Die Erde war so lange geizig von Heinrich Heine
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Die Erde war so lange geizig, |
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Da kam der Mai, und sie ward spendabel, |
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Und alles lacht, und jauchzt, und freut sich, |
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Ich aber bin nicht zu lachen kapabel. |
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Die Blumen sprießen, die Glöcklein schallen, |
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Die Vögel sprechen wie in der Fabel; |
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Mir aber will das Gespräch nicht gefallen, |
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Ich finde Alles miserabel. |
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Das Menschenvolk mich ennuyiret, |
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Sogar der Freund, der sonst passabel; – |
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Das kömmt, weil man Madame tituliret |
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Mein süßes Liebchen, so süß und aimabel. |
Details zum Gedicht „Die Erde war so lange geizig“
Heinrich Heine
3
12
76
1822–1823
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Erde war so lange geizig“ stammt vom deutschen Dichter Heinrich Heine, der von 1797 bis 1856 lebte. Das bedeutet, seine Schaffensperiode fällt in die Epoche der Romantik.
Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine melancholische Stimmung hat. Es entsteht ein offensichtlicher Kontrast zwischen der blühenden und lebendigen Natur im Frühling und dem inneren Seelenzustand des lyrischen Ichs, welches sich traurig und unglücklich fühlt.
Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um den Gegensatz zwischen der Fröhlichkeit der Natur und der Traurigkeit des lyrischen Ichs, das selbst inmitten schöner landschaftlicher und gesellschaftlicher Ereignisse keine Freude finden kann. Der Schlüssel zum Verständnis dieses starken Kontrastes wird im letzten Vers deutlich, wenn das lyrische Ich klagt, dass seine Geliebte nun von allen als Madame tituliert wird. Es deutet also darauf hin, dass seine Geliebte nicht mehr für ihn erreichbar ist.
Dies drückt das lyrische Ich in simplem, geradlinigem Deutsch aus, das dennoch kraftvolle Bilder und Emotionen evoziert. Der kontrastreiche Inhalt ist auch in der Struktur des Gedichts abgebildet: Jede Strophe besteht aus vier Versen, wobei die ersten beiden Verse jeweils das fröhliche Bild der Natur entwerfen und die letzten beiden Verse die traurige Stimmung des lyrischen Ichs schildern.
Das Gedicht bedient sich sehr bildlicher, fast malerischer Sprache. Diese bildgewaltige Sprache vollzieht sich in einfachen, klaren Worten und verleiht dem Gedicht eine große Eindringlichkeit. Dazu tragen auch die rhythmusgebenden Reime bei, die ein weiteres Stilmittel des Dichters sind und seinem Schmerz Ausdruck verleihen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heine in diesem Gedicht ein sehr persönliches, emotionales Lied des Verlusts und der Enttäuschung singt, das gerade durch seine Einfachheit und Klarheit berührt. Dabei gelingt ihm eine eindrucksvolle Darstellung der Diskrepanz zwischen Außenwelt und Innenwelt, zwischen Frühlingsfreude und persönlicher Trauer.
Weitere Informationen
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Die Erde war so lange geizig“. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1823 zurück. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 76 Worte. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Zum Autor des Gedichtes „Die Erde war so lange geizig“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.
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