Der König auf dem Thurme von Ludwig Uhland

Da liegen sie alle, die grauen Höhn,
Die dunkeln Thäler, in milder Ruh;
Der Schlummer waltet, die Lüfte wehn
Keinen Laut der Klage mir zu.
 
Für Alle hab’ ich gesorgt und gestrebt,
Mit Sorgen trank ich den funkelnden Wein;
Die Nacht ist gekommen, der Himmel belebt,
Meine Seele will ich erfreun.
 
O du goldne Schrift durch den Sterneraum!
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Zu dir ja schau’ ich liebend empor.
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Ihr Wunderklänge, vernommen kaum,
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Wie besäuselt ihr sehnlich mein Ohr!
 
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Mein Haar ist ergraut, mein Auge getrübt,
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Die Siegeswaffen hängen im Saal,
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Habe Recht gesprochen und Recht geübt,
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Wann darf ich rasten einmal?
 
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O selige Rast, wie verlang’ ich dein!
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O herrliche Nacht, wie säumst du so lang,
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Da ich schaue der Sterne lichteren Schein,
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Und höre volleren Klang!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der König auf dem Thurme“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
124
Entstehungsjahr
1805
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der König auf dem Turme“ wurde von Ludwig Uhland verfasst, einem deutschen Dichter, der im frühen 19. Jahrhundert, genauer zwischen 1787 und 1862, gelebt und gewirkt hat. Uhlands Werke sind typisch für die Romantik, eine Epoche, die durch eine tiefe Emotion und die Liebe zur Natur charakterisiert ist.

Auf den ersten Blick sticht hervor, dass es sich um ein konfessionelles Stück handelt, in dem das lyrische Ich, der König, seine innersten Gefühle und Gedanken teilt. Die Stimmung des Gedichts strahlt eine gewisse Schwermut und Sehnsucht aus.

Inhaltlich reflektiert das lyrische Ich, der König, seine lange und sorgenvolle Amtszeit, wobei er sowohl seine Pflichten als auch die Last dieser Pflichten betont. Er fühlt, dass er sein Bestes getan hat, um über sein Reich und seine Menschen zu wachen. Jetzt sehnt er sich nach Ruhe und Zufriedenheit, die ihm in der stillen, friedlichen Nacht verheißen wird. Er blickt zum Sternehimmel hinauf, von dessen Wunder und Schönheit er fasziniert wird. In dieser Ruhe zeigt sich der König sehr menschlich, er wirkt sowohl ermattet als auch erwartungsvoll auf das, was kommt.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht aus fünf Strophen besteht, die alle vier Verse haben. Es handelt sich also um einen durchgängigen Vierzeiler. Sprachlich nutzt Uhland eine poetische und erhabene Ausdrucksweise, um die majestätischen und tiefgründigen Emotionen des Königs widerzuspiegeln. Die verwendete Sprache ist dabei bildhaft, aber gleichzeitig präzise und klar. So drückt Uhland die tiefe Sehnsucht des Königs nach Frieden und Rast aus und schafft es dabei, sowohl dessen Verdienste als auch die Last seiner Aufgaben augenfällig zu machen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Der König auf dem Turme“ ein eindrucksvolles Gedicht ist, das die menschlichen Emotionen hinter königlicher Macht und Würde enthüllt und dabei eine tiefe Sehnsucht nach Frieden und Erfüllung ausdrückt. Gleichzeitig stellt es auch eine Hommage an die Schönheit der Nacht und das Geheimnis des Universums dar.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der König auf dem Thurme“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Uhland. Der Autor Ludwig Uhland wurde 1787 in Tübingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1805 entstanden. Stuttgart und Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Uhland handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 124 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ludwig Uhland sind „Die Kapelle“, „Unter der Linden“ und „Waldlied“. Zum Autor des Gedichtes „Der König auf dem Thurme“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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