Wedekind, Frank - Frühlings Erwachen (Analyse, Akt 3 in Szene 3)

Schlagwörter:
Frank Wedekind, Interpretation Akt 3 in Szene 3, Zusammenfassung, Dialoganalyse, Referat, Hausaufgabe, Wedekind, Frank - Frühlings Erwachen (Analyse, Akt 3 in Szene 3)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Aufsatz zu Frank Wedekind „Frühlings Erwachen“

Analyse und Interpretation von Akt 3 in Szene 3 aus „Frühlings Erwachen“

Gliederung / Inhalt

Die Jugend ist eine aufregende Zeit, wenn nicht so gar die aufregendste des Lebens. Du entdeckst in diesem Lebensabschnitt so viel Neues, was du dir zunächst nicht vorstellen kannst, wie etwa die erste große Liebe. Du erkundest dich selbst und wirst dich ganz neu kennenlernen. Aber diese Zeit kann auch schlechte Erfahrungen mit sich bringen. Doch das wichtigste ist dann, dass du dich nicht selbst verlieren darfst. Die Zeit der Jugend ist dafür da, dass du Fehltritte machen darfst, du musst nur daraus lernen und diese nicht wiederholen.

Die Eltern können bei der Entdeckung Spaßverderber sein und wir Jugendliche empfinden sie als lästig. Man möchte es nicht immer einsehen als Kinder, doch im Grunde möchten unsere Eltern nur das Beste für ihre Kinder.

In der Kindertragödie „Frühlings Erwachen“, welches von Frank Wedekind im 19. Jahrhundert verfasst worden ist, wird die Thematik der sexuellen Entdeckung von den vorkommenden Jugendlichen und deren aufkommenden Problemen mit ihren Eltern dargestellt.

In dem Werk stehen die Gymnasiasten Melchior Gabor, Moritz Stiefel und das Mädchen Wendla Bergmann im Mittelpunkt. Die Jugendlichen suchen nach Antworten auf die drängenden Probleme der Pubertät. Von Melchior ist eine Aufklärungsschrift verfasst worden mit dem Titel „Der Beischlaf“, welcher nach Moritz Tod in seinen Sachen gefunden worden sind. Melchior ist daraufhin für den Tod verantwortlich gemacht und von der Schule verwiesen worden. Nachdem herausgekommen ist, dass Wendla von ihm schwanger geworden ist, diskutieren seine Eltern, Herr und Frau Gabor, ob sie ihren Sohn in eine Erziehungsanstalt stecken werden. Diese Unterhaltung führen die beiden, da sie ihren Sohn lieben und trotz ihrer Uneinigkeiten bezüglich der Erziehungsmethoden nur das Beste für Melchior wollen.

Im Folgenden wird die Analyse und Interpretation des Gesprächs zwischen Herrn Gabor und Frau Gabor, welcher im 3. Akt 3. Szene zu finden ist, durchgeführt.

Zusammenfassung

Zunächst folgt die inhaltliche Zusammenfassung des Dialogs. Der Dialog fängt damit an, dass Frau Gabor sich über die Anschuldigungen gegenüber ihren Sohn aufregt, dass diese doch nichtig sein. Es wird laut ihr nur ein Schuldiger für den Tod von Moritz gesucht und Melchior bietet sich hierbei an. Sie möchte nicht diejenige sein, welche ihren Sohn Melchior wegschickt. Herr Gabor offenbart daraufhin seine Unzufriedenheit mit der Erziehungsmethode von seiner Frau, welche er bis jetzt tatenlos akzeptiert hat. Er, Herr Gabor, möchte sein Kind bessern, in dem er ihm Regeln beibringt und eine Ernsthaftigkeit in die Erziehung des erwachsen werdenden Kindes hineinbringt.

Fanny Gabor ist sich noch immer nicht bewusst, dass ihre Methode der Erziehung nicht die richtige wahr und möchte ihren Melchior nicht wegschicken.

Im nächsten Redeanteil von Herrn Gabor erklärt er, dass er ebenfalls den gemeinsamen Sohn nicht außer Haus haben möchte, dennoch will er klarstellen, dass mit Melchior etwas nicht stimmt. Melchior hat einen Fehler begangen. Der Vater von Melchior reflektiert die Schrift des Sohnes als unmoralisch. Er möchte, dass seine Frau vernünftig wird.

