Im Abendrot von Joseph von Eichendorff

Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand,
Vom Wandern ruhn wir beide
Nun überm stillen Land.
 
Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.
 
Tritt her, und laß sie schwirren,
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Bald ist es Schlafenszeit,
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Daß wir uns nicht verirren
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In dieser Einsamkeit.
 
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O weiter, stiller Friede!
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So tief im Abendrot
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Wie sind wir wandermüde
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Ist das etwa der Tod?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Im Abendrot“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Im Abendrot“ stammt aus der Feder des deutschen Schriftstellers Joseph von Eichendorff, der der Epoche der Romantik zugeordnet wird. Aus dem Geburts- und Sterbedatum geht hervor, dass Eichendorff von 1788 bis 1857 lebte.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist von einer träumerisch-melancholischen Atmosphäre geprägt. Es entfaltet im Einklang mit dem Titel eine Abenddämmerungsszenerie, die sowohl Natur- als auch Gefühlswelt miteinander verbindet.

Inhaltlich erzählt das lyrische Ich von einer gemeinsamen Reise, die durch Not und Freude geprägt war, und die nun an einem Ort der Ruhe ihren Abschluss findet. Es wird angenommen, dass die beiden Wanderer, das lyrische Ich und eine nicht näher spezifizierte andere Person, ihren Lebensabend erreicht haben, was durch die Metapher des „Abendrots“ unterstützt wird.

Das lyrische Ich betont hierbei die Wichtigkeit der gegenseitigen Unterstützung und der geteilten Erlebnisse. Zudem wird die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden geäußert, die möglicherweise auf den nahenden Tod hindeuten könnte. Die abschließende Frage - „Ist das etwa der Tod?“ - bleibt jedoch unentschieden und schafft eine Atmosphäre der Ungewissheit und des Innehaltens.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen zu je vier Versen. Aufgefallen ist, dass die meisten Verse aus fünf Hebungen bestehen - was dem Fünfheber entspricht, einer traditionellen Form in der deutschen Lyrik. Die Worte sind schlicht und klar, Eichendorff bedient sich hier einer bildhaften, aber dennoch unkomplizierten Sprache.

Die Sprache dient dabei vor allem der Erzeugung von Atmosphäre und Emotion: Die Abenddämmerung, das ruhige Land, die steigenden Lerchen und der stiller Frieden sind alles Bilder, die eine ruhige, nachdenkliche Stimmung erzeugen. Diese Gemütslage scheint sowohl auf die Wanderer als auch auf den Leser abzufärben und lädt zu einer Reflexion über die Thematik des Alters und des Sterbens ein. Auch die Wiederholung bestimmter Begriffe - „wandermüde“, „Friede“, „Abendrot“ - verstärkt diese Atmosphäre und nhift, die zentralen Themen des Gedichts zu unterstreichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Im Abendrot“ eine tiefe und berührende Reflektion über das Altern, das Leben und den Tod darstellt, die in ihrer Einfachheit und Klarheit zu Herzen geht. Die Worte Eichendorffs stehen dabei sinnbildlich für die universelle menschliche Erfahrung von Vergänglichkeit und Abschied.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Im Abendrot“ ist Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 73 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Im Abendrot“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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