Närrische Träume von Gustav Falke
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Heute nacht träumte mir, ich hielt |
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Den Mond in der Hand |
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Wie eine große, gelbe Kegelkugel |
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Und schob ihn ins Land, |
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Als gält' es alle Neune. |
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Er warf einen Wald um, eine alte Scheune, |
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Zwei Kirchen mitsamt den Küstern, o weh, |
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Und rollte in den See. |
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Heute nacht träumte mir, ich warf |
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Den Mond ins Meer. |
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Die Fische all erschraken, und die Wellen |
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Spritzten umher |
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Und löschten alle Sterne. |
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Und eine Stimme, ganz aus der Ferne, |
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Schalt: Wer pustet mir mein Licht aus? |
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Jetzt ist's dunkel im Haus. |
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Heute nacht träumte mir, es war |
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Rabenfister rings. |
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Da kam was leise auf mich zugegangen, |
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Wie auf Zehen ging's. |
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Da wollt' ich mich verstecken, |
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Stolperte über den Wald, über die Scheune vor Schrecken, |
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Über die Kirchen mitsamt den Küstern, o weh, |
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Und fiel in die See. |
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Heute nacht träumte mir, ich sei |
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Der Mond im Meer. |
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Die Fische alle glotzten und standen |
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Im Kreis umher. |
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So lag ich seit Jahren, |
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Sah über mir hoch die Schiffe fahren |
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Und dacht', wenn jetzt wer über bord sich biegt |
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Und sieht, wer hier liegt, |
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Zwischen Schollen und Flundern, |
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Wie wird der sich wundern! |
Details zum Gedicht „Närrische Träume“
Gustav Falke
4
34
188
1853 - 1916
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Närrische Träume“ stammt von Gustav Falke, einem deutschen Schriftsteller und Lyriker, der zwischen 1853 und 1916 lebte und wirkte. Das Gedicht lässt sich somit zeitlich der Epoche des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zuordnen, einer Zeit der intensiven Industrialisierung, aber auch des Umbruchs hin zu moderneren, freieren und subjektiven Ausdrucksformen in der Dichtung.
Auf den ersten Blick sticht dem Lesenden die ungewöhnliche Struktur des Textes ins Auge. Es handelt sich um eine traumhafte Erzählung, in der das lyrische Ich seine nächtlichen Fantasien beschreibt. Es träumt, den Himmel und das Meer nach Belieben zu beeinflussen und sogar selbst zum Mond zu werden.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen, in denen sich das lyrische Ich auf eine Reise durch traumhafte und unrealistische Situationen begibt. So hält es den Mond in Hand, wirft ihn ins Land, ins Meer und fällt selbst in die See. Zuletzt träumt es sogar davon, der Mond im Meer zu sein. Dabei hinterlässt das lyrische Ich Chaos und Verwirrung, wie symbolisiert durch den umgeworfenen Wald, die erschrakten Fische oder die ausgelöschten Sterne.
Form und Sprache des Gedichts sind einfach und zugänglich gehalten. Es hält es die klassische Versform bei, ohne ein regelmäßiges Reimschema anzulegen. Der lyrische Stil ist bildreich und anschaulich, die Phantasien und Träume sind gewagt und fast kindlich in ihrer Unbeschwertheit und scheinbar naiven Herangehensweise.
Zusammenfassend kann man sagen, dass „Närrische Träume“ eine faszinierende Reise durch verschiedene Traumszenarien bietet. Es lädt dazu ein, sich der eigenen Imagination hinzugeben und sich in wilden, überschwänglichen Träumen zu verlieren. Es vermittelt ein Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit, aber auch von der Unberechenbarkeit und Kühnheit der Träume. Man könnte es als Kommentar zu der Befreiung vom Realismus werten, der damals noch die dominierende literarische Epoche war, und das Gedicht somit als Ausdruck der aufkommenden Moderne interpretieren.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Närrische Träume“ ist Gustav Falke. 1853 wurde Falke in Lübeck geboren. Zwischen den Jahren 1869 und 1916 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 188 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 34 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „De Stormflot“, „Die Schnitterin“ und „Winter“ sind weitere Werke des Autors Gustav Falke. Zum Autor des Gedichtes „Närrische Träume“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 191 Gedichte vor.
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