Sonntags am Rhein von Robert Reinick

Des Sonntags in der Morgenstund',
Wie wandert's sich so schön
Am Rhein, wenn rings in weiter Rund'
Die Morgenglocken gehn!
 
Ein Schifflein zieht auf blauer Flut,
Da singt's und jubelt's drein;
Du schifflein, gelt, das fährt sich gut
In all die Luft hinein?
 
Vom Dorfe hallet Orgelton,
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Es tönt ein frommes Lied,
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Andächtig dort die Prozession
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Aus der Kapelle zieht.
 
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Und ernst in all die Herrlichkeit
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Die Burg herniederschaut
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Und spricht von alter, guter Zeit,
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Die auf den Fels gebaut.
 
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Das alles beut der prächt'ge Rhein
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An seinem Rebenstrand
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Und spiegelt recht in hellem Schein
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Das ganze Vaterland.
 
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Das fromme, treue Vaterland
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In seiner vollen Pracht,
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Mit Lust und Liedern allerhand
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Vom lieben Gott bedacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Sonntags am Rhein“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
115
Entstehungsjahr
1805 - 1852
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Sonntags am Rhein“ stammt von Robert Reinick, einem deutschen Dichter und Maler der Romantik, geboren 1805 und gestorben 1852. Reinick war ein typischer Vertreter der Biedermeierzeit, in der sich das Bürgertum angesichts politischer Restauration und gesellschaftlicher Starrheit in das Private und das Genießen des Lebens zurückzog.

Beim ersten Lesen fällt die heitere und ruhige Stimmung des Gedichts auf, die durch die Bilder einer idyllischen Sonntagsstimmung in der Natur erzeugt wird. Sie wird realisiert durch Elemente wie den Morgenspaziergang am Rhein, das Boot auf dem Fluss, die feierliche Prozession aus der Kapelle und die auf einen Felsen gebaute Burg.

Inhaltlich kombiniert das Gedicht Motive der Natur, Religion und Heimatliebe. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich von einem Morgenspaziergang am Rhein an einem Sonntag; das Läuten der Glocken verleiht dieser Szene eine sakrale Dimension. Die zweite Strophe führt das Motiv des Flusses fort und fügt das Element des Gesangs hinzu, was auf Fröhlichkeit und Lebendigkeit hinweist. In der dritten Strophe wird das religiöse Motiv durch den Klang der Orgel und eine Prozession verstärkt. Die vierte Strophe beschreibt eine Burg, die ernst auf die Landschaft herabschaut und an vergangene Zeiten erinnert. In der fünften und sechsten Strophe wird die Idee des Heimatlandes als ein Ort der Schönheit und Fülle entwickelt, der von Gott gesegnet ist.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus sechs vierzeiligen Strophen mit einem Kreuzreim (abab).

Die Sprache des Gedichtes ist einfach und klar, was typisch für die Biedermeierzeit war, in der man sich auf das Alltägliche konzentrierte und einen einfachen, unprätentiösen Stil bevorzugte. Die positive Stimmung wird hervorgehoben durch Begriffe wie „prächt'ge“, „helle Schein“ oder „voller Pracht“.

Besondere Stilmittel sind die Personifikation der Burg, die „von alter, guter Zeit spricht“, und die Metapher des Rheins als Spiegel des Vaterlandes.

Das Gedicht vermittelt somit eine Idylle des alltäglichen, bürgerlichen Lebens in Harmonie mit der Natur und der Religion und der Verbundenheit mit der Heimat. Es zeigt eine ideale Welt, in der jeder Sonntag ein Fest ist, ein Ort des Friedens, der Schönheit und der frommen Andacht. Pathetisch wird hier die Heimatliebe inszeniert und der Rhein als nationales Symbol stilisiert.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonntags am Rhein“ des Autors Robert Reinick. Der Autor Robert Reinick wurde 1805 in Danzig geboren. In der Zeit von 1821 bis 1852 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 115 Worte. Weitere Werke des Dichters Robert Reinick sind „Kuriose Geschichte“, „Sommernacht“ und „Die Ablösung“. Zum Autor des Gedichtes „Sonntags am Rhein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 18 Gedichte veröffentlicht.

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