Die Wahl von Christian Felix Weiße

Mein Nachbar will, ich soll einmal
Von seinen Töchtern eine wählen,
So sehr kann keine Kayserwahl
Des Reichs erlauchte Fürsten quälen:
Die ein ist blond, die andre braun,
Und beyde reizend anzuschaun;
Wie soll ich wählen?
 
Wär nur der gute Mann gescheut,
So könnten wir dieß Glück erleben;
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Er dürfte mir auf einge Zeit
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Die artgen Kinder beyde geben:
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Ich schwör bey meiner Ehrlichkeit,
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Ich wollt ihm eine, mit der Zeit
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Wohl beyde wiedergeben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Die Wahl“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Wahl“ wurde von dem deutschen Aufklärungsdichter Christian Felix Weiße geschrieben, der von 1726 bis 1804 lebte. Es kann daher in die Epoche der Aufklärung eingeordnet werden.

Zunächst wirkt das Gedicht humorvoll und ein wenig kokett, da es ein heiteres Spiel mit einem moralischen Dilemma darstellt. Das lyrische Ich wird von seinem Nachbarn aufgefordert, eine von dessen Töchtern zu wählen - möglicherweise als Ehefrau. Die Entscheidung fällt ihm schwer, da beide Töchter „reizend anzuschaun“ sind. In der zweiten Strophe macht das lyrische Ich einen humorvollen Vorschlag: Der Nachbar könnte ihm beide Töchter für eine Weile geben und er würde sie mit der Zeit zurückgeben.

Damit spielt das lyrische Ich auf eine Doppelheirat und eine moralische Grauzone an, die natürlich in der Realität nicht akzeptabel wäre. Es drückt somit seine Unentschlossenheit und das Dilemma, vor das es von der Entscheidung gestellt wird, auf spielerische Weise aus.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit je sieben Versen. Es herrscht ein regelmäßiger Wechsel von 8- und 6-silbigen Versen mit dem Reimschema ABABCCB, welches in beiden Strophen gleich ist. Die Versform und das Reimschema geben dem Gedicht einen fließenden, melodischen Charakter und verstärken den heiteren Ton.

Die Sprache des Gedichts ist direkt und unkompliziert, mit einigen bildlichen Ausdrücken, wie dem Vergleich der Wahl mit einer Kaiserwahl, die das hohe Ausmaß des Dilemmas unterstreicht. Die Wortwahl und der Ton des Gedichts sind eher im gehobenen Stil, was typisch für die Dichtung der Aufklärung ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die Wahl“ von Christian Felix Weiße ein humorvolles, sprachlich einfaches und formvollendetes Gedicht ist, das auf spielerische Weise ein moralisches Dilemma thematisiert und den Leser zur Reflexion über die Schwierigkeit von Entscheidungen einlädt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Wahl“ des Autors Christian Felix Weiße. Weiße wurde im Jahr 1726 in Annaberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1758. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Aufklärung zu. Der Schriftsteller Weiße ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „An die Muse“, „An ein Veilchen“ und „An einen Bach im Winter“. Zum Autor des Gedichtes „Die Wahl“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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