Frau Fanny Gabor ist überzeugt von ihrer Methode der Erziehung, sie sieht keine Fehler. Für sie sind alle Geschehen und die Zusammenhänge ein Zufall. Sie entschuldigt die Schrift ihres Sohnes, Melchiors, als Beispiel eines Werkes seiner Kindheit. Sie droht außerdem mit der Scheidung, wenn ihr Mann ihr gemeinsames Kind in die Korrektionsanstalt schicken wird. Der Vater von Melchior sieht keinen Ausweg und tröstet seine Frau, dass er sie nicht verlassen wird und sie die schreckliche Situation gemeinsam überstehen werden. Fanny Gabor stellt sich ihren Sohn, Melchior, in der Erziehungsanstalt vor und verdeutlicht, dass er sich dort nicht wohlfühlen wird. Sie möchte, dass sie für die Taten von Melchior verantwortlich gemacht wird. Herr Gabor versucht ihr weiterhin die Taten zu verdeutlichen. Er spricht nun den Brief an, welchen er von Wendlas Mutter, Frau Bergmann, bekommen hat. In diesem Brief gesteht Melchior Gabor seine Sünde, seine sexuellen Taten mit Wendla Bergmann. Beide sind sich hierbei einig, dass dieser Brief unmöglich von ihrem geliebten Melchior kommen kann: Er ist gefälscht und ein unglaubwürdiger Brief, da die Schrift nicht zu der des ihres Sohnes passt. Sie, Herr und Frau Gabor, können sich am Ende abstimmen, dass sie ihren Sohn in die Korrektionsanstalt schicken.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Dialoganalyse

Nachdem die Szene inhaltlich zusammengefasst wurde, kommen wir zur Dialoganalyse.

Die Gesprächsabsicht wird, nach dem man sich den Inhalt angeschaut hat, klar. Die Familie Gabor, Herr und Frau Gabor, ist sich uneinig über ihre vergangene Beziehungsmethode. Frau Fanny Gabor ist der Meinung, dass sie „[…] gewissenhaft und besonnen an Melchior gehandelt [habe] vom ersten Tag an […].“ (S. 63, Z. 8 f.) Außerdem hat ihr Sohn einen „[…] rechtlichen Charakter und edle Denkweise […]“. (S. 61, Z. 29 f.)

Herr Gabor ist ganz anderer Meinung: Die offene Methode der Erziehung, welche Melchiors Mutter anwendet, hielt er nicht für „[…] geistvoll […]“ (S. 61, Z. 10), somit für nicht sinnvoll. Er will nun nach „[…] vierzehn Jahre[n] schweigen[…]“ (S. 61, Z. 11) eingreifen und etwas verändern, damit er den Jungen noch ändern und seine Sicht auf die Welt gutmachen kann (vgl. S. 61, Z. 19 f.).

Ein anderer Punkt, welcher Anlass für das Gespräch der Beiden ist, ist, dass sie über Melchiors Zukunft entscheiden müssen. Am Anfang des Gesprächs sind sich die Eltern noch uneinig: Frau Gabor möchte Melchior nicht in die Korrektionsanstalt schicken (vgl. S. 61, Z. 22), doch aber Herr Gabor sieht keinen anderen Weg (vgl. S. 61, Z. 8f.). Am Ende der Unterhaltung werden sie sich einig und wollen ihren gemeinsamen Sohn in eine Erziehungsanstalt schicken (vgl. S. 65, Z. 9 – 13).

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Gesprächsanteil der Figuren

Nun wird der Gesprächsanteil jeder Figuren angeschaut.

Beide Charaktere führen eine qualitative Diskussion hinsichtlich der Reflexion ihrer Methoden der Erziehung und was sie dabei falsch oder richtig gemacht haben. Herr Gabor: „Ich habe deine geistvolle Erziehungsmethode vierzehn Jahre schweigend mit angesehen.“ (S. 61, Z. 10f.) Es wirkt zunächst wie ein Vorwurf gegenüber seine Frau, aber es ist ein Denkanstoß für ihn selbst. Frau Gabor: „[…] [in meinem] Kind [habe ich] einen rechtlichen Charakter und eine edle Denkungsweise [geweckt] (S. 61, Z. 29f). „Es soll mir nicht einfallen, ihn zu Entschuldigen zu wollen […]“ (S. 61, Z. 30f.). Frau Funny Gabor zeigt mit den beiden Aussagen, dass sie überzeugt von der Entwicklung ihres Sohnes, welche er durch sie erlangt hat, ist, aber dennoch einsichtig, dass sie nicht für alles schuldig ist.

