Was bleibt? von Heinrich Seidel

Ach, was bleibt? - Ein kleiner Hügel,
Drüber mit dem leichten Flügel
Froh ein Sommerfalter fliegt,
Und das Gras im Wind sich wiegt.
Eine Weile Angedenken
Mag man wohl dem Schläfer schenken,
Bald weiss Niemand, wer da liegt.
 
Manche, die der Ruhm erhoben,
Hört man ein Jahrhundert loben
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Oder ein Jahrtausend lang,
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Bis auch sie die Zeit verschlang.
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Die zum Höchsten einst erkoren
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Ihr Gedächtniss ging verloren,
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Wie ein Lied im Wind verklang.
 
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Fern noch ragen mächt'ge Gipfel
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Als der Menschheit stolze Wipfel
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Leuchtend aus dem Nebelmeer:
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Alexander und Homer.
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Aber jene Zeit wird kommen,
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Da auch sie in Duft verschwommen,
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Und es nennt sie Keiner mehr,
 
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Unterdess in ew'gen Kreisen
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Und in altgewohnten Gleisen
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Ihre Bahn die Erde geht,
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Achtlos, was auf ihr besteht,
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Achtlos auf der Menschheit Träume
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Wandelt sie durch Weltenräume,
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Bis auch sie in Staub verweht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Was bleibt?“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Was bleibt?“ wurde von Heinrich Seidel geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Ingenieur, der von 1842 bis 1906 lebte. Das Gedicht kann daher in das späte 19. bis frühe 20. Jahrhundert, in die Epoche des Realismus, eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick hinterlässt das Gedicht einen melancholisch-nachdenklichen Eindruck. Es scheint Fragen der Vergänglichkeit und Bedeutung des menschlichen Daseins zu thematisieren.

Im Inhalt des Gedichts stellt Seidel die Frage, was nach dem Tod von Menschen bleibt. In der ersten Strophe spricht er von einem kleinen Hügel, was vermutlich ein Grab symbolisiert. Trotz des Todes findet das Leben weiter statt, symbolisiert durch den leicht fliegenden Schmetterling und das sich im Wind wiegende Gras. Das lyrische Ich reflektiert, dass der Verstorbene eine gewisse Zeit in Erinnerung bleibt, aber schließlich in Vergessenheit gerät. Die zweite und dritte Strophe erweitern diese Betrachtung auf berühmte und bedeutende Personen. Selbst ihr Ruhm und ihre Errungenschaften sind nicht von Dauer und geraten letztendlich in Vergessenheit. In der vierten und letzten Strophe wird dieses Bild auf die ganze Menschheit und schließlich auf die Erde selbst ausgeweitet. Trotz aller menschlichen Bemühungen, Träume und Errungenschaften, ist die Bewegung der Erde durch den Weltenraum gleichgültig und unaufhaltsam, bis auch sie schließlich vergeht.

Was die Form des Gedichts angeht, so ist es in vier Strophen mit jeweils sieben Versen unterteilt. Die Sprache ist klar und verständlich, die Metaphern und Symbole sind leicht zu deuten. Das Gedicht folgt keiner strikten Reimstruktur, aber es gibt einige auffällige Reimpaare wie „wiegt“ und „liegt“ oder „geht“ und „verweht“.

Insgesamt stellt das Gedicht eine tiefgehende Reflexion über die Vergänglichkeit menschlichen Lebens und menschlicher Leistung dar. Die sentimentale, etwas düstere Stimmung wird durch die Bildsprache und die einfache, klare Form des Gedichts unterstützt. Insgesamt ist das Gedicht ein anschauliches Beispiel für die Themen und Stimmungen der literarischen Epoche des Realismus.

Weitere Informationen

Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Was bleibt?“. Der Autor Heinrich Seidel wurde 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 140 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Zum Autor des Gedichtes „Was bleibt?“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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