Hänschen auf der Jagd von Heinrich Seidel

Hänschen wollte jagen gehn,
Hatte kein Gewehr,
Sah er einen Besen stehen:
Herz, was willst du mehr?
Hänschen ging voll Jagdbegier
Mit dem Besen aus;
"Mutter, einen Braten dir
Bring' ich bald nach Haus!"
Nun mit Jägerleidenschaft
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Lief er in das Feld,
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Und er schoß mit voller Kraft
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Auf die ganze Welt!
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Saß ein Häschen auf der Flur,
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Hänschen machte: "Bumm!"
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Häschen machte Männchen nur,
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Aber fiel nicht um.
 
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Saß ein Rabe auf dem Baum,
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Hänschen machte: "Puh!"
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Doch der Rabe, wie im Traum,
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saß in guter Ruh'.
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Hüpft ein Sperling an dem Weg,
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Hänschen machte: "Paff!"
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Doch der Sperling piepte frech:
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"Hänschen, bist ein Aff!"
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Hänschen nun verlor den Mut,
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Zog ein schief Gesicht:
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"Schießen tut die Flinte gut
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Doch sie trifft ja nicht!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Hänschen auf der Jagd“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
125
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hänschen auf der Jagd“ stammt von Heinrich Seidel, einem deutschen Schriftsteller und Ingenieur, der zwischen 1842 und 1906 lebte und daher der Epoche des Realismus und Biedermeier zuzuordnen ist.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht heiter und naiv, wie eine Kindererzählung. Die Hauptfigur, Hänschen, geht auf eine Jagd, obwohl er kein Gewehr hat und statt diesem nur einen Besen benutzt. Er ist voller Enthusiasmus und Energie und verspricht seiner Mutter, einen Braten nach Hause zu bringen. Er „schießt“ auf alles, was sich bewegt - ein Häschen, einen Raben, einen Sperling, doch natürlich ohne Erfolg. In der letzten Strophe gesteht er seine Niederlage ein und stellt fest, dass sein „Gewehr“ nicht trifft.

Dies deutet darauf hin, dass das Gedicht eine Metapher für die jugendliche Unschuld und die energische, aber oft sinnlose Bemühung darstellen könnte, die allgemeinen Herausforderungen des Lebens anzugehen. Hänschen ist enthusiastisch und tapfer, aber auch unerfahren und nicht ausreichend ausgerüstet für seine „Jagd“. Er ist sich seiner eigenen Unzulänglichkeiten nicht bewusst, bis er schließlich scheitert. Dies könnte als Aufforderung an die jüngeren Generationen verstanden werden, ihre Abenteuer mit Realismus und Vorbereitung anzugehen, da gute Absichten und Enthusiasmus allein nicht zum Erfolg führen.

Das Gedicht ist in zwei Strophen mit einer variierenden Anzahl an Versen aufgeteilt. Der Rhythmus und Reim machen es leicht lesbar und zugänglich, was angesichts des kindlichen Charakters der Hauptfigur sinnvoll erscheint. Die lebendige, bildliche Sprache vermittelt die jugendliche Unbeschwertheit und den Humor der Situation. Der Satzbau ist einfach, und es gibt kaum komplexe Metaphern oder Symbole, was die allgemeine Naivität und Simplizität der Hauptfigur widerspiegelt und zur humorvollen Wirkung des Gedichts beiträgt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Hänschen auf der Jagd“ ist Heinrich Seidel. Der Autor Heinrich Seidel wurde 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 125 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Arbeit ist das Zauberwort“, „Die schönen Bäume“ und „Meine Puppe kriegst du nicht!“. Zum Autor des Gedichtes „Hänschen auf der Jagd“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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