Die Kapelle von Ludwig Uhland

Droben stehet die Kapelle,
Schauet still in’s Thal hinab,
Drunten singt bei Wies’ und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab’.
 
Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor;
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.
 
Droben bringt man sie zu Grabe,
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Die sich freuten in dem Thal;
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Hirtenknabe! Hirtenknabe!
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Dir auch singt man dort einmal.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Kapelle“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
59
Entstehungsjahr
1805 (Erstdruck 1807)
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Kapelle“ wurde von Ludwig Uhland verfasst, der von 1787 bis 1862 lebte. Es lässt sich zeitlich in die Romantik einordnen, was an den Motiven und der Stimmung des Gedichts erkennbar ist.

Der erste Eindruck des Gedichts ist eine Kontrastierung zwischen oben und unten, zwischen Freude und Trauer. Die Kapelle steht erhoben auf einem Hügel und schaut still ins Tal hinab. Unten singt fröhlich der Hirtenknabe bei Wiese und Quelle. Doch dann wird es traurig, das Glöcklein der Kapelle tönt nieder, es erklingen schauerlich die Lieder des Leichenchors. Die fröhlichen Lieder verstummen und der Hirtenknabe lauscht nach oben.

Der Inhalt des Gedichts ist zweigeteilt. In der ersten Strophe wird die fröhliche Atmosphäre im Tal beschrieben, wo der Hirtenknabe sorglos und glücklich singt. Doch in der zweiten Strophe wird die Stimmung abrupt traurig, als das Glöcklein der Kapelle erklingt und der Leichenchor schauerliche Lieder singt. Die fröhlichen Lieder verstummen und der Knabe lauscht nach oben. In der dritten Strophe wird offenbart, dass auch der Hirtenknabe einmal in die Kapelle gebracht wird, um dort beerdigt zu werden.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Der Wechsel zwischen den Strophen markiert eine Veränderung der Stimmung. Die Reime sind teilweise umarmend (ABBA), teilweise kreuzgereimt (ABAB). Diese verschiedenen Reimschemata unterstützen den Kontrast zwischen Freude und Trauer im Gedicht.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich. Es werden klare Bilder geschaffen, die die Kontraste verdeutlichen. Die Worte und Sätze sind kurz und prägnant, was die Stimmung verstärkt und die Aussage des lyrischen Ichs betont: dass das Leben vergänglich ist und der Tod unausweichlich.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Kapelle“ des Autors Ludwig Uhland. Geboren wurde Uhland im Jahr 1787 in Tübingen. Das Gedicht ist im Jahr 1807 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Tübingen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Uhland ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 59 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Ludwig Uhland ist auch der Autor für Gedichte wie „Unter der Linden“, „Waldlied“ und „Trinklied“. Zum Autor des Gedichtes „Die Kapelle“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

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