Sonett CII. von William Shakespeare

Mein Lieben wächst, mag’s wen’ger auch sich zeigen,
Nicht minder lieb’ ich, prunk’ ich drob auch nicht;
Die Lieb’ ist käuflich, wenn sie nicht verschweigen
Der Eigner kann, und überall bespricht.
Jung war mein Lieben und in Frühlingszeit,
Als ich’s in meinen Liedern stets besungen;
Dem Lenz die Nachtigall nur Töne weiht,
Nie ist ihr Flöten reifrer Zeit erklungen.
Des Sommers Zeit ist drum nicht minder schön,
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Als wenn ihr klagend Lied die Nacht beglückt,
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Nur daß Musik laut klingt auf Busch und Höh’n
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Und als Gewohntes wen’ger uns entzückt.
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Darum, gleich ihr, schweig’ ich zuweilen stille,
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Um zu ermüden nicht durch Ueberfülle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett CII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett CII“ wurde von William Shakespeare geschrieben, einem englischen Dramatiker und Lyriker, der in der späten Renaissance, genauer gesagt im Elisabethanischen Zeitalter, lebte und arbeitete. Shakespeares Lebensspanne von 1564 bis 1616 deutet darauf hin.

Auf den ersten Blick gibt das Gedicht einen tiefgründigen und introspektiven Eindruck. Es scheint, als ob das lyrische Ich über seine Gefühle der Liebe reflektiert.

Der Inhalt des Sonetts scheint sich auf die sich entwickelnde und sich verändernde Natur der Liebe des lyrischen Ichs zu konzentrieren. Das lyrische Ich offenbart, dass seine Liebe wächst, auch wenn es nicht immer öffentlich gezeigt oder besprochen wird. Es vergleicht diese sich entwickelnde Liebe mit den Jahreszeiten – die jugendliche Liebe ist wie der Frühling, lebendig und oft besungen, und die spätere Liebe ist wie der Sommer, tiefer und weniger auffällig, aber nicht weniger schön. Das lyrische Ich scheint zu sagen, dass es sich manchmal dafür entscheidet, seine Liebe nicht zu äußern, um die Intensität und Schönheit dieser Gefühle nicht zu überbeanspruchen.

Das Gedicht folgt der klassischen Form des Sonetts, bestehend aus 14 Versen. Die Sprache ist typisch für Shakespeares Stil, sie ist bildreich und metaphorisch, wobei die Natur als Metapher für menschliche Emotionen verwendet wird. Es gibt auch ein Element der Antithese (die Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe), da der Dichter die „Wen'ger zeigen“ Liebe mit der sich „vergrößernen“ Liebe gegenüberstellt. Zudem gibt es ein Wechselspiel zwischen Stille und Lautstärke, Stillsein und Sprechen.

Insgesamt ist dieses Sonett eine tiefgehende Reflexion über die Natur der Liebe und wie sie mit der Zeit wachsen und sich verändern kann – ein gelungenes Beispiel für Shakespeares lyrisches Genie und seine Fähigkeit, menschliche Emotionen auf feinsinnige und berührende Weise darzustellen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett CII.“ des Autors William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“ sind weitere Werke des Autors William Shakespeare. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CII.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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