Mit ihren Einwendungen gegenüber den Anderen ergänzen (komplementär) die beiden, Herr und Frau Gabor, sich. Dies merkt man deutlich auf der Seite 64 in den Zeilen zwölf bis vierzehn: Herr Gabor fängt mit dem Ausruf an, dass ihr Sohn, Melchior, sich vergangen hat, seine Frau Antwortet daraufhin, dass er es nicht getan hat.

Herr Gabor ist die führende Rolle im gesamten Gespräch, was ebenfalls durch die Gesprächssituation auf der Seite 64 in den Zeilen zwölf bis vierzehn verdeutlicht wird, da er nach seiner Aussage diese widerlegt und das Gespräch fortführt. Er geht immer wieder auf die Aussagen seiner Frau ein und lenkt die Diskussion zu dem Zweck des Gesprächs, wie „Das Hängt nicht von uns ab, Fanny“ (S. 62, Z. 3), „Du wirst dich dreinschicken müssen […]“ (S. 63, Z. 28) oder „Ich hätte alles darum gegeben, es deiner grenzenlosen Liebe ersparen zu dürfen“ (S. 64, Z. 14 f.).

Melchiors Vater wirkt überlegener (superior), als seine Frau, Fanny Gabor, welche unterlegener (inferior) wirkt. Fanny Gabors Mann, wirkt dominanter in dem Gespräch, da er die Taten seines Sohnes juristisch reflektiert: „Seine Schrift manifestiert jene exzeptionelle geistige Korruption, die wir Juristen mit dem Ausdruck ´moralischer Irrsinn´ bezeichnen.“ (S. 62,Z. 25ff.) und behauptet, dass jedem einen Fehltritt passieren kann (vgl. S. 62, Z. 28 f.). Er hat Hoffnung (vgl. S. 62, Z. 29 f.),wodurch sein Redeanteil bedachter wirkt. Besonders auf der Seite 63 in den Zeilen 28 und 29 „Du wirst dich dreinschicken müssen – wenn nicht heute, dann morgen.“ und in den Zeilen 33 und 34 […] es fehle nur noch, dass auch du mir noch verloren gingst.“, worauf Frau Gabor nur mit „Ich seh ihn nie wieder; ich seh ihn nie wieder“ (S. 63, Z. 35) antwortet, wird verdeutlicht, wer überlegener ist und somit das Gespräch mit sinnvollen Argumenten füllt, da sie auf die schrecklichen Aussagen nicht eingeht und diese nicht widerspricht.

Auch wenn beide Charaktere wichtige Dinge sagen, wirkt Fanny Gabors Redeanteil unterlegener (inferior), da sie nur das Schreckliche sieht: „Aber ich kann mein einziges Kind nicht gewaltsam in den Tod jagen lassen!“ (S. 61, Z. 1f.) oder „Hilf mir Gott, wie lässt sich dagegen aufkommen!“ (S. 63, Z. 3 f.). Im Grunde wiederholt sie dies immer wieder und es kommen keine Neunen ausschlaggebende Antworten von ihr.

Durch die bereits erhaltenden Informationen ist uns klar, dass es sich um eine Diskussion zwischen Herrn und Frau Gabor handelt: Wie ihre vergangenen Erziehungsmethoden waren und wie nun die Zukunft ihres Sohnes aussehen wird. Der Wendepunkt findet auf der Seite 64 ab der Zeile 29 statt. Ab da sind die beiden Eltern sich einig über die Zukunft ihres Sohnes: „- In die Korrektionsanstalt -“ (S. 64, Z. 13).

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Gesprächssituation

Nun wird die Gesprächssituation festgelegt.

Wo genau die Szene stattfindet, wird nicht erwähnt, aber man kann vermuten, dass diese bei Familie Gabor zu Hause stattfindet, da es ein recht privates Gespräch ist, welches man nicht nebenbei, außerhalb der eigenen vier Wände, wo es andere mitbekommen könnten, diskutieren würde.

