Grabesgrün von Ernst Moritz Arndt

Die Helden schlafen - all ihr Schall und Schein
Wie stumm und dunkel unterm Leichenstein!
Wie schließt das Grab - sie nennen's sanfte Ruh'
Für alle gleich so Klang als Wonne zu!
 
Die Helden schlafen - rostend hangt ihr Schwert
Mit Schild und Helm und Fahnen ehrenwert,
Frisch wirkt die Motte drein und webt der Wurm,
Kalt braust vorbei des Tages wilder Sturm.
 
O Zeit, du graue Totengräberin,
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Ob allem Leid und Weh Hinschweberin,
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O Zeit, nur du allein hast nimmer Zeit,
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Hinfliegen heißet dir Unsterblichkeit.
 
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Unsterblichkeit? Wohl mir! Ich sehe grün
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Aus deinem Grau das Leben wieder blühn,
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Im Zeugen und Gebären ewig jung
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Schwingst du der Welt geheimnisvollen Schwung.
 
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Unsterblichkeit? Wohl mir! Drum Heldenmacht
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Erbebe nicht dem Schlaf der langen Nacht!
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Verklinget, Namen und Gedächtnis, gar!
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Nichts stirbt, was wirklich gut und göttlich war.
 
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Frisch kämpft die Tat, hell klingt das mächt'ge Wort
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Gleich Blitz und Licht allgegenwärtig fort,
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Geburt und Tod im steten Wechsellauf,
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Hier schläft's, und dort wacht's lustig wieder auf.
 
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So kreiset denn, Jahrtausend', euren Tanz,
26 
So greife, Geist, den höchsten Wonneglanz,
27 
Zerschlage das Sekundenglas der Zeit
28 
Und greife und begreife Ewigkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Grabesgrün“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
187
Entstehungsjahr
1842
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Grabesgrün“ wurde von dem deutschen Lyriker, Historiker und Politiker Ernst Moritz Arndt verfasst. Er wurde 1769 geboren und starb 1860, daher ist das Gedicht zeitlich in die Epoche des Biedermeier bis hin zur Revolution 1848 einzuordnen.

Nach einem ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen ernsten, tiefgründigen Eindruck. Es thematisiert den Tod, die Vergänglichkeit, aber auch die Unsterblichkeit und die Hoffnung. Es hat eine Melancholie, die mit einer gewissen Trostlosigkeit verbunden ist, aber auch mit der Aussicht auf Wiedergeburt und Erneuerung.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die Erinnerung an verstorbene Helden und die Unausweichlichkeit des Todes. Das lyrische Ich reflektiert über die Vergänglichkeit des Lebens und den Verfall von Errungenschaften. Auch wenn der Tod als Endpunkt wirkt, betont das lyrische Ich, dass wahre Größe und Güte, symbolisiert durch die heroischen Taten und Worte, niemals sterben.

Arndt nutzt sieben Strophen mit je vier Versen, basierend auf einem strengen Reimschema. Die Sprache ist eindringlich und stark bildlich, mit einer Kombination aus konkreten und metaphorischen Elementen. Mit Ausdrücken wie „rostend“ in Bezug auf Schwerter und „Motte“ und „Wurm“ in Bezug auf den Zerfall symbolisiert das Gedicht sowohl die Vergänglichkeit als auch den ewigen Kreislauf von Leben und Tod.

Die erste Hälfte des Gedichts konzentriert sich mehr auf den Tod und die Vergänglichkeit, während die zweite Hälfte zur Unsterblichkeit und zum immerwährenden Lebenszyklus übergeht. Es wird ein Kontrast zwischen dem stillen, ruhigen Tod (Strophen 1 und 2) und der aktiven, lebendigen Unsterblichkeit (Strophen 5, 6 und 7) hergestellt. Der personifizierte Zeitgeist (Strophe 3 und 4) dient als eine Art Übergang zwischen beiden.

Abschließend ist zu sagen, dass „Grabesgrün“ ein tiefgründiges, eindrucksvolles Gedicht ist, das mit bildreichen Metaphern und einer kraftvollen Sprache den ewigen Kreislauf von Leben und Tod verkörpert. Es vermittelt eine ernsthafte, doch hoffnungsvolle Botschaft über die Vergänglichkeit und die Unsterblichkeit der wahren Güte und Größe.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Grabesgrün“ des Autors Ernst Moritz Arndt. Der Autor Ernst Moritz Arndt wurde 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1842 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 187 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere Werke des Dichters Ernst Moritz Arndt sind „Leben“, „Melittion“ und „Das Los des Schönen“. Zum Autor des Gedichtes „Grabesgrün“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 285 Gedichte vor.

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