Andenken von Sophie Friederike Mereau

Athmet von Lüftchen bewegt, die Linde mit stillem Gesäusel,
Wähn’ ich, es beb’ um mich, leise dein zärtlicher Laut.
Seh’ ich von fern ein Gewand, an Farbe ähnlich dem deinen,
Zuckt mir ein lieblicher Schreck schauernd durch Mark und Gebein.
Zeichnet mit Rosengewölk der Tag die beginnende Laufbahn,
Stralet der Aether so blau, denk’ ich: es wäre wohl schön,
Heut’ in der freien Natur, in himmlisch blühenden Lauben
Frölich beisammen zu seyn, ach! mit dem lieblichen Freund!
 
Dämmert der Abend so mild, und wandelt durch duftige Wolken
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Ihren Geliebten zu sehn, Luna, mit thauigem Blick,
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Schimmern die Sterne herab, in schweigender, ewiger Klarheit,
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Tauch’ ich mich, einsam und still, gern in die Kühlung der Nacht,
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Denke deiner, bewegt, und seufze mit liebender Sehnsucht:
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Wehet, ihr Lüfte, o weht seine Gedanken mir zu!
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Sieh’, es umringet mich so dein Bild in lieblichen Träumen,
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Bist du dem Auge gleich fern, ewig dem Herzen doch nah.
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Seliger Ahnung getreu, liebt dich die Freundinn in Allem,
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Wie sie, in schönerer Zeit, Alles einst liebte in dir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.4 KB)

Details zum Gedicht „Andenken“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
172
Entstehungsjahr
1797
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Andenken“ wurde von der deutschen Dichterin Sophie Friederike Mereau geschrieben, die im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert lebte und zu den frühen Vertreterinnen der deutschen Romantik zählt.

Auf den ersten Blick fällt das starke emotionale Pathos des Gedichts auf, das in seiner lyrisch-reichen Bildsprache und den intensiven Gefühlen des lyrischen Ichs Ausdruck findet.

Inhaltlich kreist das Gedicht um die Sehnsucht und Liebe des lyrischen Ichs zu einem abwesenden Freund oder Geliebten. Jede Wahrnehmung der Natur, sei es das Säuseln der Linden, die Farbe eines Gewandes oder der Himmel, der mit einem Rosengewölk gekennzeichnet ist, erinnert das lyrische Ich an seine Liebe und löst in ihm den Wunsch aus, zusammen mit dem Abwesenden diese Schönheit zu teilen. In der Einsamkeit der Nacht und in Träumen bleibt ihm jedoch nur die Sehnsucht und die Erinnerung an die schönen Zeiten, die es mit dem Geliebten zusammen erlebt hat.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen, die erste enthält acht, die zweite zehn Verse. Die lyrische Sprache ist geprägt von starken emotionalen Ausdrücken und einer reichhaltigen, zum Teil metaphorischen Bildsprache. Dabei greift die Dichterin auf klassische romantische Motive wie die Natur, den Mond, die Nacht und die Sterne zurück. Sie verwendet enjambements, sodass die Sätze über die Versgrenzen hinaus weiterlaufen und somit den emotionalen Fluss der Gedanken und Gefühle symbolisieren.

Insbesondere durch ihre geschickte Verknüpfung von natürlichen und emotionalen Bildern schafft Mereau eine lyrische Atmosphäre, die gleichzeitig die innere Welt des lyrischen Ichs und seine tiefe Sehnsucht und Liebe zu dem Abwesenden einfängt und zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Andenken“ der Autorin Sophie Friederike Mereau. 1770 wurde Mereau in Altenburg geboren. Im Jahr 1797 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Tübingen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 172 Worte. Sophie Friederike Mereau ist auch die Autorin für das Gedicht „Die Zukunft“, „Die letzte Nacht“ und „Erinnerung und Phantasie“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Andenken“ weitere 31 Gedichte vor.

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