Trinklied von Ludwig Uhland

Was ist das für ein durstig Jahr!
Die Kehle lechzt mir immerdar,
Die Leber dorrt mir ein:
Ich bin ein Fisch auf trocknem Sand,
Ich bin ein dürres Ackerland.
O, schafft mir, schafft mir Wein!
 
Was weht doch jetzt für trockne Luft!
Kein Regen hilft, kein Tau, kein Duft,
Kein Trunk will mir gedeihn.
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Ich trink' im allertiefsten Zug,
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Und dennoch wird mir's nie genug,
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Fällt wie auf heißen Stein.
 
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Was herrscht doch für ein hitz'ger Stern!
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Er zehrt mir recht am innern Kern
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Und macht mir Herzenspein.
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Man dächte wohl, ich sei verliebt:
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Ja, ja, die mir zu trinken gibt,
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Soll meine Liebste sein.
 
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Und wenn es euch wie mir ergeht,
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So betet, daß der Wein gerät,
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Ihr Trinker insgemein!
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O heil'ger Urban, schaff' uns Trost!
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Gib heuer uns viel edeln Most,
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Daß wir dich benedein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Trinklied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
137
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Ludwig Uhland, ein deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler und Politiker, der im 19. Jahrhundert lebte. Das Gedicht ist daher in die literarische Epoche des Biedermeier bzw. der Romantik einzuordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und vielleicht sogar ein bisschen albern. Es handelt von einer Figur, die einen enormen Durst und eine starke Sehnsucht nach Wein beschreibt.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, das sich in einem Zustand extremer Trockenheit und Durst befindet - sowohl körperlich als auch metaphorisch. Es vergleicht sich mit einem Fisch auf trockenem Land oder einem trockenen Acker. Es betont stark seine Verlangen nach Wein und betont, dass nichts anderes seine Durst löschen kann. Weiterhin wird dieser Durst auch metaphorisch als eine Art inneres Leiden dargestellt, das nur durch das Trinken von Wein gelindert werden kann.

Formal sind die vier Strophen des Gedichts gleich aufgebaut, jede besteht aus sechs Versen. Die Sprache ist klar und unkompliziert, die Metaphern sind leicht verständlich. Es herrscht ein regelmäßiger Rhythmus und Reimschema, was die Lesbarkeit und den melodischen Charakter des Gedichts erhöht.

Die Ausdrucksweise des lyrischen Ichs und auch die bildhaft dargestellte, übersteigerte Sehnsucht nach Wein lassen das Gedicht ein wenig humorvoll, vielleicht sogar ironisch wirken. Es könnte also auch als eine Art humoristischer Kritik an einer übermäßigen Trinkkultur gesehen werden. Gleichzeitig vermittelt es aber auch eine gewisse Lebensfreude und die Freude am Genuss.

Zum Schluss ruft das Gedicht die Mittrinker dazu auf, für eine gute Weinlese zu beten, was einerseits den hedonistischen Charakter unterstreicht, anderseits aber auch die Bedeutung des Weins für das gesellschaftliche Miteinander im 19. Jahrhundert aufzeigt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Trinklied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Uhland. Uhland wurde im Jahr 1787 in Tübingen geboren. Zwischen den Jahren 1803 und 1862 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Uhland handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte verschiedenste Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Lyriker der Romantik in Auflösung begriffen. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 137 Worte. Die Gedichte „Das alte, gute Recht“, „Am 18. Oktober 1816“ und „Auf den Tod eines Kindes“ sind weitere Werke des Autors Ludwig Uhland. Zum Autor des Gedichtes „Trinklied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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Zum Autor Ludwig Uhland sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.