Die Sicherheit in der Flucht von Christian Felix Weiße

Mein Thyrsis, dürft ich dir doch sagen,
Warum ich dich so schüchtern flieh!
Du würdest nicht voll Wehmuth klagen,
Nur hassen könnt ich, lieben nie.
Ach Thyrsis! grausam gegen mich,
Flieh ich – – aus Liebe flieh ich dich!
 
Oft sitz ich an geheimen Flüssen,
Und seufze: Thyrsis, wärst du da!
Es haucht ein West, mit schnellen Füßen
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Flieh ich, und glaub, du seyst mir nah.
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Aus Haß nicht, grausam gegen mich,
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Flieh ich – – aus Liebe flieh ich dich!
 
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Ja Thyrsis, würdst du nichts begehren,
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Als dieß mein zärtlichs Herz allein;
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So wollt ich schöner Jüngling schwören,
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Mein zärtlichs Herz sey ewig dein;
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Doch Himmel! solltest du mehr flehn,
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Was würd ich dir nicht zugestehn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Sicherheit in der Flucht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Sicherheit in der Flucht“ wurde von Christian Felix Weiße geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Dichter der Aufklärung und frühen Klassik, der von 1726 bis 1804 lebte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht von einem lyrischen Ich, vermutlich einer Frau, zu sprechen, die Tiefe der Gefühle für einen Mann namens Thyrsis empfindet. Diese Gefühle sind offenbar so stark, dass das lyrische Ich aus Angst vor Ablehnung oder Verletzung vor Thyrsis flieht.

Das Gedicht dreht sich um das Thema der unerwiderten oder nicht ausgesprochenen Liebe und die Angst, die damit einhergeht. Das lyrische Ich drückt aus, dass es Thyrsis liebt, sich aber nicht traut, seine Gefühle zu offenbaren, aus Angst vor einer ablehnenden Reaktion. Es flieht vor Thyrsis, nicht aus Hass, sondern aus Liebe. Es ist eine Form von Selbstschutz, weil es die möglicherweise schmerzliche Ablehnung vermeiden will.

Das Gedicht ist in drei Strophen unterteilt, die aus jeweils sechs Versen bestehen. Es folgt kein offensichtliches Reimschema, aber der Rhythmus ist konsistent durch das ganze Gedicht hindurch.

Die Sprache ist typisch für die romantische Poesie der Zeit, emotional und bildhaft, eine Reihe von Naturbildern nutzend, um die innere Verfassung des lyrischen Ichs zu reflektieren. Sie sitzt an geheimen Flüssen und fühlt den Hauch eines Westwinds, Bilder, die sowohl ihre Isolation als auch ihre Sehnsucht illustrieren. Die Wiederholung des Verses „Flieh ich – – aus Liebe flieh ich dich“ unterstreicht die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs und seine angsterfüllte Ambivalenz.

Insgesamt ist „Die Sicherheit in der Flucht“ ein bewegendes Porträt von unerwiderten Gefühlen und der scheinbaren Sicherheit in der Distanzierung vom geliebten Gegenüber.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Sicherheit in der Flucht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Felix Weiße. Geboren wurde Weiße im Jahr 1726 in Annaberg. 1758 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Der Schriftsteller Weiße ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Der Dichter Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Amor“, „An die Muse“ und „An die Muse“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Sicherheit in der Flucht“ weitere 100 Gedichte vor.

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