Münchner Zensurbeirat von Frank Wedekind
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Die Zensur wählt einen Beirat, |
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Und der Beirat rät genau, |
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Wie in einer Musterheirat |
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Die normale Ehefrau. |
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Dreimal »Ja« auf alle Fragen, |
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Wie der Zensor sie bespricht. |
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»Nein« darf nur der Zensor sagen, |
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Für den Beirat gibt's das nicht. |
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Sollte je ein Rat sich lohnen, |
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Weil ihr Leid die Menschheit klagt, |
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Dann, um sein Gehirn zu schonen, |
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Wird der Beirat nicht gefragt. |
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Und zu solchen Narrenspossen, |
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Aller Menschenwürde bar, |
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Bieten heut sich unverdrossen |
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Lauter Ehrenmänner dar. |
Details zum Gedicht „Münchner Zensurbeirat“
Frank Wedekind
4
16
76
1864 - 1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht wurde von Frank Wedekind, einem bekannten Dramatiker und Schriftsteller der späten 1800er und frühen 1900er Jahre, verfasst. Als Teil des modernen Dramas und der Expressionismus-Epoche stehen seine Arbeiten oft in scharfer Kritik an der Gesellschaft und den bestehenden Normen. Dieses bestimmte Gedicht scheint keine Ausnahme zu sein.
Beim ersten Eindruck fallen einige sarkastische und satirische Elemente auf, mit denen Wedekind die Münchner Zensur und ihren Beirat kritisiert. Es wird ein Bild einer sehr beschränkten und autoritären Zensurbehörde gezeichnet, in der nur eine Meinung - die des Zensors - zählt und wo vom Beirat nur Zustimmung erwartet wird.
Im Gedicht wird die Zensur als eine Art autoritäre Ehefrau dargestellt, während der Beirat in der Rolle des gehorsamen Ehemanns steht, der stets mit „Ja“ auf alle Anweisungen antwortet. In diesem Szenario hat das Zensor-Ehepaar das letzte Wort, wobei der Beirat nicht einmal gefragt wird, wenn seine Ratschläge sinnvoll sein könnten. Wedekind scheint besonders diejenigen zu kritisieren, die bereitwillig diese unterwürfige Rolle im Beirat übernehmen und ihre Würde und Integrität gegen Autorität und Unterdrückung eintauschen.
Formal besteht das Gedicht aus vier gleich strukturierten Strophen mit jeweils vier Versen, was einen geregelten, fast bürokratischen Rhythmus erzeugt, der ironischerweise den byzantinischen Prozess der Zensur widerspiegelt. Darüber hinaus verwendet Wedekind einfache, klare Sprache und kräftige Bilder, um seine scharfe Kritik an der Zensur und ihren Werkzeugen, dem Beirat, zu verdeutlichen. Es scheint ihm vor allem darum zu gehen, die Absurdität und Ungerechtigkeit des bestehenden Systems aufzuzeigen und seine Leser dazu anzuregen, selbst zu denken und die Autorität in Frage zu stellen. Diese Intention lässt sich auch in vielen anderen Werken von Wedekind finden und steht repräsentativ für seine kritische Position gegenüber den gesellschaftlichen Normen und Autoritäten seiner Zeit.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Münchner Zensurbeirat“ des Autors Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Im Zeitraum zwischen 1880 und 1918 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 76 Worte. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Allbesiegerin Liebe“, „Alte Liebe“ und „Altes Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Münchner Zensurbeirat“ haben wir auf abi-pur.de weitere 114 Gedichte veröffentlicht.
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