Rückkehr von Robert Reinick

Das ist gewiß die größte Not,
Wer aus der Fremde kommt nach Haus
Und findet seine Liebe tot;
Da gehn ihm alle Freuden aus.
 
Es war an einem Sonntag früh,
Da kam ich in die Stadt hinein;
Ich dachte nur allein an sie,
Wir wollten nun recht glücklich sein!
 
Und an der Kirche zog ich hin,
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Wo ich das erste Mal sie sah;
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Ich hörte Orgelklang darin,
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Wie schlug so froh mein Herze da!
 
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Hier, dacht' ich, wirst du sie nun sehn,
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Wie sie für dich zum Heiland fleht!
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Ich wollt' auch ganz von ferne stehn,
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Um nicht zu stören ihr Gebet.
 
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Und wie ich in die Kirche kam,
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Ward plötzlich mir so angst und bang,
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Ein jedes Aug' in Thränen schwamm,
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Sie sangen einen Grabgesang.
 
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Und wie ich kam zum Hochaltar,
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Da sah ich, ach, du lieber Gott!
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Den Rosenkranz im blonden Haar,
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Die Liebste kalt und blaß und tot!
 
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Wie da mir ward, ich weiß es nicht,
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Solch Schmerz ist wirklich auch zu groß;
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Und daß er nicht das Herz zerbricht,
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Ist wohl das allerschlimmste Los.
 
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Das waren schwere sieben Jahr',
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Seit ich von meiner Liebsten schied;
31 
Nun liegt sie auf der Totenbahr'
32 
Das ist das End' von solchem Lied.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Rückkehr“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
202
Entstehungsjahr
1805 - 1852
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rückkehr“ von Robert Reinick, einem deutschen Künstler und Dichter des 19. Jahrhunderts, kann im Kontext der Romantik eingeordnet werden, die von ungefähr 1795 bis 1848 dauerte.

Der erste Eindruck ist eine schwermütige Wirkung mit einem tragischen Ende, was typisch für die Romantik ist. Die Stimmung ist scheinbar von Trauer und Verlust geprägt.

Das lyrische Ich erzählt von seiner Rückkehr nach Hause nach sieben Jahren in der Fremde, mit der Erwartung, seine geliebte Frau wiederzusehen. Doch bei seiner Ankunft findet er sie tot vor. Der Verlust seiner Liebe ist für ihn das „schlimmste Schicksal“. Er fühlt sich elend und ist in tiefem Kummer versunken. Die Hoffnung, die er bei seiner Heimkehr empfand, wird durch die grausame Entdeckung zerstört.

Das Gedicht besteht aus 8 Strophen von jeweils 4 Versen und folgt keinem erkennbaren Reimschema. Es verwendet einfache Sprache und direkte Ausdrücke, um die Emotionen des lyrischen Ichs darzustellen. Darüber hinaus verwendet Reinick Metaphern und Symbolik, wie den „Rosenkranz im blonden Haar“, um die Todesszene zu skizzieren.

Ein entscheidendes Merkmal des Gedichts ist die klare Erzählstruktur, die fortlaufend eine Geschichte erzählt - von freudiger Erwartung bis zur tiefen Traurigkeit. Die Worte, die verwendet werden, erzeugen Bilder, die die Traurigkeit und Verzweiflung des lyrischen Ichs betonen.

Insgesamt reflektiert das Gedicht eine Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Vergangenheit und stellt die Unausweichlichkeit des Todes dar. Die Liebe, die das Ich für die Frau empfindet, wird durch ihre Abwesenheit noch verstärkt. Sie verkörpert eine Idealvorstellung der Frau für den Dichter, die nicht erreicht werden kann. Dies verstärkt das Gefühl der Traurigkeit und Einsamkeit im Gedicht und spiegelt das grundlegende Motiv der Romantik wider, nämlich das Streben nach unerreichbaren Idealen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Rückkehr“ des Autors Robert Reinick. Im Jahr 1805 wurde Reinick in Danzig geboren. Zwischen den Jahren 1821 und 1852 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 202 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere Werke des Dichters Robert Reinick sind „Kuriose Geschichte“, „Sommernacht“ und „Die Ablösung“. Zum Autor des Gedichtes „Rückkehr“ haben wir auf abi-pur.de weitere 18 Gedichte veröffentlicht.

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