Die ihr voll Mut zu schleudern euch nicht scheutet von Georg Herwegh

Die ihr voll Mut zu schleudern euch nicht scheutet
Ein blitzend Wort in unsers Lebens Schwüle,
O Glück, wenn ihr euch auf dem Sterbepfühle
Vom Neid zerstückter Kränze noch erfreutet!
 
Wie haben Ruhm in Scheffeln sich erbeutet;
Die ruhig trabten ihren Weg zur Mühle
Und immer hübsch die trunkensten Gefühle
Gleich tauben Blüten aus dem Korn gereutet!
 
Brauch' deine Hand, die ist der Welt genug,
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Und Kopf und Herz sind beide überflüssig;
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Man will den Flaum vom Vogel, nicht den Flug.
 
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Kannst du nur dichten, gehe lieber müßig;
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Die Welt, die stets das Ungereimte trug,
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Ist des Gereimten schnell sehr überdrüssig.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Die ihr voll Mut zu schleudern euch nicht scheutet“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht, das interpretiert werden soll, ist von Georg Herwegh, einem deutschen Schriftsteller und bedeutenden politischen Lyriker der Revolution von 1848. Herwegh lebte von 1817 bis 1875, daher lässt sich das Gedicht in die Epoche der Romantik bzw. des Vormärz (Hinwendung zur politischen Lyrik) einordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts wird eine symbolträchtige und metaphorische Ausdrucksweise deutlich. Es scheint von Leidenschaft, vom Ausspruch revolutionärer Worte und der Frustration über die Nichtanerkennung wahrer Poesie zu handeln.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich diejenigen anzusprechen, die den Mut haben, ihre Gedanken und Überzeugungen kraftvoll und unerschrocken auszudrücken („Die ihr voll Mut zu schleudern euch nicht scheutet / Ein blitzend Wort in unsers Lebens Schwüle“). Es wird darüber hinaus der Überdruss an flacher, oberflächlicher Poesie thematisiert und die Sehnsucht nach tiefgründigerem Ausdruck betont („Die Welt, die stets das Ungereimte trug, / Ist des Gereimten schnell sehr überdrüssig“).

Betrachtet man Form und Sprache des Gedichts, so fällt auf, dass es in vier Strophen unterteilt ist, wobei die ersten beiden Strophen vier Verse und die letzten beiden jeweils drei Verse umfassen. Die Verse sind jambisch und weisen ein Kreuzreim-Schema auf. Das Gedicht ist reich an bildhafter Sprache und Metaphern, die den Ausdruck vertiefen, wie zum Beispiel: „Ein blitzend Wort in unsers Lebens Schwüle“, was das Aussprechen von mutigen, revolutionären Worten in einer bedrückenden, unterdrückten Atmosphäre darstellt, oder: „Man will den Flaum vom Vogel, nicht den Flug“, was den Wunsch nach Oberflächlichkeit und Äußerlichkeit gegenüber tieferem Gehalt und wirklicher Freiheit symbolisiert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Herweghs Gedicht einen kritischen Kommentar zur Gesellschaft seiner Zeit darstellt, die Oberflächlichkeit und Anpassung über Mut und Freiheit des Ausdrucks stellt. Es ist ein Aufruf zur Authentizität, zur Mutigkeit im Ausdruck und zur Anerkennung wahrhafter Poesie.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die ihr voll Mut zu schleudern euch nicht scheutet“ des Autors Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Zwischen den Jahren 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Lied vom Hasse.“, „Den Siegestrunknen.“ und „Der arme Jakob und die kranke Lise.“. Zum Autor des Gedichtes „Die ihr voll Mut zu schleudern euch nicht scheutet“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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