Dein Antlitz... von Hugo von Hofmannsthal

Dein Antlitz war mit Träumen ganz beladen.
Ich schwieg und sah dich an mit stummem Beben.
Wie stieg das auf! Daß ich mich einmal schon
In frühern Nächten völlig hingegeben
 
Dem Mond und dem zuviel geliebten Tal,
Wo auf den leeren Hängen auseinander
Die magern Bäume standen und dazwischen
Die niedern kleinen Nebelwolken gingen
 
Und durch die Stille hin die immer frischen
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Und immer fremden silberweißen Wasser
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Der Fluß hinrauschen ließ – wie stieg das auf!
 
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Wie stieg das auf! Denn allen diesen Dingen
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Und ihrer Schönheit – die unfruchtbar war –
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Hingab ich mich in großer Sehnsucht ganz,
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Wie jetzt für das Anschaun von deinem Haar
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Und zwischen deinen Lidern diesen Glanz!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Dein Antlitz...“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1896
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dein Antlitz...“ ist von Hugo von Hofmannsthal, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1874 bis 1929 lebte. Daher lässt es sich zeitlich der Epoche des Fin de Siècle sowie der literarischen Strömung des Symbolismus zuordnen.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils drei bis fünf Versen. Auf den ersten Blick fällt die intensive Beschreibungen und detaillierte Sprachbilder auf. Daraus ergibt sich ein intensives, lebendiges und emotionales Bild.

Der Inhalt des Gedichts fokussiert sich auf die Betrachtung der angesehenen Person und die emotionalen Reaktionen des lyrischen Ich darauf. Es erinnert sich an vergangene Nächte, in denen es sich der Schönheit der Natur hingab - dem Mond, einem Tal, mageren Bäumen, dem Rauschen eines Flusses und Nebelwolken. Diese Erinnerungen - genannt im Gedicht als „das Aufsteigen“ - scheinen eine starke emotionale Reaktion beim lyrischen Ich zu bewirken. In den letzten Zeilen wird diese menschliche, emotionale Erfahrung mit der Schönheit der angesehenen Person verglichen, insbesondere deren Haare und Augen.

Durch diese Beschreibungen scheint das lyrische Ich die Überlegenheit der menschlichen Schönheit gegenüber der Natur zu betonen. Obwohl die Schönheit der Natur in gewisser Weise auffällig, eindrucksvoll und unvergesslich ist, bleibt sie dennoch „unfruchtbar“, verglichen mit der Wirkung, die die Schönheit der verehrten Person auf das lyrische Ich hat.

Im Bezug auf die Form und Sprache ist das Gedicht geprägt von einer sanften, rhythmischen und melodiösen Sprache, die einen emotionalen und fast lyrischen Ton erzeugt. Es verwendet bildliche Ausdrücke und Metaphern, um die überwältigenden Gefühle des lyrischen Ich auszudrücken. Die Struktur des Gedichts ist nicht festgelegt, variiert von Strophe zu Strophe und spiegelt damit vielleicht die wechselhaften Gefühle und Gedanken des lyrischen Ich wider. Insgesamt ist das Gedicht ein schönes Beispiel für Hofmannsthals Fähigkeit, komplexe Emotionen und subjektive Erfahrungen in einfacher und doch beeindruckender Sprache auszudrücken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Dein Antlitz...“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Hugo von Hofmannsthal. Hofmannsthal wurde im Jahr 1874 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1896 zurück. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 110 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal ist auch der Autor für Gedichte wie „Ein Traum von großer Magie“, „Erlebnis“ und „Gesang der Ungeborenen“. Zum Autor des Gedichtes „Dein Antlitz...“ haben wir auf abi-pur.de weitere 40 Gedichte veröffentlicht.

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