Der König auf dem Thurme von Ludwig Uhland

Da liegen sie alle, die grauen Höhn,
Die dunkeln Thäler, in milder Ruh;
Der Schlummer waltet, die Lüfte wehn
Keinen Laut der Klage mir zu.
 
Für Alle hab’ ich gesorgt und gestrebt,
Mit Sorgen trank ich den funkelnden Wein;
Die Nacht ist gekommen, der Himmel belebt,
Meine Seele will ich erfreun.
 
O du goldne Schrift durch den Sterneraum!
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Zu dir ja schau’ ich liebend empor.
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Ihr Wunderklänge, vernommen kaum,
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Wie besäuselt ihr sehnlich mein Ohr!
 
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Mein Haar ist ergraut, mein Auge getrübt,
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Die Siegeswaffen hängen im Saal,
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Habe Recht gesprochen und Recht geübt,
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Wann darf ich rasten einmal?
 
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O selige Rast, wie verlang’ ich dein!
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O herrliche Nacht, wie säumst du so lang,
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Da ich schaue der Sterne lichteren Schein,
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Und höre volleren Klang!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der König auf dem Thurme“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
124
Entstehungsjahr
1805
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der König auf dem Thurme“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Uhland. Der Autor Ludwig Uhland wurde 1787 in Tübingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1805 entstanden. Stuttgart und Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Uhland handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 124 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ludwig Uhland sind „Die Kapelle“, „Unter der Linden“ und „Waldlied“. Zum Autor des Gedichtes „Der König auf dem Thurme“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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