Das alte, gute Recht von Ludwig Uhland

Wo je bei altem, gutem Wein
Der Württemberger zecht,
Da soll der erste Trinkspruch sein
"Das alte, gute Recht"!
 
Das Recht, das unsres Fürsten Haus
Als starker Pfeiler stützt,
Und das im Lande ein und aus
Der Armut Hütten schützt;
 
Das Recht, das uns Gesetze gibt,
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Die keine Willkür bricht
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Das offene Gerichte liebt
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Und giltig Urteil spricht;
 
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Das Recht, das mäßig Steuern schreibt
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Und wohl zu rechnen weiß,
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Das an der Kasse sitzen bleibt
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Und kargt mit unsrem Schweiß;
 
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Das unser heil'ges Kirchengut
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Als Schutzpatron bewacht,
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Das Wissenschaft und Geistesglut
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Getreulich nährt und facht;
 
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Das Recht, das jedem freien Mann
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Die Waffen gibt zur Hand,
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Damit er stets verfechten kann
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Den Fürsten und das Land;
 
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Das Recht, das jedem offen läßt
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Den Zug in alle Welt,
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Das uns allein durch Liebe fest
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Am Mutterboden hält;
 
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Das Recht, das wohlverdienten Ruhm
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Jahrhunderte bewährt,
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Das jeder wie sein Christentum
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Von Herzen liebt und ehrt;
 
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Das Recht, das eine schlimme Zeit
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Lebendig uns begrub,
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Das jetzt mit neuer Regsamkeit
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Sich aus dem Grab erhub.
 
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Ja, wenn auch wir von hinnen sind,
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Besteh' es fort und fort
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Und sei für Kind und Kindeskind
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Des schönsten Glückes Hort!
 
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Und wo bei altem, gutem Wein
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Der Württemberger zecht,
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Soll stets der erste Trinkspruch sein
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"Das alte, gute Recht"!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Das alte, gute Recht“

Anzahl Strophen
11
Anzahl Verse
44
Anzahl Wörter
213
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das alte, gute Recht“ wurde von Ludwig Uhland verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1787 bis 1862 lebte. Uhland zählt zur Epoche der Romantik. Er gibt dem Gedicht einen positiven ersten Eindruck, der von patriotischer Liebe bis hin zur Wertschätzung für die Gesetze und Institutionen reicht, die unser gesellschaftliches Leben strukturieren.

Im Gedicht scheint das lyrische Ich den Wert und die Bedeutung von Regeln und Gesetzen zu betonen, die ein gerechtes gesellschaftliches Zusammenleben ermöglichen. Diese betreffen verschiedene gesellschaftliche Aspekte wie die Unterstützung für das Fürstenhaus, den Schutz der Armen, die gerechte Gerichtsbarkeit, die sorgfältige Handhabung von Steuern und öffentlichen Geldern, Schutz der Kirche, Unterstützung von Wissenschaft und Bildung, Recht auf Selbstverteidigung und Freiheit der Mobilität.

Diese „alten, guten Rechte“ sind für das lyrische Ich essentiell in ihrer stabilisierenden, schützenden und mobilisierenden Funktion. Sie sorgen für eine gleichmäßige, sozial ausgewogene Gemeinschaft, in der Wissenschaft und Bildung geschätzt und gefördert werden. Der patriotische Ton steht dabei wohl ausdrücklich in Bezug auf den Heimatbezug Württembergs.

Die Form des Gedichts ist strukturiert mit elf Strophen, jede mit vier Versen. Jede Strophe beschreibt ein unterschiedliches Recht oder Aspekt des „alten, guten Rechts“. Die einfache Sprache, die das lyrische Ich verwendet, macht das Gedicht gut verständlich. Dies könnte darauf hinweisen, dass diese „alten, guten Rechte“ allgemein zugänglich und leicht zu verstehen sein sollen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Das alte, gute Recht“ eine tiefgründige Reflexion über die Rolle und Bedeutung von Gesetzen und Rechten in unserer Gesellschaft ist. Der Dichter betont die Notwendigkeit, diese Rechte zu achten und zu pflegen, um eine gerechte und ausgewogene Gemeinschaft zu schaffen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das alte, gute Recht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Uhland. 1787 wurde Uhland in Tübingen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1803 und 1862. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Uhland ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 213 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 44 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Der Dichter Ludwig Uhland ist auch der Autor für Gedichte wie „Waldlied“, „Trinklied“ und „Die Ulme zu Hirsau“. Zum Autor des Gedichtes „Das alte, gute Recht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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