Die Atmosphäre wirkt auf den Leser angespannt, da beide Rollen uneinig sind. Das Werk „Frühlings Erwachen“ (Titel) spielt sich am Ende des 19. Jahrhundert ab. In dieser Zeit herrschte in der Gesellschaft eine prüde Moralvorstellung und sexuelle Tabuisierung. Durch Melchiors Mutter, welche die Vorstellungen ihrer Mitbürger nicht wirklich widerspiegelt und ihm nicht mit dieser Disziplin, welche erwartet wird, erzogen hat, ist er nun Opfer dieser Gesellschaft, weshalb die Gesprächspartner, seine Eltern, über seine Zukunft einig werden müssen, damit er wieder in diese Auffassung des Jahrhunderts passt. In der Korrektionsanstalt widerfährt er „[…] Disziplin, Grundsätze, und einen moralischen Zwang, dem er sich unter allen Umständen zu fügen hat“ (S. 65, Z. 15ff.), „[…] Entwicklung einer christlichen Denk- und Empfindungsweise“ (S. 65, Z. 20f.) und „[der] Junge lernt dort endlich, das Gute zu wollen statt das Interessante, und bei seinen Handlungen nicht sein Naturell, sondern das Gesetz in Frage [zu]ziehen“ (S. 65, Z. 21-24).

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Sprache

Im Folgenden wird die Sprache der Gesprächspartner untersucht.

Beide Figuren verwenden eine gehobene Sprache, was der Zeit zuschulden ist. Bei Frau Gabor merkt man dies durch die Aussagen „[i]ch vertrete dir den Weg […]“ (S. 61, Z. 21) oder „[e]s soll mir nicht einfallen, ihn zu entschuldigen zu wollen […]“ (S. 61, Z. 31f.). Doch zum Ende des Gesprächs wird sie ruhiger, das bedeutet, dass sie weniger beiträgt zu den Einwendungen ihres ManneS. Fanny Gabor hält ihre Sätze nur noch ganz kurz: „Er hat sich nicht Vergangen!“ (S. 64, Z. 13), „Unmöglich!“ (S. 64, Z. 29), „Ein unerhörtes, schamloses Bubenstück!“ (S. 64, Z. 34) und „[…] In die Korrektionsanstalt […]“ (S. 65, Z. 11). Dadurch wirkt sie unterlegen zu den aussagekräftigen Redeanteilen ihres ManneS. Herr Gabor ist Anwalt (vgl. S. 62, Z. 27), weshalb er durch seinen Beruf erlernt hat, gut argumentieren zu können und somit sein Ausdruck bildungssprachlich wirkt. Dies merkt man auf der Seite 62 mit den folgenden Aussagen: „Seine Schrift hingegen entspricht keinem zufälligen gelegentlichen Fehltritt; sie dokumentiert mit schaudererregender Deutlichkeit den aufrichtig gehegten Vorsatz, jene natürliche Veranlagung, jenen Hang zum Unmoralischen, weil es das Unmoralische ist. Seine Schrift manifestiert jene exzeptionelle geistige Korruption, die wir Juristen mit dem Ausdruck ´moralischer Irrsinn´ bezeichnen.“ (S. 62, Z. 21 – 28) Die Aussage: „Leicht wird es keinem, mit dem Unglück zu diskontieren.“ (S. 63, Z. 29f.), ist ebenfalls ein Beweis für seinen Bildungsgrad. Melchiors Vater verwendet auch eine Metapher: „Wer zu schwach für den Marsch ist, bleibt am Wege.“(S. 62, Z. 5) Hiermit ist gemeint, dass man die Gesellschaftsnormen annehmen sollte, wenn dies nicht gemacht wird, ist man ausgeschlossen und erlangt im Leben nichts mehr. Melchior könnte bei der Gesprächssituation von der verwendeten Metapher seines Vaters kritisiert werden, da er einen Fehltritt begangen hat, welcher sein ganzes Leben auf den Kopf stellen könnte.

Auch Melchiors Mutter hat eine Metapher für ihren Sohn verwendet: „[…] dieses frühlingsfrohe Herz […]“ (S. 64, Z. 3). Melchior ist recht jung, er hat sein ganzes Leben noch vor sich. Er hat somit sehr viel Energie in seinem Körper, er blüht erst auf, so wie es die Blumen im Frühling tun. Frau Gabor möchte mit der Metapher das junge Alter ansprechen, wodurch er diesen Fehltritt verkraften und überleben kann. Er könnte woanders neu anfangen, was auch zur Debatte steht, aber nicht die beste Entscheidung ist (vgl. S. 65, Z. 5 ff.).

