Die Schweiz von Georg Herwegh
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Land der Sehnsucht, drin die Berge wie der Freiheit Prachtstatüen, |
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Wie aus blankem Gold und Silber von dem Herrn gegossen, glühen; |
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Berge, die er seinem Himmel als die letzten Säulen gab, |
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Wiege seiner Wettterwolken, seiner Adler einsam Grab! |
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Land der Sehnsucht, drin die Ströme sich wie muthige Rebellen |
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In die Ebne niederstürzen, auch der Rhein mit seinen Wellen, |
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Auch der Rhein mit seinen Wellen, der die vielen Worte hört – |
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Ob’s die deutschen Fürsten ahnen, daß sich auch der Rhein empört? |
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Daß er hier sich nicht um Klippen, nicht um deutsche Lieder kümmert, |
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Und den eignen Friedensbogen tausendfach im Sturz zertrümmert? |
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Ob ihr auch so voll des Lobes, deutsche Sänger, hier erschient, |
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Wo er donnernd schon als Säugling seine Sporen sich verdient? |
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Wo die ersten Schöpfungsworte laut noch durch die Lüfte klingen: |
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Land der Dichter! das emporsteigt, adlergleich, auf Felsenschwingen; |
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Wo die Erde heißverlangend nach dem Kranz der Sterne faßt, |
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Bis sie vor der eignen Größe tief erschaudert und erblaßt: |
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Wieder bin ich dein geworden, wieder glänzt ihr stolze Firnen, |
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Jeden Abend, jeden Morgen frische Rosen um die Stirnen; |
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Land der Sehnsucht, ob auch eitel manch ein Sklave mit dir prahlt, |
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Bleibst du doch der treuste Spiegel, der die Freiheit widerstrahlt! |
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Einstens, hört’ ich, ging ein Engel durch der Herren Länder fragen, |
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Ob ihr Boden nicht den Samen auch der Freiheit möchte tragen? |
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Und er bat um wenig Erde und er bat um wenig Raum, |
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Wenig Raum und wenig Erde braucht ein solcher Freiheitsbaum. |
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Doch sie riefen ihre Schergen in die Thäler, auf die Hügel, |
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Und der Engel nahm den Samen wieder unter seine Flügel, |
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Trug ihn aus dem finstern Lande in der Berge Purpurschein, |
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Senkt’ ihn statt in lock’rer Erde in den Schoß der Felsen ein. |
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Also mußt’ er seine Wurzeln wie die junge Tanne treiben: |
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Mög’ er auch wie eure Tannen immer grün, o Schweizer, bleiben! |
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Sicher vor des Himmels Blitze und vor eurer eignen Hand, |
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Sicher vor des Fremdlings Witze und – vor eignem Unverstand. |
Details zum Gedicht „Die Schweiz“
Georg Herwegh
8
32
328
nach 1833
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Schweiz“ stammt von Georg Herwegh, einem politisch engagierten Lyriker des Vormärz, einer literarischen und politischen Epoche in Deutschland, die zwischen 1830 und 1848 lag. Herwegh selbst lebte von 1817 bis 1875.
Beim ersten Lesen beeindruckt das Gedicht durch seine Huldigung der Schweizer Landschaft, Freiheit und Unabhängigkeit. Es scheint, als verwandele der Autor die natürliche Schönheit dieses Landes in symbole der Freiheit und des Widerstands.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die schweizerische Landschaft, die als Symbol der Freiheit und des Widerstands gegen Unterdrückung dargestellt wird. In jeder Strophe preist das lyrische Ich auf beeindruckende Weise die natürliche Schönheit und Kraft dieser Region und stellt sie als Symbol und reales Modell des Kampfes für Freiheit und Unabhängigkeit dar. Das Ich empfindet die Schweiz als „Land der Sehnsucht“, das durch seine Berge, Flüsse und Sprache die Macht der Freiheit ausstrahlt und gleichzeitig ein sicherer Hafen vor Ungerechtigkeit und Unterdrückung ist.
Die Formensprache des Gedichts ist traditionell. Es besteht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen und weist einen klaren und konstanten Reim auf. Die Sprache ist schlicht und zugleich poetisch, verwebt mit metaphernhafter Naturlyrik und politischen Anspielungen. Die bildhaften Beschreibungen, wie beispielsweise die Berge, die „wie der Freiheit Prachtstatüen“ wirken, oder die Ströme, die „sich wie muthige Rebellen/ In die Ebne niederstürzen“, heben die Natursymbolik hervor und verbinden sie gekonnt mit der Freiheitsideologie.
Die Lyrik Georg Herweghs ist stark politisch geprägt und dieses Gedicht ist darin keine Ausnahme. Es porträtiert die landschaftliche Schönheit der Schweiz und ihre Menschen als aufrechterhaltend und kontinuierlich für Freiheit und Unabhängigkeit kämpfend. Gleichzeitig formt es ein Idealbild und fordert den Leser auf, sich diesem Beispiel anzuschließen. Es stellt die Schweiz als Zufluchtsort für Freiheit und Widerstand dar, weitab von Unterdrückung und Tyrannei.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Schweiz“ ist Georg Herwegh. Geboren wurde Herwegh im Jahr 1817 in Stuttgart. Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1875 entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 328 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Der schlimmste Feind“, „Die Arbeiter an ihre Brüder“ und „Die Partei“ sind weitere Werke des Autors Georg Herwegh. Zum Autor des Gedichtes „Die Schweiz“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.
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Zum Autor Georg Herwegh sind auf abi-pur.de 200 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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