
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Ach! hier lieg' ich und strecke nach deinen Knien die Hände |
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flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich! |
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Wie ich hereingekommen? ich kann's nicht sagen; es faßte |
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Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran. |
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Hast du ihr einen Heroen heraufzuführen geboten? |
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Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrtums Gewinn! |
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Deine Tochter Fortuna, sie auch! Die herrlichsten Gaben |
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teilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut. |
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Bist du der wirkliche Gott? O dann, so verstoße den Gastfreund |
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nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab! |
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„Dichter, wohin versteigest du dich?" — Vergib mir: Der hohe |
24 |
kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp. |
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Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später, |
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Cestius' Denkmal vorbei, leise zum Orkus hinab! |
Details zum Gedicht „Die siebte römische Elegie“
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1749 - 1832
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die siebte römische Elegie“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1765 bis 1832 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.
Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise 1786 und mit Goethes Tod im Jahr 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert beeinflusst. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Die Vertreter der Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit zu erreichen. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Außerdem verwendeten die Autoren eine gehobene, pathetische Sprache. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.
Das 232 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 26 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An die Entfernte“, „An die Günstigen“ und „An einen jungen Prahler“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Die siebte römische Elegie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1617 Gedichte vor.
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