Der Dialog ist für das Gesamtwerk wichtig und ausschlaggebend. Man könnte auch sagen, dass es der Wendepunkt des gesamten Stücks ist, da von Herr und Frau Gabor über Melchiors Zukunft entschieden wird (vgl. S. 65, Z. 5-10) und ihm auch seine bis dahin zugestandene Freiheit weggenommen wird (vgl. S. 65, Z. 14ff.). Melchior und seine Mutter passen nicht wirklich in die Gesellschaft, durch ihre offene Art, welche zur damaligen Zeit unerwünscht ist. Doch aber durch diese Szene unterwirft die Mutter, Fanny Gabor, sich, da sie es zulässt und sich dafür entscheidet, ihren Sohn in die Korrektionsanstalt zuschicken (vgl. S. 65, Z. 11).

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Charakterisierung Herr & Frau Gabor

Im weiteren Verlauf erfolgt die Charakterisierung der zwei Figuren, Herr und Frau Gabor.

Beiden Charakteren kann man die Eigenschaft „gottesgläubig“ zuordnen, da man als Leser die Wortlaute, „Hilf mir Gott […]“ (S. 63, Z. 3), „Möge uns der Himmel davor behüten!“ (S. 62, Z. 7 f.) oder „[…] Gott, Gott […]“ (S. 64, Z. 3), durch den ganzen Dialog wiederkehrend liest.

Frau Gabor wirkt sehr aufbrausend, was der Situation zuschulden ist. Besonders auffällig ist dies auf der Seite 63, wo die Aussagen von ihr mit Ausrufen verdeutlicht werden: „Mann muss ein Mann sein, um so sprechen zu können! Man muss ein Mann sein, um sich so vom toten Buchstaben verblenden lassen zu können! Mann muss ein Mann sein, um so blind das in die Augen Springende nicht zu sehn!“ (S. 63, Z. 4-8) In diesem ganzen Abschnitt, wo sie redet, sind die Ausrufe wiederzufinden, wie in Zeile 14, 16,17,20, 23 und 25. Hier merkt man deutlich, dass die Frau nicht einverstanden mit dem Schicksal ihres Sohnes, Melchior, ist und, dass sie sich mit ihren Worten wehrt. Außerdem ist Fanny Gabor uneinsichtig. „Ich bin mir keines Unrechts bewusst.“ (S. 61, Z. 27) Diesen Satz sagt Frau Gabor am Anfang des Dialoges, womit sie sich selbst verteidigt. Sie beweist somit, dass sie die Anschuldigungen ihres Mannes, dass ihre Erziehung die falsche ist (vgl. S. 61, Z. 10f.), nicht annimmt und keinen Fehler bei ihr sieht. Daraufhin kann man Rückschlüsse auf ihren nächsten Charakterzug ziehen und zwar, dass sie leichtgläubig ist. Dadurch, dass Frau Gabor, Melchiors Mutter, nur das Beste für ihren Sohn möchte, sieht sie weder einen Fehler bei ihr noch bei Melchior (vgl. S. 61, Z. 10f.). Sie verteidigt Melchiors Schrift „Der Beischlaf“ als bedeutungsloses Werk der Kindheit (vgl. S. 63, Z. 18ff.). Erst als ihr Mann mit beweisen (vgl. S. 64, Z. 16 -24) kommt, stimmt sie ihm ohne Widerworte zu (vgl. S. 65, Z. 9ff). Trotz allem leidet sie an Verlustängsten. Sie möchte ihren Sohn nicht verlieren. „Ich sehe ihn nicht wieder; ich sehe ihn nicht wieder.“(S. 63, Z. 35f.) Durch die offene Erziehungsmethode der Mutter, haben Melchior und sie eine innige Beziehung zueinander (vgl. S. 63, Z. 8f.) woran sie hängt und nicht möchte, dass die verloren geht. Die Gedanken, dass Frau Gabor ihren Melchior in die Korrektionsanstalt schicken soll, was er laut ihr nicht überleben wird, macht ihr Angst (vgl. S. 61, Z. 22f.).

Nun wird Herr Gabors Charakter betrachtet.

