Francisca von Frank Wedekind

Francisca, mein reizender Falter,
Hätt’st du nicht zu eng für dein Alter
Den keimenden Busen geschnürt,
Dann klafften wohl nicht die Gewänder,
Sobald ich nur eben die Bänder
Mit harmlosem Finger berührt.
 
Nun wehr auch nicht meinem Entzücken,
Als Erster die Küsse zu pflücken
Der zarten, jungfräulichen Haut.
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Mich blendet die schneeige Weiße,
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Solang’ ich das Fleisch nicht, das heiße,
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Mit bebenden Lippen betaut.
 
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Denn gleich wie die Knospe der Blume
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Nichts ahnt von der Pracht und dem Ruhme
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Der Rose am üppigen Strauch,
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So seh’ ich bescheiden erst schwellen
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Die keuschen, die kindlichen Wellen,
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Umweht von berauschendem Hauch.
 
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O glaub mir, die Monde entfliehen,
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Die Rosen verwelken, verblühen
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Und fallen dem Winter zum Raub.
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Es kommen und gehen die Jahre,
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Man legt deinen Leib auf die Bahre
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Und alles wird Moder und Staub.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Francisca“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

„Francisca“ ist ein Gedicht von Frank Wedekind, einem bedeutenden deutschen Dramatiker und Lyriker, der während des Fin de Siècle, der Übergangszeit vom 19. zum 20. Jahrhundert, aktiv war.

Nach den ersten Lesungen kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass das Gedicht romantisch, wenn auch leicht provokativ ist. Es ist offensichtlich von einer starken körperlichen Begierde und einer leidenschaftlichen Liebeserklärung an Francisca geprägt.

Das lyrische Ich scheint von der physischen Schönheit und Jugend von Francisca fasziniert zu sein und drückt den Wunsch aus, seine sexuellen und sinnlichen Neigungen mit ihr zu erkunden. Es scheint sich auch ihrer körperlichen Schönheit und ihrer vergänglichen Jugend bewusst zu sein und ermahnt sie, diese Lebensphase nicht zu verschwenden, indem sie sich vor den körperlichen Vergnügungen und der Entdeckung ihrer Sexualität fürchtet.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils sechs Versen. Jede Strophe hat ein eigenes Thema, das aber mit den anderen Strophen zusammenhängt, und schafft damit eine klare Struktur. Das Gedicht verwendet direkte, manchmal suggestive Sprache, die dazu dient, die Sinnlichkeit und Körperlichkeit der dargestellten Szenen zu betonen. Die wiederkehrenden Vergleiche zwischen Francisca und Blumen tragen zur Verstärkung der Themen Schönheit, Jugend und Vergänglichkeit bei.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Francisca“ ein typisches Gedicht von Wedekind ist, das sich mit den Themen Schönheit, Lust, Jugend und Vergänglichkeit beschäftigt. Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit und Sinnlichkeit des momentanen Genusses, des Genuß des Lebens in seiner vollsten Form und die Anerkennung seiner Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

Frank Wedekind ist der Autor des Gedichtes „Francisca“. Wedekind wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1905 zurück. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 135 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „An Bruno“, „An Elka“ und „An Francisca de Warens“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Francisca“ weitere 114 Gedichte vor.

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