Der Einsame von Heinrich Seidel

Arm und freundlos und verlassen
Bring' ich meine Tage hin,
Ohne Lieben, ohne Hassen,
Ohn' Verlieren, ohn' Gewinn.
 
Leid und Wonne, Lust und Plage,
Ew'ges Welteneinerlei
An der Insel meiner Tage
Strömt es ohne Spur vorbei.
 
Ein erstorbner Ast am Baume,
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Den der Frühling nicht belebt,
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Schwind' ich hin in dumpfem Traume,
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Undurchglüht und undurchbebt.
 
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Ohne Lieben, ohne Hassen,
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Ohn' Verlieren, ohn' Gewinn!
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Arm und freundlos und verlassen
16 
Bring' ich meine Tage hin!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Der Einsame“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Einsame“ stammt von dem deutschen Autor Heinrich Seidel, der von 1842 bis 1906 lebte. Somit ist das Werk in die Epoche des Realismus (1848–1890) einzuordnen.

Schon beim ersten Lesen lässt sich ein Gefühl von Melancholie und Einsamkeit ausmachen, welches durch das gesamte Gedicht hindurch besteht. Das lyrische Ich gibt einen sehr pessimistischen und desolaten Eindruck seiner Existenz wieder.

Im Inhalt des Gedichtes bringt das lyrische Ich seine triste und trostlose Lebenssituation zum Ausdruck. Es stellt sich selbst als arm, freundlos und verlassen dar, seine Tage verstreichen ohne Liebe, Hass, Verlust oder Gewinn. Weiter wird ein Gefühl von Apathie und Gleichgültigkeit aufgezeigt. Es scheint keine Unterscheidung zwischen Leid und Freude, Lust und Qual zu geben, stattdessen bezeichnet das lyrische Ich das Geschehen als ewiges „Welteneinerlei“. Es fühlt sich als Teil der Welt, aber dennoch getrennt, unwesentlich und unbelebt, wie ein abgestorbener Ast an einem Baum, den der Frühling nicht belebt.

In Bezug auf die Form des Gedichtes gibt es vier Strophen mit jeweils vier Versen. Es handelt sich hierbei um Kreuzreime, die strukturgebend wirken. Durch die Wiederholung der Anfangs- und Schlussverse in der ersten und letzten Strophe erhält das Gedicht eine Art Kreisform.

Sprachlich gesehen benutzt der Autor einfache, aber effektive Metaphern und Bilder um seine Gefühle auszudrücken. Zum Beispiel wird das lyrische Ich mit einem abgestorbenen Ast verglichen, um seine Einsamkeit und sein Gefühl von Isolation und Bedeutungslosigkeit zu veranschaulichen. Der Ton des Gedichts ist durchgängig düster und pessimistisch, was durch die konsequente Darstellung der Negativität in den dargestellten Bedingungen unterstrichen wird. Die Verwendung von Gegenpaaren wie „Lieben, Hassen“ oder „Leid und Wonne“ lässt auf die innere Zerrissenheit und Gleichgültigkeit des lyrischen Ichs schließen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der Einsame“ ein melancholisches Gedicht ist, das das Gefühl der Isolation und Meaninglosigkeit ausdrückt, die das lyrische Ich in seinem eigenen Leben wahrnimmt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Einsame“ des Autors Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 73 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Hänschen auf der Jagd“, „Die Gaben“ und „Der Luftballon“. Zum Autor des Gedichtes „Der Einsame“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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