Am Bahnübergang von Gustav Falke
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An der Barriere zum Halt gezwungen |
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Lief mein Blick längs den Eisenschienen. |
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Pustend und schnaubend aus feurigen Lungen, |
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Raste der eiserne Renner heran. |
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Funken schwärmten gleich zornigen Bienen. |
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Rasselnd folgte der Wagen dann |
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Endlose Kette nach, wie der lange |
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Wälzende Leib einer Riesenschlange. |
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Wie der Zug so vorübergesaust, |
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Griff er ans Herz mir mit rascher Faust: |
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Stehst hier und gaffst, komm mit, komm mit! |
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Bis ans Ende der Welt sind nur drei Schritt. |
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Und ich sah ihn verschwinden, weit, weit, |
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Sah die Welt in lachender Herrlichkeit, |
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Der Berge Kronen, der Thäler Grün, |
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Versteckte Dörfer, die Felder im Blühn. |
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Sah Städte und Ströme in sausendem Flug, |
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Bis des Oceans Atem entgegen mir schlug. |
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Und das Herz ward mir weit, und das Herz ward mir weit! |
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Auffahrend streckt ich im Sehnsuchtsdrang |
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Die Arme nach dem entrollenden Klang |
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Des Länderläufers im Eisenkleid. |
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Da ächzt und krächzt die Barriere empor, |
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Und der bis ans Ende der Welt sich verlor, |
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Findet sofort mit gelindem Schreck |
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Sich wieder auf dem alten Fleck. |
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Sieht auf der andern Seite der Schienen |
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Ein blondes Kind mit Unschuldsmienen, |
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Ein menschgewordenes Sonnenstrahlchen, |
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Irgend ein Mienchen oder ein Malchen. |
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Das lacht mit hellen Augen heraus |
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Aus dem modischen Hut, groß wie ein Haus. |
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Trippelt die Kleine übers Geleise, |
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Streif' ich das Kleid ihr zufallsweise, |
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Seh' ihr ins Auge so obenhin, |
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Lacht eine ganze Welt darin. |
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Lange noch nach dem reizenden Kind |
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Sah ich mir fast die Augen blind, |
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Brach mir vom nächsten Busch einen Raub, |
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Ein Zweiglein mit erstem Frühlingslaub. |
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Sorgsam barg ich's im Taschenbuch. Oft |
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Soll's mich erinnern, wie unverhofft |
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Sich das Dirnlein ein Herz einfing, |
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Das schon auf Reiseschuhen ging. |
Details zum Gedicht „Am Bahnübergang“
Gustav Falke
3
44
270
1853 - 1916
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Am Bahnübergang“ ist Gustav Falke. Der Autor Gustav Falke wurde 1853 in Lübeck geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1869 bis 1916 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 270 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 44 Versen. Der Dichter Gustav Falke ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Grab“, „Stranddistel“ und „Daß der Tod uns heiter finde“. Zum Autor des Gedichtes „Am Bahnübergang“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 191 Gedichte vor.
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