Der langsame Crispin von Christian Felix Weiße

Bey heitern Mondenscheine,
Erwartete im Hayne
Voll Zorn Claudine den Crispin.
Wie ärgerte Claudinen
Die Trägheit von Crispinen!
Denn, eh er kam, gieng halb der Abend hin.
 
Sie wollt ihn nicht mehr sehen,
Und hochgelehrt im Schmähen
Empfing sie zornig den Crispin.
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Sie weinte, schimpfte, drohte,
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Wenn er die Hand ihr bote:
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Woher du kömmst, schrie sie, geh wieder hin!
 
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Sein Reden, Bitten, Flehen
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Half nichts, sie hieß ihn gehen,
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Dieß währte bis um Mitternacht:
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Er bat mit mildern Blicken,
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Ihn mindstens fortzuschicken:
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Doch desto mehr schien sie nur aufgebracht.
 
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Wohl! sprach er, deinen Willen
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Muß ich einmal erfüllen,
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Und drollte nach dem Weinhaus hin:
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Da fing sie erst von neuen
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Erbärmlich an zu schreyen:
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Du gehst, Crispin? Ach bleib Crispin! Crispin!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Der langsame Crispin“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der langsame Crispin“ wurde von Christian Felix Weiße verfasst, der zwischen 1726 und 1804 lebte. Somit kann das Gedicht in die Epoche der Aufklärung eingeordnet werden, die sich durch den Fokus auf Vernunft und Bildung auszeichnet.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einem Streit zwischen zwei Liebenden, wo das weibliche lyrische Ich, Claudine, auf das männliche lyrische Ich, Crispin, zornig ist. Crispin ist verspätet und Claudine ist verärgert über seine Trägheit. Sie schwört, ihn nicht mehr sehen zu wollen und schickt ihn sogar weg. Trotz seiner Bitten und Flehen wendet sich Claudine ab. Ironischerweise fleht Claudine ihn dann an zu bleiben, als er geht.

In einfacheren Worten: Das Gedicht handelt von einem Paar in einem Streit, wobei die Frau den Mann für seine Verspätung tadelt. Er bittet um Vergebung, aber sie bleibt zornig und weist ihn ab. Erst als er geht, ändert sie ihre Meinung und will ihn zurück.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint auf die Unentschlossenheit und die wechselnden Emotionen hinzudeuten, die in hitzigen Argumenten auftreten können. Einerseits scheint Claudine wütend und fest entschlossen, Crispin nicht zu vergeben, andererseits hört sie aber nicht auf ihn anzuflehen, als er schließlich geht.

Die Form des Gedichts ist eine einfache Stanza mit jeweils sechs Zeilen. Die Sprache ist direkt und die Bilder, die verwendet werden, sind klar und greifbar, was die Direktheit und Einfachheit der Gefühle widerspiegelt, die die beiden Charaktere im Gedicht fühlen. Trotz der historischen Kontext des Gedichts, sind die Gefühle universell und zeitlos, was dazu beiträgt, die Handlung und die Emotionen des Gedichts für den Leser lebendig und nachvollziehbar zu machen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der langsame Crispin“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Felix Weiße. Der Autor Christian Felix Weiße wurde 1726 in Annaberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1758 zurück. In Leipzig ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei dem Schriftsteller Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 122 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „An ein Veilchen“, „An einen Bach im Winter“ und „Befehl an Zephyr“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der langsame Crispin“ weitere 100 Gedichte vor.

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