Mein Freund, der Winter von Heinrich Seidel

Es ist der Trennungstag schon da,
Da schreibt besorgt die Frau Mama:
Schnee liegt in allen Gleisen,
Der Winter ist so grimm und starr,
Bleib nur mein Töchterchen! Fürwahr
Mein Schatz, du darfst nicht reisen!
 
Du alter Freund im Silberbart,
Du meinst es gut, du Eisenhart,
Dich Winter will ich preisen!
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Es drohte Trennung dem Verband,
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Du frierst ihn wieder aneinand:
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Mein Schatz, der darf nicht reisen!
 
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Du rauhbereifter Nordgesell,
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Dein Frost ist mir ein Feuerquell,
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Hold deine rauhen Weisen;
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Schick Eis und Kälte, dass es klingt,
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Und dass mein Herze springt und singt:
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Mein Schatz, der darf nicht reisen.
 
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Nun lache Tags mit Sonnenschein!
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Und glitzre Nachts mit Sternelein!
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Sei streng wie Stahl und Eisen!
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Ich will dir wünschen, was dir froinnit,
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Dass nicht der Dieb, der Thauwind, kommt
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Und meinen Schatz lässt reisen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Mein Freund, der Winter“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mein Freund, der Winter“ wurde von Heinrich Seidel geschrieben, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der von 1842 bis 1906 lebte. Das Werk lässt sich also in die Epoche des Realismus einordnen.

Bereits beim ersten Lesen wird deutlich, dass der Winter eine wichtige Rolle in diesem Gedicht spielt. Der Winter wird personifiziert und als Freund des lyrischen Ichs dargestellt.

Ein Blick auf die Inhalte und Bedeutungen der Strophen enthüllt, dass das Gedicht vom lyrischen Ich an seine Geliebte gerichtet ist, die aufgrund des Winters nicht reisen kann. In der ersten Strophe erfährt der Leser von der besorgten Mutter der Geliebten, die aufgrund des schlechten Wetters befürchtet, dass ihre Tochter nicht reisen kann. In den folgenden Strophen spricht das lyrische Ich direkt den Winter an und lobt ihn für seine Strenge und Kälte, da diese die Trennung verhindern. Der Winter wird als Freund und Beschützer des lyrischen Ichs und seiner Liebe dargestellt.

Die Form des Gedichts besteht aus vier Sechsvers-Strophen mit einem klaren und regelmäßigen Reimschema (aabccb). Dieser rhythmische, fast liedhafte Stil trägt zur positiven Darstellung des Winters bei und suggeriert eine fröhliche und optimistische Stimmung.

Hinsichtlich der Sprache nutzt Seidel eine einfache und direkte Wortwahl, die das Gedicht leicht verständlich macht. Gleichzeitig sind die Verse reich an bildhafter und personifizierender Sprache, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung des Winters. Begriffe wie „Freund“, „Silberbart“ und „Nordgesell“ verleihen dem Winter menschliche Eigenschaften und verstärken seine Rolle als handelnde Figur im Gedicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Mein Freund, der Winter“ ein poetischer Ausdruck der Freude und Dankbarkeit des lyrischen Ichs gegenüber dem Winter ist, da er die Trennung von seiner Geliebten verhindern kann. Trotz seiner Strenge und Kälte wird der Winter in diesem Gedicht als wünschenswerte und positive Kraft dargestellt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Mein Freund, der Winter“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. In der Zeit von 1858 bis 1906 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 135 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“. Zum Autor des Gedichtes „Mein Freund, der Winter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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