Er wirkt beim ersten Mal lesen sehr dominierend. „Aber vertritt mir den Weg nicht, wenn ich dein und mein Unrecht an den Jungen gutzumachen suche!“ (S. 61, Z. 19f.) „Ihr Frauen seid nicht berufen, über solche Dinge zu urteilen.“ (S. 62, Z. 14f) „Ich sagte ihr, sie soll ihre fünfzehnjährige Tochter nicht auf Heuböden herumklettern lassen.“ (S. 65, Z. 2f.) Aussagen, welche seine dominante Art verdeutlichen. Er lässt sich nicht davon abbringen, seinem Sohn nun nach vierzehn Jahren ein besseres Leben zu ermöglichen, niemand soll ihm im Wege stehen.

Beim zweiten oder dritten Mal Lesen des Dialoges, von Melchiors Eltern, fällt auf, dass Herr Gabor liebevoll und vernünftig ist. „Das hängt nicht von uns ab, Fanny. – Das ist ein Risiko, das wir mit unserem Glück auf uns genommen.“ (S. 62, Z. 3f.) Er reflektiert die Fehler beider Elternteile. Er stellt seine Frau nicht als alleinige Schuldige da, die Fehler in der Erziehung, ihres gemeinsamen Sohnes, gemacht haben. Er möchte „[…] nicht länger streiten […]“ (S. 62, Z. 33f.). Außerdem reflektiert er von sich aus, wie seine Frau sich bei den Beschuldigungen gegenüber Melchior fühlt: „Ich fühle, wie schwer es dir wird.“ (S. 62, Z. 34f.) Es fällt ihm im gewissen Maße schwer seiner Frau beizubringen, dass ihr Sohn misslungen ist. Dennoch wird er ihr „[…] zur Seite stehen […]“ (S. 63, Z. 30f), denn es wird auch für ihn nicht leicht (vgl. S. 64,Z. 29f.). Nach der Anschuldigung, dass seine Frau, Fanny Gabor, die Scheidung möchte, baut er sie mit den Worten auf: „Leicht wird es keinem, mit dem Unglück zu diskontieren.“ (S. 63, Z. 29f) Somit beweist er seine Vernunft und dass er die Situation für niemanden verschlimmern möchte, dass es für die ganze Familie schwer ist.

Hierbei fällt auf, dass Frau Gabor eher das Negative in der gesamten Situation sieht und Herr Gabor Hoffnung hat, trotz der angespannten Situation. Der Mann ist der Anker der Frau, da es sie schwerer trifft als ihn: „Unsere Pflicht ist es, den Wankenden zu festigen, solange die Vernunft Mittel weiß.“ (S. 62, Z. 8f.) Frau Gabor aber geht immer wieder vom Schlimmsten aus (vgl. S. 62, Z. 1f.). Trotz der Uneinigkeiten und deren unterschiedlichen Charakterzüge, welche durch das Gespräch aufkommen, sind sie, mit Ausnahmen von einigen Vorwürfen, wie die falsche Erziehung (vgl. S. 12ff.) oder die Beschuldigung von Unmenschlichkeit (vgl. S. 63, Z. 20 – 23), und Drohungen, wie mit der Ankündigung einer Scheidung (vgl. S. 63, Z. 25), recht liebevoll zueinander.

Beide Charaktere haben eine andere Sicht auf die Welt: Herr Gabor ist Vertreter des Bürgertums, er hält sich an Normen und Werte der bürgerlichen Gesellschaft (vgl. S. 61, Z. 10f.). Frau Gabor aber hingegen verfolgt eine liberale und offene Weltanschauung (vgl. S. 63, Z. 8ff).
Die Erziehung und die Zukunft von Melchior steht im Mittelpunkt des Gespräches bzw. des Konfliktes, aufgrund der unterschiedliche Verfolgung, seiner Eltern, der Erwartungen der Gesellschaft, dieser Zeit.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Interpretation

Im nächsten Abschnitt erfolgt die Interpretation des Werkes „Frühlings Erwachen“ (Titel) von Frank Wedekind.

