Heimgang in der Frühe von Detlev von Liliencron
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In der Dämmerung, |
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um Glock zwei, Glock dreie, |
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trat ich aus der Tür |
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in die Morgenweihe. |
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Klanglos liegt der Weg, |
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und die Bäume schweigen, |
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und das Vogellied |
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schläft noch in den Zweigen. |
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Hör ich hinter mir |
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sacht ein Fenster schließen. |
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Will mein strömend Herz |
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übers Ufer fließen? |
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Sieht mein Sehnen nur |
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blond und blaue Farben? |
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Himmelsrot und grün |
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samt den andern starben. |
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Ihrer Augen Blau |
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küßt die Wölkchenherde, |
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und ihr blondes Haar |
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deckt die ganze Erde. |
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Was die Nacht mir gab, |
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wird mich lang durchbeben, |
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meine Arme weit |
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fangen Lust und Leben. |
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Eine Drossel weckt |
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plötzlich aus den Bäumen, |
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und der Tag erwacht |
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still aus Liebesträumen. |
Details zum Gedicht „Heimgang in der Frühe“
Detlev von Liliencron
7
28
106
1844 - 1909
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Heimgang in der Frühe“ wurde vom deutschen Lyriker Detlev von Liliencron verfasst, der in der Zeit von 1844 bis 1909 lebte. Somit ist das Gedicht in die Epoche des Realismus einzuordnen.
Das Gedicht hinterlässt auf den ersten Blick einen sehr stimmungsvollen, fast verträumten Eindruck. Es erzeugt Bilder eines ruhigen, frühen Morgens, in den das lyrische Ich scheinbar mit einer Fülle von Emotionen und Erinnerungen an die vorangegangene Nacht zurückkehrt.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht die Rückkehr des lyrischen Ichs in der Morgendämmerung. Es wird eine Atmosphäre der Stille und Ruhe vermittelt, unterbrochen von leisen, intensiven Wahrnehmungen, wie dem Schließen eines Fensters oder dem Erwachen der Vögel. Besonders auffallend ist das wiederholte Bezugnehmen auf die Farben Blau und Blond, welche auf eine bestimmte Person hinweisen, vermutlich eine Frau, die in der vergangenen Nacht eine Rolle gespielt hat. Ihre Präsenz scheint so stark, dass sie das Erleben der Umwelt des lyrischen Ichs beeinflusst - ihr blondes Haar deckt die ganze Erde, ihre blauen Augen spiegeln sich in den Wolken. Diese Erinnerung an sie und das, was in der Nacht stattgefunden hat, erfüllt das lyrische Ich mit einer Mischung aus Sehnsucht und Lebenslust.
Formal besteht das Gedicht aus sieben vierzeiligen Strophen, wobei jede Zeile in der Regel aus vier Hauptbetonungen besteht. Grammatikalisch und sprachlich ist es relativ einfach und klar strukturiert, was die visuelle Imagery und die emotionalen Konnotationen, die durch die Farbsymbolik und die natürlichen Bilder erzeugt werden, noch verstärkt. Der sprachliche Stil ist sehr beschreibend und verleiht den Text einen fast malerischen Charakter.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Heimgang in der Frühe“ ein stimmungsvolles Gedicht ist, das die Intensität eines intimen, persönlichen Erlebnisses in der Stille des frühen Morgens eindrucksvoll vermittelt. Es illustriert die Fähigkeit der Poesie, tiefgehende Emotionen und Zustände der Seele in Worte zu fassen, die den Leser sowohl visuell als auch emotional berühren können.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Heimgang in der Frühe“ ist Detlev von Liliencron. Geboren wurde Liliencron im Jahr 1844 in Kiel. Zwischen den Jahren 1860 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Liliencron ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Detlev von Liliencron sind „König Regnar Codbrog“, „Die Musik kommt“ und „Er liebte schneidig Schön Thora“. Zum Autor des Gedichtes „Heimgang in der Frühe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 63 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Detlev von Liliencron sind auf abi-pur.de 63 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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