Einkehr von Ludwig Uhland

Bei einem Wirte, wundermild;
da war ich jüngst zu Gaste;
ein goldner Apfel war sein Schild
an einem langen Aste.
 
Es war der gute Apfelbaum,
bei dem ich eingekehret;
mit süßer Kost und frischem Schaum
hat er mich wohl genähret.
 
Es kamen in sein grünes Haus
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viel leichtbeschwingte Gäste;
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sie sprangen frei und hielten Schmaus
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und sangen auf das beste.
 
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Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
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auf weichen, grünen Matten;
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der Wirt, er deckte selbst mich zu
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mit seinem kühlen Schatten.
 
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Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit,
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da schüttelt' er den Wipfel.
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Gesegnet sei er allezeit
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von der Wurzel bis zum Gipfel!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Einkehr“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Einkehr“ wurde von Ludwig Uhland verfasst, einem wichtigen Vertreter der Schwäbischen Dichterschule im 19. Jahrhundert. Das Gedicht ist in einer bedeutsamen Periode deutscher Literaturgeschichte entstanden, die allgemein als „Biedermeier“ bekannt ist.

Das erste Gefühl beim Lesen des Gedichts ist eine Atmosphäre der Ruhe und Zufriedenheit. Man bekommt das Bild eines friedlichen Ortes in der Natur, wo der Erzähler Zuflucht und Erholung findet.

Im Gedicht berichtet das lyrische Ich über einen Aufenthalt bei einem Freund („Wirt“), der sich als Apfelbaum symbolisiert. Er findet Nahrung und Ruhe unter dem Baum, genießt das lebendige Treiben der vielen Tiere in den Ästen und Lob und Segen vom Wirt für die Gastfreundschaft.

Beim genauerem Hinsehen wird klar, dass das Gedicht eine tiefe Wertschätzung für die Natur ausdrückt. Der Apfelbaum (der Wirt) bietet nicht nur Nahrung und Schutz, sondern auch Gesellschaft und Unterhaltung. Für all das verlangt der Baum nichts als Dankbarkeit, was im letzten Vers ausgedrückt wird.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist klar und unkompliziert, und es gibt eine rhythmische Struktur, die dem Leser ein Gefühl von Frieden und einfachem, unkompliziertem Dasein vermittelt. Der Gebrauch von Reimen und visuellen Bildern fängt die Schönheit der Natur und die Freude an einfachen Freuden des Lebens ein.

Insgesamt vermittelt „Einkehr“ die Botschaft, dass das Glück in den einfachen Dingen des Lebens zu finden ist, wie zum Beispiel in der Natur, in Nahrung und in Ruhe. Es feiert die Schönheit und Großzügigkeit der Natur und betont die Bedeutung der Dankbarkeit. Es ist ein Gedicht, das eine innige Bindung und Liebe zur Natur ausdrückt, gepaart mit einem Geist der Ruhe und Gelassenheit.

Weitere Informationen

Ludwig Uhland ist der Autor des Gedichtes „Einkehr“. Der Autor Ludwig Uhland wurde 1787 in Tübingen geboren. Zwischen den Jahren 1803 und 1862 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Uhland ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 103 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Ludwig Uhland ist auch der Autor für Gedichte wie „Der König auf dem Thurme“, „Des Sängers Fluch“ und „Die Kapelle“. Zum Autor des Gedichtes „Einkehr“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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Zum Autor Ludwig Uhland sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.