Rund von Heinrich Seidel

Rund sind Gläser, rund sind Flaschen,
Rund das Geld in unsern Taschen,
Rund die Fässer, rund die Welt,
Rund die Sonn' am Himmelszelt!
 
Darum, wenn die Gluth der Sonne
Weckt die Lust zur runden Tonne
In den rundgewölbten Keller
Tragen wir den letzten Heller.
 
Lasst den Rundgesang erschallen!
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Von der Wölbung wiederhallen!
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Immer tiefer dringet ein
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Ins Mysterium vom Wein:
 
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Denn zum Mittelpunkt der Dinge
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Trägt des Weines Geisterschwinge!
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Trinkt nur tüchtig - und ihr seht,
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Dass die Welt um euch sich dreht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Rund“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rund“ stammt von Heinrich Seidel, einem deutschen Ingenieur, Erzähler und Dichter, der von 1842 bis 1906 lebte. Das Gedicht lässt sich daher der Epoche des Realismus zuordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt sofort die Wiederholung des Wortes „rund“ auf. Dies schafft sofort ein klares Bild und weist auch auf eine mögliche Bedeutungsebene auf Rundheit und Zirkularität hin.

Inhaltlich verweist das Gedicht auf verschiedene runde Objekte: Gläser, Flaschen, Geld und die Welt selbst. Das lyrische Ich verbindet diese Dinge mit dem Genuss von Wein. Die „runde Tonne“ und der „rundgewölbte Keller“ stehen für die Lagerung von Wein, und der „letzte Heller“ zeigt eine Neigung zur Ausschweifung und Exzess. Im dritten Abschnitt wird das Trinken dann als gemeinschafts- und gesangsstiftend dargestellt, während im letzten Abschnitt eine spirituelle Dimension erreicht wird: der Wein als medium, das uns zum „Mittelpunkt der Dinge“ trägt und uns die Welt auf andere Weise wahrnehmen lässt, nämlich als sich drehend.

Auf formal-stilistischer Ebene besteht das Gedicht aus vier vierzeiligen Strophen in Reimen. Die wiederholte Verwendung des Wortes „rund“ und die damit verbundene Formulierung von Versen mit gleichem Anfang oder gleichem Ende ist ein typisches Merkmal von Seidels Poesie und trägt zur Erzeugung eines Musikalitäts- und Rhythmusgefühls bei, das die Botschaft des Gedichts unterstreicht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das lyrische Ich in Heinrich Seidels Gedicht „Rund“ eine Ode auf den Wein und seine gesellschaftlichen und spirituellen Wirkungen singt, eingebettet in eine Betrachtung über die Rundheit und Zirkularität von Dingen und Phänomenen. Der Wein, so scheint es, ist nicht nur ein Genussmittel, sondern auch ein Mittel zur Transzendenz, ein Geisterschwinger, der uns dem „Mittelpunkt der Dinge“ näher bringt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Rund“ ist Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). In der Zeit von 1858 bis 1906 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 83 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Arbeit ist das Zauberwort“, „Die schönen Bäume“ und „Meine Puppe kriegst du nicht!“. Zum Autor des Gedichtes „Rund“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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