Bundeslied von Ernst Moritz Arndt

Sind wir vereint zur guten Stunde,
Wir starker, deutscher Männerchor,
So dringt aus jedem frohen Munde
Die Seele zum Gebet hervor:
Denn wir sind hier in ernsten Dingen
Mit hehrem, heiligem Gefühl;
Drum muß die volle Brust erklingen
Ein volles, helles Saitenspiel.
 
Wem soll der erste Dank erschallen?
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Dem Gott, der groß und wunderbar
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Aus langer Schande Nacht uns allen
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In Flammen aufgegangen war,
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Der unsrer Feinde Trotz zerblitzet,
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Der unsre Kraft uns schön erneut
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Und auf den Sternen waltend sitzet
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Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
 
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Wem soll der zweite Wunsch ertönen?
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Des Vaterlandes Majestät!
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Verderben allen, die es höhnen!
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Glück dem, der mit ihm fällt und steht!
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Es geh', durch Tugenden bewundert,
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Geliebt durch Redlichkeit und Recht,
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Stolz von Jahrhundert zu Jahrhundert,
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An Kraft und Ehren ungeschwächt!
 
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Das dritte, deutscher Männer Weide!
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Am hellsten soll's geklungen sein!
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Die Freiheit heißet deutsche Freude,
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Die Freiheit führt den deutschen Reihn,
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Für sie zu leben und zu sterben,
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Das flammt durch jede deutsche Brust,
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Für sie um großen Tod zu werben,
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Ist deutsche Ehre, deutsche Lust.
 
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Das vierte - Hebt zur hehren Weihe
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Die Hände und die Herzen hoch!
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Es lebe alte deutsche Treue!
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Es lebe deutscher Glaube hoch!
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Mit diesen wollen wir's bestehen,
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Sie sind des Bundes Schild und Hort:
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Fürwahr es muß die Welt vergehen,
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Vergeht das feste Männerwort.
 
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Rückt dichter in der heil'gen Runde
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Und klingt den letzten Jubelklang!
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Von Herz zu Herz, von Mund zu Munde
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Erbrause freudig der Gesang!
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Das Wort, das unsern Bund geschürzet,
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Das Heil, das uns kein Teufel raubt
47 
Und kein Tyrannentrug uns kürzet,
48 
Das sei gehalten und geglaubt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „Bundeslied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
264
Entstehungsjahr
1815
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bundeslied“ wurde von Ernst Moritz Arndt verfasst, einem deutschen Schriftsteller und politischen Aktivisten, der vom 26. Dezember 1769 bis 29. Januar 1860 lebte. Arndt war eine wichtige Persönlichkeit der deutschen Befreiungsbewegung im frühen 19. Jahrhundert und dieser Einfluss spiegelt sich in seinem Gedicht „Bundeslied“ wider.

Das Gedicht hinterlässt zunächst den ersten Eindruck von Stärke und Gemeinschaftsgeist, da das lyrische Ich von einem „starken, deutschen Männerchor“ spricht. Das Gedicht ist auch von einem intensiven Nationalismus geprägt, da Arndt auf das Vaterland, die Heimat und die darin verankerten traditionellen Werte wie „Treue“ und „Glaube“ Bezug nimmt.

Inhaltlich scheint das Gedicht eine Art Lobgesang oder Hymne auf die deutsche Nation und ihre Tugenden zu sein. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich davon, dass sie in ernsten Angelegenheiten „mit hohem, heiligem Gefühl“ versammelt sind. Das Gebet oder der Dank geht dann an Gott (Strophe 2), denen die Ehre des Vaterlandes (Strophe 3), die Freiheit (Strophe 4) und die traditionellen Werte von Treue und Glaube (Strophe 5).

Die Form des Gedichts ist recht konventionell, mit acht Zeilen pro Strophe. Die Sprache ist hochpoetisch und voller Pathos, wie wenn das lyrische Ich von „deutscher Männer Weide“, „deutscher Freude“ und „deutscher Ehre“ spricht. Die Verwendung von Wiederholungen und Alliterationen verstärkt das mitreißende Gefühl des Gedichts.

Zusammengefasst ist das „Bundeslied“ nicht nur ein Ausdruck von Arndts Nationalismus, sondern auch ein Ausdruck von Gemeinschaftsgefühl und Hingabe an höhere Ideale, sei es Gott, das Vaterland oder bestimmte Tugenden. Es könnte sowohl ein Spiegelbild von Arndts eigenen Überzeugungen als auch ein Aufruf an seine Landsleute sein, sich für diese Werte und Ideale einzusetzen. Im Kontext seiner Zeit könnte es auch als Reaktion auf die politischen Umwälzungen und die Befreiungskriege in Europa interpretiert werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Bundeslied“ des Autors Ernst Moritz Arndt. Im Jahr 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1815 zurück. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 264 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Der Dichter Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Ballade“, „Die Zaunranke und der Klee“ und „Elegie“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bundeslied“ weitere 285 Gedichte vor.

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