Der Jüngling in der Landshaft von Hugo von Hofmannsthal

Die Gärtner legten ihre Beete frei,
Und viele Bettler waren überall
Mit schwarzverbundnen Augen und mit Krücken –
Doch auch mit Harfen und den neuen Blumen,
Dem starken Duft der schwachen Frühlingsblumen.
 
Die nackten Bäume ließen alles frei:
Man sah den Fluß hinab und sah den Markt,
Und viele Kinder spielten längs den Teichen.
Durch diese Landschaft ging er langsam hin
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Und fühlte ihre Macht und wußte – daß
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Auf ihn die Weltgeschicke sich bezogen.
 
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Auf jene fremden Kinder ging er zu
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Und war bereit, an unbekannter Schwelle
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Ein neues Leben dienend hinzubringen.
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Ihm fiel nicht ein, den Reichtum seiner Seele,
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Die frühern Wege und Erinnerung
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Verschlungner Finger und getauschter Seelen
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Für mehr als nichtigen Besitz zu achten.
 
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Der Duft der Blumen redete ihm nur
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Von fremder Schönheit – und die neue Luft
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Nahm er stillatmend ein, doch ohne Sehnsucht:
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Nur daß er dienen durfte, freute ihn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Jüngling in der Landshaft“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
144
Entstehungsjahr
1896
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Jüngling in der Landschaft“ stammt von Hugo von Hofmannsthal, einem der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Hofmannsthal wurde 1874 geboren und starb 1929, somit ist das Gedicht zeitlich in die Epoche des Fin de Siècle einzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichtes strahlt eine gewisse Melancholie aus. Es wird eine Szene in einer Landschaft beschrieben, die von schwarzverbundenen Augen, Bettlern, mit Harfen spielenden Menschen, nackten Bäumen und spielenden Kindern geprägt ist. Der Jüngling scheint inmitten dieser Szenerie Teil der Landschaft zu sein und gleichzeitig hat er ein Bewusstsein von seiner Rolle in der Welt.

Inhaltlich illustriert das Gedicht das langsame Wandern eines Jünglings durch eine veränderte, frühlingshafte Landschaft. Mit den Augen eines Wahrnehmenden und Empfindenden nimmt er sein Umfeld auf und fühlt dabei eine Art von demütiger Unterordnung und Dienstbarkeit gegenüber der Welt. Er findet Freude im Dienen, scheint beinahe erfüllt von dieser neuen Rolle.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die aus je 5, 6, 7 und 4 Versen bestehen. Es folgt kein festes Reimschema und der Rhythmus variiert. Die emotionale Dichte wird durch eine präzise und bildhafte Sprache erreicht. Der Autor verwendet Metaphern („schwarzverbundene Augen“, „neue Blumen“) um sowohl die Atmosphäre als auch emotionale Zustände zu beschreiben.

Die Sprache des Gedichts ist detailliert und descriptiv, mit vielen physikalischen Bezugspunkten, die dem Leser ermöglichen, sich ein visuelles Bild der Szene zu machen. Dazu kommen dichte, emotive Passagen, die uns in die subjektive Wahrnehmung des lyrischen Ichs einführen.

Zusammenfassend ist „Der Jüngling in der Landschaft“ ein Gedicht, das die Beziehung eines Jünglings zur Welt beschreibt: Er nimmt sie wahr, erkennt ihre Schönheit und fühlt sich gleichzeitig dazu berufen, ihr zu dienen. Die äußere Beschreibung der Landschaft spiegelt so eine innere Entwicklung und Stimmung wider. Es ist eine stille und doch tiefgreifende Darstellung einer Transformation, die den Leser einlädt, auf ähnliche Weise die Welt zu betrachten und wahrzunehmen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Jüngling in der Landshaft“ des Autors Hugo von Hofmannsthal. Der Autor Hugo von Hofmannsthal wurde 1874 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1896 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 144 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Hugo von Hofmannsthal sind „Die beiden“, „Ein Knabe“ und „Ein Traum von großer Magie“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Jüngling in der Landshaft“ weitere 40 Gedichte vor.

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