Vergebens von Heinrich Seidel

Ein Edelstein funkelt
In Bergesklüften!
Ihn zu besitzen
Ist Reichthum und Macht!
Es blüht eine Blume
Auf weiter Heide,
Und wer sie findet,
Der ist beglückt!
Es singt ein Vogel
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Im wilden Walde,
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Unsagbar selig
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Macht sein Gesang!
 
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Es hasten und jagen
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Viel ruhlose Menschen,
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Durchschweifen die feuchten
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Finstren Klüfte,
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Steigen hinauf
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Zu der eisigen Höhe,
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Durchirren die wüste
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Wolkige Heide
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Und kämpfen mit Dornen
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Im dunklen Walde,
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Und sehnen und suchen
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Und sinken zu Boden,
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Ach selten einer
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Erreichet das Ziel.
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Es muss ihm genügen
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Ein fernes Blitzen,
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Ein leiser Dufthauch
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Vom Winde getragen,
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Von fernem Singen
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Verschwimmender Klang.
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Sie verderben und sterben
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Und sinken zu Boden,
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Und neue treten
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In ihre Lücke,
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Um weiter zu kämpfen
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Den ewigen Kampf!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Vergebens“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
38
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vergebens“ wurde von Heinrich Seidel geschrieben, einem deutschen Dichter und Ingenieur, der von 1842 bis 1906 lebte. Dies deutet auf eine zeitliche Einordnung im 19. Jahrhundert hin, geprägt vom Übergang der Romantik zum Realismus.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von Menschen, die ständig nach etwas suchen, sich danach sehnen und dafür kämpfen, doch letztendlich sterben, ohne ihre Ziele erreicht zu haben.

Im Detail zeigt die erste Strophe des Gedichts, dass die Menschen nach verschiedenen Dingen streben, symbolisiert durch einen Edelstein, eine Blume und den Gesang eines Vogels. Sie stellen Reichtum, Glück und unsagbare Seligkeit dar. Die zweite Strophe beschreibt die verzweifelte Suche und den Kampf der Menschen um diese Dinge. Sie durchqueren dunkle Schluchten, eisige Höhen, unwirtliche Heidelandschaften und Dornen im Wald, nur um letztendlich zu scheitern. Nur wenige erreichen ihr Ziel. Für die meisten bleibt nur ein fernes Leuchten, ein leichter Duft, der vom Wind getragen wird, oder der Klang eines fernen Gesangs. Neue Menschen treten in ihre Fußstapfen und der Kampf geht weiter.

Die Form des Gedichts ist in freien Versen gehalten ohne festes Reimschema, was die Unbefangenheit und Freiheit der Suche und des Strebens widerspiegelt. Die Sprache ist bildhaft und metaphernreich gestaltet, um die Emotionen und die Vergeblichkeit der menschlichen Bestrebungen zu unterstreichen. Die Naturmetaphern kommen aus der Romantik, die Kritik an der Vergeblichkeit aus dem Realismus, daher ist das Gedicht eine Art Übergangsform. Die Wiederholung der Worte „Verderben“, „Sterben“, „Boden“, und „Kampf“ betont den endlosen, vergeblichen Zyklus der Menschheit.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Vergebens“ von Heinrich Seidel eine melancholische Reflexion über die menschliche Existenz und das Streben ist. Es zeigt auf, dass Menschen so sehr von ihren Wünschen und Sehnsüchten angetrieben werden, dass sie bis an ihre Grenzen und oft darüber hinaus gehen, nur um dann zu erkennen, dass ihre Anstrengungen oft vergeblich sind. Es wirft Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Wert der menschlichen Bestrebungen auf.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Vergebens“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 38 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 121 Worte. Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Meine Puppe kriegst du nicht!“, „Hänschen auf der Jagd“ und „Die Gaben“. Zum Autor des Gedichtes „Vergebens“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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