Morgenstimmung von Frank Wedekind

Leise schleich ich wie auf Eiern
Mich aus Liebchens Paradies,
Wo ich hinter dichten Schleiern,
Meine besten Kräfte ließ.
 
Traurig spiegelt sich der bleiche
Mond in meinem alten Frack;
Ach die Wirkung bleibt die gleiche,
Wie das Kind auch heißen mag.
 
Wilhelmine, Karoline,
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’s ist gesprungen wie gehupft,
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Nur daß hier die Unschuldsmiene,
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Dort dich die Routine rupft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Morgenstimmung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
58
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Morgenstimmung“ und wurde von Frank Wedekind verfasst, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte und arbeitete.

Schon bei einem ersten Überblick wird klar, dass die Morgenstimmung, die im Titel des Gedichts hervorgehoben wird, eher melancholisch und nachdenklich ist. Der lyrische Sprecher ist dabei in der Dämmerung der Nacht, wenn der Mond hoch am Himmel steht, aus der Wohnung seiner Liebsten aufgebrochen. Er scheint dabei eine gewisse Traurigkeit und Resignation zu empfinden.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich, wie es nach einer verbrachten Nacht das Haus seiner Geliebten verlässt und in den frühen Morgenstunden seine alten Kleider anzieht, im strahlenden Mondlicht. Es reflektiert über seine vergangene Beziehung, die scheinbar mehr auf körperlicher Anziehung als auf wahrer Liebe beruhte. Letztlich wird die Austauschbarkeit der Geliebten angesprochen („Wilhelmine, Karoline, ’s ist gesprungen wie gehupft“) und die Erkenntnis, dass diese Beziehungen letztlich immer das Gleiche sind („Ach die Wirkung bleibt die gleiche“).

Das Gedicht besteht aus drei Vierzeilern mit Kreuzreimen. Die Sprache ist klar und direkt, die Ausdrücke eher umgangssprachlich. Dies verleiht dem Gedicht eine leichte, fast humorvolle Note, die in starkem Kontrast zur traurigen und nachdenklichen Grundstimmung steht.

Es ergibt sich hier ein Bild des lyrischen Sprechers als eines desillusionierten Liebhabers, der seine „besten Kräfte“ in bedeutungslosen Affären verloren hat und sich dessen nun in den frühen Morgenstunden, alleine und im Licht des bleichen Mondes, bewusst wird. Dieses Bewusstsein lässt ihn traurig und resigniert erscheinen, was durch die melancholischen Bilder und die stille Morgenstimmung noch verstärkt wird.

Weitere Informationen

Frank Wedekind ist der Autor des Gedichtes „Morgenstimmung“. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 58 Worte. Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied“, „Albumblatt“ und „Allbesiegerin Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Morgenstimmung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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