Die Zukunft von Sophie Friederike Mereau

Unaufhaltsam wie auf Sturmes Flügeln
Schwinden Jahre – Ach, den Flug der Zeit
Hemmt kein Wünschen, keine Freuden tauchen
Aus den Wellen der Vergangenheit.
 
Weh dem Armen, dem am Lebenspfade
Ungepflückt das kleinste Blümchen blüht,
Ungehascht der junge May enteilet
Und des Glückes goldne Hora flieht!
 
Bald entflogen ist wie Morgenträume
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Unser Leben und der Vorhang sinkt!
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Wir erwachen – Unbekannte Pfade
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Warten unser, wo kein Führer winkt.
 
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Daß ich hinzudringen doch vermöchte,
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Dort, wo Nacht die weite Aussicht deckt,
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Wo der Phantasie vermeßnen Flügel
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Die geheimnißvolle Tiefe schreckt.
 
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Welche Fluthen müssen wir durchfahren?
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Welche Labyrinthe, wo noch nie
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Nie ein Pilger wiederkehrte, müssen
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Wir durchwandern, wer enthüllt mir sie?
 
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Bin ich? Bin ich nicht mehr? – Zwischen beyden
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Steht entsezt der fragende Verstand,
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Trostlos stürzt der kühne Wunsch zurücke
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Von der Sinne schwarzer Kerkerwand.
 
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In der Seele martervollem Kampfe
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Faßt er endlich, Ungeheuer, dich
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Ewigkeit – O du dem Erbgebohrnen
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So entzückend und so fürchterlich.
 
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Schaudernd vor dem Dolch, der ihn durchbohret,
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Flieht der lebenvolle Geist zurück.
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Ach, die Wünsche, die in diesem Busen
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Feurig schlagen, stillt kein irrdisch Glück.
 
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Nein, vergebens webte nicht sein Wille
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In mein Wesen diese Sehnsucht ein.
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Dieses Herzens nie gestilltes Sehnen
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Muß ein Bürge der Erfüllung seyn.
 
37 
Demoiselle S – t.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Zukunft“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
203
Entstehungsjahr
1791
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Zukunft“ wurde von Sophie Friederike Mereau verfasst, einer deutschen Schriftstellerin aus der Zeit der Romantik, die von 1770 bis 1806 lebte.

Beim ersten Lesen des Gedichts wird deutlich, dass die Zeit und die Unausweichlichkeit ihrer fortschreitenden Natur im Vordergrund stehen. Das lyrische Ich scheint sich mit der eigenen Existenz, der Rolle der Zeit und der Unvorhersehbarkeit der Zukunft auseinanderzusetzen.

Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit den unaufhaltsamen und oft schmerzhaften Aspekten des Lebens und der Zeit. Der Fluss der Zeit lässt sich durch kein Wünschen hemmen und es scheint, als seien Freude und schöne Erinnerungen an die Vergangenheit nur flüchtige Momente. Das lyrische Ich äußert Schmerz über diejenigen, die leiden und im Leben nichts erreichen. Es spricht über das Erwachen aus dem Leben, als ob es ein Traum wäre, und betont die Unsicherheit und die Dunkelheit der unbekannten Zukunft.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist zu bemerken, dass es klar strukturiert ist und aus 10 Strophen besteht, von denen die meisten vier Verse enthalten. Entsprechend der Zeit, in der es verfasst wurde, nutzt das Gedicht eine eher veraltete und melodische Sprache mit einer klaren metrischen Struktur. Es werden viele Metaphern und bildhafte Ausdrücke verwendet, wie beispielsweise „unbekannte Pfade“ für die Zukunft oder „die Welle der Vergangenheit“ für Erinnerungen.

Das lyrische Ich zeigt eine tiefe Unsicherheit und Furcht vor der erdrückenden Unwissenheit über das, was die Zukunft bringt. Gleichzeitig spürt es jedoch auch eine tief verwurzelte Sehnsucht und die Vorahnung, dass diese Sehnsucht ein Zeichen für die letztendliche Erfüllung sein muss.

Insgesamt ist „Die Zukunft“ ein tief berührendes Gedicht, das die Unsicherheit des Lebens und die unaufhaltsame Kraft der Zeit behandelt - ein universelles Thema, das sich durch alle Zeiten zieht und uns auch heute noch nachdenken lässt.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Die Zukunft“ ist Sophie Friederike Mereau. 1770 wurde Mereau in Altenburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1791. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 203 Wörter. Es baut sich aus 10 Strophen auf und besteht aus 37 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Sophie Friederike Mereau sind „Andenken“, „Bey Frankreichs Feier“ und „Das Bildniß“. Zur Autorin des Gedichtes „Die Zukunft“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 31 Gedichte vor.

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