Sonett CL. von William Shakespeare

Von welcher Macht empfingst du die Gewalt,
Daß du mein Herz beherrschest, selbst so schwach?
Daß oft mein treues Aug’ ich Lügner schalt,
Und schwur, nicht schmücke Lichtes Glanz den Tag?
Woher ward deiner Schlechtigkeit die Gunst,
Daß selbst in deiner schlimmsten That sich zeigt
So viele Kraft und Zierlichkeit der Kunst,
Daß mir dein Schlechtestes dem Besten gleicht?
Wie machtest du mich wieder neu erglüh’n,
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Wenn Grund zum Haß ich hör’ und sehe neu?
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O lieb’ ich auch, was alle Andern flieh’n,
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So flieh’ du mich wie jene nicht voll Scheu.
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Wenn drum dein Unwerth Liebe weckt’ in mir,
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Bin mehr ich werth, geliebt zu sein von dir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett CL.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, einem englischen Dramatiker und Lyriker, der während der elisabethanischen und frühen jakobinischen Zeit (ca. 1564–1616) lebte und arbeitete.

Das Erste, was beim Lesen dieses Gedichts ins Auge fällt, ist, dass es sich um ein Liebesgedicht handelt, aber es ist nicht typisch verklärt. Es behandelt die Themen Liebe und Unvollkommenheit und stellt Fragen nach der Macht der Liebe sowie nach der Diskrepanz zwischen den Fehlern des geliebten Menschen und dennoch beständigem Gefühl der Zuneigung.

In einfachem Inhalt beschreibt das lyrische Ich die Unvollkommenheit und Fehler einer geliebten Person und stellt die Frage, wie diese Person trotz ihrer „Schlechtigkeit“ eine so starke Kontrolle und Anziehung auf das lyrische Ich ausüben kann. Es geht um das Paradox, dass trotz all der offensichtlichen Mängel und Fehler, das lyrische Ich immer noch zu dieser Person hingezogen ist und sie liebt. Das lyrische Ich argumentiert sogar, dass gerade diese „Unwürdigkeit“ die Liebe in ihm entfacht und es daher mehr wert ist, von ihr geliebt zu werden.

Die Form des Gedichts ist ein Sonett, eine strenge lyrische Form, die aus vierzehn Zeilen besteht. Es hat einen hochstilisierten und rhythmischen Charakter. Die traditionelle Struktur des Sonetts erlaubt Shakespeare, seine Gedanken und Gefühle in einer sehr konzentrierten Weise auszudrücken.

In Bezug auf den Sprachstil des Gedichts verwendet Shakespeare eine sehr ausgefeilte und elegante Sprache, die typisch für seine Zeit ist. Die innere Konflikt zwischen Liebe und Abneigung wird durch den Einsatz von Antithesen, also Gegensatzpaaren und Paradoxa hervorgehoben. Worte wie „Macht“, „Gewalt“, „Schlechtigkeit“, „Treue“ und „Unwert“ spiegeln auch ein intensives emotionales Ringen des lyrischen Ich wieder. Die schlechten Eigenschaften des Geliebten werden sogar hervorgehoben und nicht ausgeschönt, was die Innigkeit und Ernsthaftigkeit der Gefühle des lyrischen Ichs unterstreicht. Dennoch verbleibt das Gedicht in einer Hoffnung auf erwiderte Liebe und zeigt damit das Idealbild romantischer Liebe.

Insgesamt ist dieses Sonett ein wunderschönes und gleichzeitig eindrucksvolles Beispiel für Shakespeares Fähigkeit, die menschliche Emotion zu erforschen und ein komplexes Bild von Liebe darzustellen, das sowohl die Dunkelheit als auch das Licht enthält und die widersprüchlichen Gefühle, die eine intensive Bindung mit sich bringen kann.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett CL.“ des Autors William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. In der Zeit von 1580 bis 1616 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 111 Worte. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CIV.“, „Sonett CIX.“ und „Sonett CLI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CL.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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