Lehre an mich von Ernst Moritz Arndt
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Auf! Lege deiner Jugend Harnisch an! |
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Und schnalle um auch deine Rittersporen! |
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Was Glück? Sein Rädlein rollet ab und an; |
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Was Ruhm? Ein dunst'ges Gaukelbild für Toren. |
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Was bunter Tand, wonach die Menge greift? |
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Was Gold und Glanz und Titelklang und Orden? |
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Du greife das, was nicht wie Zufall schweift, |
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Du halte fest, was kein Tyrann kann morden. |
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Was du in strenger Arbeit dir erwarbst, |
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Was du im schweren Kampfe dir errungen, |
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Wodurch du reich sein wirst, auch wenn du darbst, |
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Und siegreich, wenn dich auch Gewalt bezwungen |
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Das zarte Unsichtbare such' hervor, |
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Das dünne Fünkchen aus der Götterflamme, |
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Und jauchze: Zittre, Bube! Zittre, Tor! |
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Dies ist's, wodurch ich dir dein Nichts verdamme. |
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Dies ist's, worauf die ganze Erdenlast, |
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Wirfst du sie drauf, nur liegt und nimmer drücket, |
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Das Unsichtbare, was Gewalt nicht faßt, |
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Und, faßte sie's, nicht von der Stelle rücket, |
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Das Starke, was den bittern Feind, den Tod, |
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Mit allen seinen Schrecken selbst mag töten, |
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Das Frohe, was mit hellem Morgenrot |
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Des Unglücks dickste Wetternacht mag röten. |
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Dies nimm dir! Ruf auch die Gesellen auf, |
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Gespielen und Genossen tapfrer Jugend, |
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Die in der ernsten Arbeit dir den Lauf |
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Gestrecket auf der heißen Bahn der Tugend: |
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Durch das, was zornig schon den Knaben riß |
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Hinweg vom Tand, wonach's die vielen lüstet; |
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Steh nun als Mann im Sturm und Streit gewiß, |
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Auf! Waffne deine Schar und sei gerüstet! |
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O sieh! Schon steht dein tapfrer Wappenknecht, |
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Der edle Stolz, und zucket mit dem Eisen; |
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Drei Helfer sitzen auf, der Mut, das Recht, |
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Das Licht - sie wollen sich die Alten weisen; |
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Die Wahrheit trägt das leuchtende Panier, |
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Die Hoffnung schwingt die fliegende Standarte; |
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Auch unsichtbare Kämpfer folgen dir; |
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Gebet und Wunsch sind Hüter auf der Warte. |
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Mit solchen mutig drein auf Sieg und Tod! |
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Es gilt, was Freien ziemlich sei, was Knechten; |
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Nur einen Jammer gibt's, nur eine Not, |
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Für nichts und schlimmer gar für Frevel fechten. |
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Hinein mit Gott! Dein kleines Schicksal rollt |
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Aus seiner Hand mit Millionen Losen. |
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Das glaube - fest geschieht, was er gewollt |
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Und glaubst du recht, so werden Nesseln Rosen. |
Details zum Gedicht „Lehre an mich“
Ernst Moritz Arndt
6
48
345
1820
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Ernst Moritz Arndt, ein deutscher Schriftsteller und Historiker, der ein wichtiger Promotor des Liberalismus und Nationalismus in Deutschland war. Geboren wurde Arndt im Jahr 1769 und verstorben ist er 1860, womit sein Wirken in die Epoche der Romantik und des Biedermeier fällt.
Das Gedicht „Lehre an mich“ macht beim ersten Eindruck einen ermutigenden und anspornenden Eindruck. Es ruft auf zu Tugend und eigenen Leistungen sowie der Abkehr von Oberflächlichkeiten und äußerem Schein.
Inhaltlich spricht das lyrische Ich - vermutlich ein alterndes, erfahrenes Individuum - zu sich selbst und formt dabei eine Art Lebensmotto oder Leitlinie. Es kritisiert die Vergänglichkeit von Glück, Ruhm und materiellen Besitztümern. Stattdessen betont es die Bedeutung von Idealismus, persönlicher Entwicklung und moralischer Stärke. Gewinn und Triumph sollen durch harte Arbeit und Kampf errungen werden, und auch die Bedeutung von Freiheit und Wahrheit wird hervorgehoben.
Die Form des Gedichts ist sehr strukturiert und rhythmisch mit sechs gleich strukturierten Strophen die jeweils acht Verse umfassen. Der Stil und die Sprache sind energisch und durchzogen von einem Pathos, das gut zur aufgerufenen Erhebung und Anstrengung passt.
Hervorstechend sind die zahlreichen Metaphern und symbolischen Bildwelten, die Arndt verwendet. Diese Metaphern wie Rittersporen, Harnisch oder Waffen stammen aus der Ritterzeit und strahlen Tugenden wie Mut und Ehre aus. Die Wahl dieser Metaphern zeigt, dass Ernst Moritz Arndt die traditionellen Tugenden der Ritterzeit zu schätzen und als Vorbild sieht.
Das Gedicht kann als Selbstgespräch interpretiert werden, in dem sich das lyrische Ich Mut zuspricht und auf den rechten Weg hinweisen will. Seine Sprache und Botschaft wirken wie ein Ruf nach individuellem Idealismus und moralischer Unabhängigkeit und widerstehen den oberflächlichen Versuchungen des Glücks, des Ruhms und des Reichtums. Damit passt es gut in die Gedankenwelt der Romantik, in der die Betonung auf Gefühlen und individueller Freiheit liegt.
Weitere Informationen
Ernst Moritz Arndt ist der Autor des Gedichtes „Lehre an mich“. Arndt wurde im Jahr 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. 1820 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 345 Worte. Die Gedichte „Der Weihnachtsbaum“, „Klage um Auerswald und Lichnowsky“ und „Das Glück, das glatt“ sind weitere Werke des Autors Ernst Moritz Arndt. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lehre an mich“ weitere 285 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)
- Der Mann
- Der Weihnachtsbaum
- Klage um Auerswald und Lichnowsky
- Das Glück, das glatt
- Laßt wehen, was nur wehen kann
- Ballade
- Die Zaunranke und der Klee
- Elegie
- Die Biene und der Lenz
- Leben
Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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