Sonett LXIX. von William Shakespeare

Was Aeußres kann die Menge von dir seh’n,
Kein Witz wird je zu bessern dran wohl finden;
Beseelt muß aller Mund dies eingesteh’n,
Dein Feind selbst wird als wahr dein Lob verkünden.
So krönet Aeußres dich mit äußrem Preis;
Doch diese Zeugen, die dein Recht dir gaben,
Sie schmälern dies Lob in andrer Rede Weis’,
Da weiter als ihr Aug’ gespürt sie haben.
In deines Geistes Schöne schauen sie,
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Die wollen sie in deinem Thun ergründen,
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Mit Augen freundlich, mit Gedanken, die
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Des Giftkraut’s Dunst für deine Blüthe finden.
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Warum dein Duft nicht gleichet deiner Pracht? –
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Weil du mit ihnen dich gemein gemacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett LXIX.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett LXIX.“ wurde von William Shakespeare verfasst, der von 1564 bis 1616 lebte. Dies ordnet das Gedicht in die Epoche der Renaissance und des elisabethanischen Zeitalters ein.

Auf den ersten Eindruck kann das Gedicht als eine Art kritischer Kommentar aufgefasst werden, der sich mit den Themen Äußerlichkeit, Wahrnehmung und Urteil auseinandersetzt.

Inhaltlich bemerkt das lyrische Ich, dass das Äußere des Adressaten von vielen positiv wahrgenommen wird, so positiv, dass selbst seine Feinde sein Lob aussprechen (Verse 1-4). Jedoch bemerkt das lyrische Ich, dass diese Personen, die den Adressaten loben, gleichzeitig auch sein Lob schmälern, indem sie über das hinaus urteilen, was sie sehen können (Verse 5-8). Sie blicken auf die innere Schönheit des Geistes des Adressaten und versuchen, diese in seinen Taten zu erkennen. Doch sie finden nur giftige Gedanken statt Tugend (Verse 9-12). Schließlich wird gefragt, warum sein Inneres nicht seiner äußeren Pracht entspricht. Die Antwort ist, dass er sich mit ihnen, vermutlich den negativen Eigenschaften oder den Menschen, die diese aufdecken, gemein gemacht hat (Verse 13-14).

Formal handelt es sich bei diesem Gedicht um ein Sonett, was typisch für die elisabethanische Zeit und besonders für Shakespeares Werk ist. Ein Sonett besteht aus 14 Versen mit einer spezifischen Reimstruktur und einem strengen Metrum, hier im deutschen übersetzt in Endreime.

Die Sprache des Gedichts ist wenig metaphorisch, sondern wird ganz konkret und deutlich verwendet. Shakespeare nutzt jedoch einige starke Bilder, wie das des „Giftkrauts Dunst“ zur Darstellung negativer Gedanken und Handlungen. Diese Bildlichkeit und Metaphorik sind kennzeichnend für Shakespeares Dichtung.

Zusammengefasst deutet das Gedicht auf die Diskrepanz zwischen äußerem Schein und innerer Realität hin und kritisiert jene, die urteilen, ohne das wahre Selbst einer Person zu kennen. Es handelt sich also um eine ernste Mahnung Shakespeares, dass äußere Pracht nicht unbedingt mit innerer Schönheit einhergeht. Es zeigt die Fähigkeit des Dichters, tiefe Einblicke in die menschliche Natur zu geben.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett LXIX.“. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zu. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett LXIX.“ weitere 160 Gedichte vor.

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