Botschaft von Hugo von Hofmannsthal

Ich habe mich bedacht, daß schönste Tage
Nur jene heißen dürfen, da wir redend
Die Landschaft uns vor Augen in ein Reich
Der Seele wandelten; da hügelan
Dem Schatten zu wir stiegen in den Hain,
Der uns umfing wie schon einmal Erlebtes,
Da wir auf abgetrennten Wiesen still
Den Traum vom Leben niegeahnter Wesen,
Ja ihres Gehns und Trinkens Spuren fanden
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Und überm Teich ein gleitendes Gespräch,
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Noch tiefere Wölbung spiegelnd als der Himmel:
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Ich habe mich bedacht auf solche Tage,
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Und daß nächst diesen drei: gesund zu sein,
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Am eignen Leib und Leben sich zu freuen,
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Und an Gedanken, Flügeln junger Adler,
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Nur eines frommt: gesellig sein mit Freunden.
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So will ich, daß du kommst und mit mir trinkst
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Aus jenen Krügen, die mein Erbe sind,
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Geschmückt mit Laubwerk und beschwingten Kindern,
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Und mit mir sitzest in dem Gartenturm:
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Zwei Jünglinge bewachen seine Tür,
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In deren Köpfen mit gedämpftem Blick
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Halbabgewandt ein ungeheures
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Geschick dich steinern anschaut, daß du schweigst
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Und meine Landschaft hingebreitet siehst:
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Daß dann vielleicht ein Vers von dir sie mir
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Veredelt künftig in der Einsamkeit
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Und da und dort Erinnerung an dich
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Ein Schatten nistet und zur Dämmerung
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Die Straße zwischen dunklen Wipfeln rollt
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Und schattenlose Wege in der Luft
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Dahinrolln wie ein ferner goldner Donner.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Botschaft“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
211
Entstehungsjahr
1897
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Botschaft“ wurde von Hugo von Hofmannsthal, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1874 bis 1929 lebte, verfasst. Hofmannsthal ist bekannt als einer der wichtigsten Vertreter der 'Wiener Moderne'.

Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als eine Hommage an die Natur, die Ästhetik des Erlebten und die Tiefe von Freundschaftsbeziehungen. Es behandelt einen transzendenten Blick auf die Welt und die Verschmelzung von innerer und äußerer Landschaft.

Inhaltlich reflektiert das lyrische Ich über jene Tage, die als die schönsten betrachtet werden können. Diese Tage sind jene, an denen es in der Natur ist, die Umgebung bewusst wahrnimmt und in tiefe Gespräche eingebunden ist. Dabei stellt das lyrische Ich fest, dass neben der Gesundheit und der Freude am eigenen Leben, das Zusammensein mit Freunden einen großen Wert besitzt. Es lädt einen Freund ein, sich ihm anzuschließen, und hofft, dass der Freund durch seine Anwesenheit seine landschaftlichen Erlebnisse bereichert - und dass die Erinnerung an diese gemeinsamen Erlebnisse in der Zukunft Trost und Inspiration bieten wird.

Die Form des Gedichts ist in freien Versen verfasst, es gibt keine strengen metrischen oder reimenden Regeln. Es besteht ein einziger Block, der eine intensive Reflexion und Erinnerung mit starken Bildern darstellt.

Die Sprache ist detailliert und reich an Metaphern und poetischen Bildern. Sie besteht aus einer Mischung aus abstrakter und konkreter Sprache. Das lyrisische Ich gibt eine scharfe Wiedergabe von physischen Aktivitäten und Landschaften, gleichzeitig jedoch gibt es vieles, was verborgen bleibt und zur Interpretation offensteht.

Insgesamt besticht Hofmannsthals Gedicht „Botschaft“ durch seine tiefe Reflektion über die Schönheit des Lebens, die Erinnerung und die Freundschaft. Es schafft es, eine komplexe Mischung aus individueller Erfahrung und allgemeingültiger menschlicher Emotion zu vermitteln. Es lässt die Leser*innen eintauchen in seine poetisch dichte Landschaft und sie ein Teil davon werden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Botschaft“ ist Hugo von Hofmannsthal. Geboren wurde Hofmannsthal im Jahr 1874 in Wien. 1897 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Hofmannsthal ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 211 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 32 Versen. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal ist auch der Autor für Gedichte wie „Ein Traum von großer Magie“, „Erlebnis“ und „Gesang der Ungeborenen“. Zum Autor des Gedichtes „Botschaft“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 40 Gedichte vor.

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