Besonders herausstechend ist, dass Frau Fanny Gabor nicht dem Ideal der Gesellschaftsnormen entspricht, aber dennoch am Ende des Dialoges zurückhaltend ist, nachdem sie sich stark und widersprüchlich zeigte, und schlussendlich von sich aus sagt, dass ihr Sohn „[i]n die Korrektionsanstalt“ (S. 65, Z. 11) gehen soll. Sie zeigt somit Einsicht hinsichtlich dessen, dass sie vielleicht doch, in der Vergangenheit eine etwas andere Methode der Erziehung wählen sollte. Die Frage, die man sich aber jetzt stellt, ist, warum Herr Gabor „[…] vierzehn Jahre schweigend […]“ (S. 61, Z. 11) bei der ihm, sichtlich unangemessenen Erziehung, von seiner Frau, nichts getan hat?

Oder weshalb er überhaupt eine Beziehung mit ihr eingegangen ist? Diese Frage kann man mit dem bekannten Spruch „Gegensätze ziehen sich an“ begründen. Die beiden Charaktere sind recht unterschiedlich, Herr Gabor ist der Vernünftige und Frau Gabor ist die Rebellin, weshalb vielleicht die Beziehung standhält. Sie ergänzen sich gegenseitig und offenbaren die verborgene Seite des jeweiligen Anderen.

An der Liebe von Herrn Gabor zu seinem Sohn kann man nicht zweifeln, ohne diese würde der Konflikt mit seiner Frau nicht stattfinden. Ihm könnte ohne das Interesse die Erziehung und die Zukunft von Melchior weiterhin von Belangen sein. Er beschreibt die Geburt seines Sohnes als Glück (S. 62, Z. 3). Nun ist der Vorfall mit dem Auftauchen des Briefes an Wendla, indem Melchior sein Vergehen an ihr erklärt (vgl. S. 64, Z. 20 – 24), der Punkt für den Vater, wo er endlich eingreift und seinem Sohn, Melchior, und auch seiner Frau helfen möchte. Melchior möchte er eine vielversprechende Zukunft bieten (vgl. S. 65, Z. 14f., Z. 21-24) und seiner Frau, Fanny Gabor, greift er unter die Arme, nachdem sie alleine für die Erziehung des gemeinsamen Sohnes verantwortlich war. Er hat vermutlich durch seinen Beruf, als Anwalt (vgl. S. 62, Z. 26), viel zu tun und tagsüber wenig Zeit für die Familie, weshalb er Melchior seiner Frau überlassen hat.

Frank Wedekind, der Auto der Kindertragödie, möchte vermutlich mit dem Werk verdeutlichen, dass es der Gesellschaft nichts bringt, den pubertären Jugendlichen nicht aufzuklären. Es werden nur schlimme Folgen auf die Jugend zukommen (vgl. S. 64, Z. 20-24).

Durch das Gespräch der zwei Eltern wird verdeutlicht, dass eine richtige Erziehung vonnöten ist, in welcher die Aufklärung mit inbegriffen ist. Außerdem verdeutlicht der Autor, dass bei einer Erziehung eines Kindes, welches beide Elternteile um sich hat, auch alle zwei zur Erziehung beitragen sollten, da, wie bei Melchiors Eltern, verschiedene Meinungen über bestimmte Anschauungen auf der Welt, wie Gesellschaftsnormen, Art der Kleidung oder Weltanschauung, verschieden betrachtet werden können und das Kind sich somit einen weiten Horizont schaffen kann. Mit mehr Wissen schafft man es besser durch die Welt und sammelt weniger Fehltritte.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Bezug zur heutigen Zeit

Schlussendlich kann man das Werk auf unsere heutige Zeit beziehen.

Unsere Gesellschaft wird immer offener, somit auch die Erziehung der Kinder, was von vielen der älteren Generation infrage gestellt wird, so wie die Erziehungsmethode von Melchior Mutter.

Doch wie sieht überhaupt die richtige Erziehung aus? Gibt es die? Kritik, gibt es immer, denn überall gibt es jemanden, der sich für eine bessere Mutter oder besseren Vater hält.

Durch Herrn Gabor und Frau Gabor wird uns erkenntlich, dass es nicht die eine Methode gibt. Jeder erzieht sein Kind so, wie er es für richtig hält. Am Ende des Tages ist man für sich, auch als heranwachsendes Kind, selbst verantwortlich.

Die Eltern sollen trotz allem die Ansprechpartner sein, mit denen man über alles reden kann und immer einen Ratschlag parat haben. Keine zukünftige Generation soll die Autorität der erwachsenen Personen verlieren.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Zurück