Doris im Nachtkleide von Christian Felix Weiße

Artges Mädchen! schämst du dich,
Daß ein leichtes Kleid dich decket?
Schäm dich! daß darhinter sich
Zu viel Schönheit noch verstecket!
 
Sah man einen Palatin
Auf Cytherens Busen schwimmen?
Oder Schnabeleisen glühn,
Um das blonde Haar zu krümmen?
 
Frey ließ sie, der Weste Spiel
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Es von weißen Schultern fallen,
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Und der süßen Neugier Ziel
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Stolz die Brust entgegen wallen.
 
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Keine Spitze, kein Gewand
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Drückte die polirten Glieder,
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Nur des Gürtels leichtes Band
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Lief von stolzen Hüften nieder:
 
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Doch war jedes unterthan,
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Wo ihr Blick die Herrschaft übte,
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Menschen beteten sie an,
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Und der ganze Himmel liebte.
 
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Du, an gleicher Anmuth reich,
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Laß dir deine Macht nicht nehmen!
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Du bist einer Göttin gleich,
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Und kannst dich so menschlich schämen?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Doris im Nachtkleide“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Doris im Nachtkleide“ wurde von Christian Felix Weiße, einem deutschen Schriftsteller der Aufklärungszeit, geschrieben. Weiße lebte von 1726 bis 1804, wobei sein Schaffen hauptsächlich in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts fällt.

Das Gedicht macht auf den ersten Eindruck einen warmen und beschwingten Eindruck. Es scheint, als ob der Autor mit einem liebevoll-ironischen Blick das Bild einer jungen Frau zeichnet.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um das lyrische Ich, das eine junge Frau, Doris, dabei beobachtet wie sie sich in ihrem Nachtkleid schämt und ermahnt sie auf eine sanfte Weise, sich nicht zu schämen. Das lyrische Ich beschreibt die natürliche Schönheit der jungen Frau und ihre eine Art von Unschuld und Anmut, die sie ungewollt zur Schau stellt. Zudem wird sie mit einer Göttin verglichen, die Menschlichkeit durch ihre Scham zeigt, was sie noch attraktiver und menschlicher macht.

In Bezug auf die Form und die Sprache des Gedichts stellt man fest, dass es aus sechs vierzeilige Strophen – also aus insgesamt 24 Versen – besteht. Die Struktur ist streng und regelmäßig. Im Hinblick auf die Sprache und den Ausdruck findet man einige metaphorische und verherrlichende Ausdrücke, die eine starke Wertschätzung und Bewunderung für die Schönheit der Frau ausdrücken.

Christian Felix Weiße benutzt eine elegante und melodische Sprache, um die unschuldige Schönheit der jungen Frau zu beschreiben. Er verbindet die natürlichen und sinnlichen Grundzüge der weiblichen Schönheit mit der Anmut und der Göttlichkeit, ohne dabei die natürliche Menschlichkeit und das Einfühlungsvermögen zu verlieren. Der Vers „Und der ganze Himmel liebte“ spiegelt das Konzept der universellen Liebe wider, das eine der zentralen Auffassungen der Aufklärung ist. Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein exquisites Porträt einer jungen Frau ist, die mit ihrer natürlichen Schönheit und Anmut göttliche Eigenschaften aufweist. Es handelt sich also um ein feierliches Loblied auf die weibliche Schönheit, Anmut und Menschlichkeit.

Weitere Informationen

Christian Felix Weiße ist der Autor des Gedichtes „Doris im Nachtkleide“. Im Jahr 1726 wurde Weiße in Annaberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1758. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Aufklärung zuordnen. Weiße ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 118 Worte. Der Dichter Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „Cephalus und Aurore“, „Chloe“ und „Chloe im Bade“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Doris im Nachtkleide“ weitere 100 Gedichte vor.

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