Ilse von Frank Wedekind

Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren,
Ein reines unschuldsvolles Kind,
Als ich zum erstenmal erfahren,
Wie süß der Liebe Freuden sind.
 
Er nahm mich um den Leib und lachte
Und flüsterte: O welch ein Glück!
Und dabei bog er sachte, sachte
Mein Köpfchen auf das Pfühl zurück.
 
Seit jenem Tag lieb’ ich sie Alle,
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Des Lebens schönster Lenz ist mein;
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Und wenn ich Keinem mehr gefalle,
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Dann will ich gern begraben sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Ilse“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ilse“ stammt von Frank Wedekind, einem deutschen Dramatiker und Lyriker, der von 1864 bis 1918 lebte. Wedekind zählt zur Epoche des Naturalismus und ist bekannt für seine Werke, in denen er die Prüderie und Scheinheiligkeit der bürgerlichen Gesellschaft ins Visier nahm.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine romantische Reminiszenz an eine erste, jugendliche Liebe. Es erzählt von der sexuellen Erweckung der lyrischen Ich-Figur, die sich zu diesem Zeitpunkt als „Kind von fünfzehn Jahren“ und als „reines unschuldsvolles Kind“ bezeichnet.

Inhaltlich ist das Gedicht in drei Strophen unterteilt. In der ersten Strophe spricht die Ich-Person über ihre erste sexuelle Erfahrung. In der zweiten Strophe wird die Handlung der ersten Begegnung beschrieben. In der dritten Strophe wird beschrieben, wie die Ich-Person ihren Umgang mit Liebe und Sexualität in der Folgezeit entwickelt hat.

In Bezug auf die Form ist das Gedicht klar strukturiert: Jede der drei Strophen besteht aus vier Versen, und jeder Vers ist in der Regel im Trochäus geschrieben. Die Endreime sind durchgehend Paarreime in jeder Strophe, was dem Gedicht einen harmonischen, nahezu singenden Klang verleiht.

Sprachlich fällt auf, dass das Gedicht in einer sehr einfachen, ungekünstelten Sprache verfasst ist. Es gibt keine komplizierten rhetorischen Figuren oder Metaphern. Stattdessen ist die Sprache direkt und unsentimental, was den Eindruck der Unschuld und Frische der lyrischen Ich-Figur unterstreicht.

Die Aussage des lyrischen Ich ist mehrdeutig. Einerseits deutet der Text auf eine bewusste und positive Auseinandersetzung mit der Sexualität hin. Andererseits lässt die letzte Strophe eine melancholische Note erkennen: Die Ich-Figur scheint ihre Existenzberechtigung in der Tatsache zu sehen, anderen zu gefallen.

Insgesamt handelt es sich bei „Ilse“ um ein Gedicht, dass in einfacher und doch eindrücklicher Weise die Ambivalenz von sexueller Erweckung und der damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungshaltung thematisiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ilse“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 73 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Albumblatt“, „Allbesiegerin Liebe“ und „Alte Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Ilse“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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