Wetterleuchten von Heinrich Seidel

Die Sonne ist gesunken,
Der Donner schlief selten ein;
Nur durch die fernen Wolken
Geht noch der Blitze Schein.
 
Es tropfet von den Zweigen
So schweigend steht die Nacht.
Nagend in meinen Gedanken
Versunknes Leid erwacht.
 
Du denkst, es ist verklungen
10 
Der alte böse Schmerz
11 
Da zuckt sein Wetterleuchten
12 
Noch immer durch das Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Wetterleuchten“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wetterleuchten“ stammt von Heinrich Seidel, der von 1842 bis 1906 lebte. Er gehörte zur Epoche des Realismus, einer literarischen Bewegung, die im 19. Jahrhundert stattfand. Sie beschäftigte sich vor allem mit der realitätsgerechten Darstellung von individuellen und gesellschaftlichen Erfahrungen und Gegebenheiten.

Auf den ersten Eindruck erzeugt das Gedicht eine melancholische und düstere Stimmung, die durch die Darstellung des Wetters und die damit verbundenen emotionalen Zustände des lyrischen Ichs herbeigeführt wird.

Der Inhalt lässt sich in einfachen Worten wie folgt zusammenfassen: In der ersten Strophe verkündet das lyrische Ich das Sinken der Sonne und das Nachlassen eines Donners, das heißt, das Ende eines Tages und das Abflauen eines Unwetters. Allerdings bleibt ein diffuser helles Leuchten, das durch die fernen Wolken scheint. In der zweiten Strophe steht die Nacht still, es tropft leise von den Zweigen, und alte, längst vergessene Schmerzen erwachen in der stillen Nacht im lyrischen Ich. In der dritten und letzten Strophe verdeutlicht das lyrische Ich, dass es gedacht hat, der alte Schmerz sei verklungen, doch sein Nachhall, symbolisiert durch das Wetterleuchten, zuckt noch immer durch das Herz.

In Bezug auf Form und Sprache besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen mit einem symmetrischen Versmaß, was eine klar strukturierte und übersichtliche Form schafft. Die Sprache des Gedichts ist einfach und unmittelbar, aber reich an bildhafter Symbolik. Die metaphorische Darstellung des Wetters, insbesondere das Wetterleuchten, dient als kraftvolles Symbol für unverarbeitete emotionale Konflikte und Schmerzen. Das Wetterleuchten, das nach dem Abflauen eines Unwetters noch zu sehen ist, veranschaulicht, wie alte innere Verletzungen noch immer Unterbewusstsein haften und in stillen Momenten zum Vorschein kommen.

Insgesamt ist das Gedicht eine eindrucksvolle Darstellung der Art und Weise, wie vergangene Emotionen und Erfahrungen immer wieder in der Gegenwart auftauchen können, insbesondere in Momenten der Stille und Reflexion.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wetterleuchten“ ist Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 54 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Zum Autor des Gedichtes „Wetterleuchten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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