Falke, Gustav - Zwei (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Gustav Falke, 2, Jugendstil, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Falke, Gustav - Zwei (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gustav Falke „Zwei“ – eine Interpretation

Zwei
von Gustav Falke

Drüben Du, mir Deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
hüben ich, Dir meine dunkle
sehnsüchtig entgegenneigend.
 
In dem breiten Strome, der uns
scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen
sich zu finden, sich zu fassen.
 
Und so stehn wir, unser Stammeln
10 
stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
11 
und wir können nichts als unsre
12 
stummen Sehnsuchtswinke tauschen.
 
13 
Leis, gespenstisch, zwischen unsern
14 
dunklen Ufern schwimmt ein wilder
15 
schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
16 
unsre blassen Spiegelbilder.

(„Zwei“ von Gustav Falke ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24 KB) zur Unterstützung an.)

In der Zeit des Jugendstils (1896) verfasste Gustav Falke das Gedicht „Zwei“. Gustav Falke (geboren am 11. Januar 1853 in Lübeck; gestorben am 8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel) war ein deutscher Schriftsteller. Gustav Falke begann seine literarische Karriere als impressionistischer Lyriker. Seine zeitgenössischen Vorbilder waren vor allem Richard Dehmel, Paul Heyse und Detlev von Liliencron, daneben pflegte er als konservativ-bürgerlicher Autor aber auch den volkstümlichen und volksliedhaften Ton und sah sich damit in der Tradition von Dichtern wie Mörike, Eichendorff, Storm und Geibel.

Das Gedicht handelt von zwei Personen, dessen sehnsüchtige Liebe durch einen Fluss getrennt bleibt. Der Autor steigert das Gedicht bis zum Schluss doch er lässt die Liebe zwischen den beiden Personen nicht zu.

Der Formal regelmäßige Aufbau des Gedichtes erweckt zunächst den Eindruck von Harmonie. Es besteht aus 4 Strophen mit je 4 Zeilen, die ein regelmäßiger Trochäus durchzieht. Auch das Reimschema ist in allen 4 Strophen gleich: Es reimen sich jeweils die 2. und 4. Zeile. Der harmonische Eindruck ist jedoch nicht ganz vollkommen, da die 1. und 3. Zeile jeder Strophe keine Reimbindung haben und dadurch eine gewisse Unruhe bzw. Disharmonie verbreiten.

Dieser Eindruck wird durch den Gebrauch vieler Kontraste verstärkt. Die Gegensätze hell/dunkel, schwarz/weiß, rauschen/stumm und hüben/drüben erzeugen Spannung. Innerhalb des Gedichtes lässt sich eine Steigerung dieser Spannung erkennen. Je stärker, wilder und unheimlicher die trennenden Naturelemente „Strom, Wind und Schwan“ werden, umso schwächer und blasser die „Schatten“ der beiden Liebenden, bis hin zu schwankenden, blassen Spiegelbildern. Das regelmäßige Metrum des Trochäus beschreibt zudem die Unaufhaltsamkeit der Trennung der Liebenden. Auch die Überschrift „Zwei“ betont, das einerseits Vereinte der Zahl 2 und das andererseits getrennte, welches man hier mit entzwei interpretieren könnte.

Das lyrische Ich oder Du taucht in diesem Gedicht nur in der ersten Strophe mit den Personen der Liebenden auf und der Leser erfährt nur etwas über diese Lieb der Personen und nichts über die Personen selbst.

Im ganzen Gedicht hat Gustav Falke einen klaren Handlungs- und Spannungsfaden aufgebaut. Viele Steigerungen, Vergleiche und vor allem Schlüsselwörter sind erkennbar. In der ersten Strophe gibt er uns ein Bild der Situation. Er betont die starke Liebe zwischen den beiden Personen durch das Symbol der Rose für Liebe, und Schönheit, und deren Farbe Weiß für Unschuld und Reinheit und schwarz für eine Liebe, die langsam abstirbt und sich aufgibt und stellt zudem mit dem zertrennenden Wasser gleich klar, dass eine Distanz zwischen ihnen liegt. In der zweiten Strophe wächst dieses Wasser zu einem breiten Strome und Falke spricht von „blassen Schatten, die vergebens suchen, sich zu finden, sich zu fassen.“ Schon hier spricht er also das Scheitern der Suche, das Scheitern der Liebe an. Doch die Hoffnung auf ein Finden bleibt erhalten. Dies bewirkt Falke durch seine Steigerungen maßgebender Worte und Bilder wie z. B. der wachsende Strom und das Finden, welches zum Fassen wird. Mit dieser Steigerung betont er ebenfalls noch einmal die Innigkeit dieser Sehnsucht. Das Stammeln (9) welches im Wind(10), gesteigert zum Wellenrauschen(10) stirbt legt nahe, dass die Personen an ihre Grenzen stoßen und langsam auch die Hoffnung verlieren. Im 3. und 4. Vers der 3. Strophe signalisiert er dann das Aufgeben der Liebenden, indem er ihre Möglichkeiten auf das stumme Austauschen von Sehnsuchtswinke beschränkt. Diese verlorene Hoffnung stellt Falke dann mit dem leise und gespenstisch(13) schwimmenden Schwan. Somit sorgt er in der letzten Strophe mit der Metapher des Schwarzen Schwans für das Ende der Liebe. Der schwarze Schwan kann als Todesbote verstanden werden, oder als düsterer Wächter der gemeinsam mit dem Strom für die Unerfüllbarkeit dieser Liebe sorgt. Der Leser durchlebt also diese zugrunde gehende Liebe, die zu Anfang mit der weißen Rose noch gesund zu sein scheint, in der letzten Strophe aber mit dem Auftauchen des Schwarzen Schwans endgültig erlischt.

Meiner Meinung nach ist es Gustav Falke gut gelungen, die Sehnsucht dieser zwei Liebenden auszudrücken. Mit den vielen Schlüsselwörtern und Adjektiven sowie der inhaltlichen Steigerung bekommt der Leser ein passendes Bild zum Geschehnis. Das Gedicht an sich gefällt mir aber nicht so gut, ich finde es etwas zu dick aufgetragen und kitschig. Da dies aber zu den Grundmerkmalen des Jugendstils gehört, ist natürlich davon abzusehen, da es sich ja um ein Gedicht aus dieser Zeit handelt.

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