Auch ich wär nach der süßen Ruhe lüstern von Georg Herwegh

Auch ich wär' nach der süßen Ruhe lüstern,
Auch ich möcht' unter Blütenbäumen liegen,
Ein treues Liebchen in den Armen wiegen,
Statt also mir das Leben zu verdüstern!
 
Ließ' nur, wie sonst, der Lorbeer sich erflüstern,
Ließ' nur, wie sonst, die Palme sich ersiegen;
Das Musenpferd muß jetzt zum Ziele fliegen
Mit wildrem Hufschlag, flammensprühnden Nüstern.
 
Die große Zeit zertrümmerte die Flöte,
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Sie braucht Posaunen und den tiefsten Basso,
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Und schwarze Nacht statt milder Abendröte.
 
12 
Die Losung ist nun Dante, und nicht Tasso.
13 
Was sollen uns noch Schiller oder Goethe?
14 
Was soll uns gar der Pascha Semilasso?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Auch ich wär nach der süßen Ruhe lüstern“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auch ich wär' nach der süßen Ruhe lüstern“ wurde vom Autor Georg Herwegh in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst. Herwegh zählt zu den bedeutenden Dichtern der deutschen Revolution von 1848 und gilt als einer der einflussreichsten politischen Lyriker seiner Zeit.

Auf den ersten Eindruck vermittelt das Gedicht das Bild eines unzufriedenen lyrischen Ichs, das seine Sehnsüchte offenbart und zugleich die Vergangenheit und Gegenwart reflektiert.

Im ersten Vers drückt das lyrische Ich die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden aus. Es möchte unter blühenden Bäumen liegen und sich zu Liebe hingeben, anstatt in der Realität eine getrübte Existenz zu führen. Im nächsten Vers beschreibt das lyrische Ich nostalgisch die Vergangenheit, in der Lorbeer und Palme als Symbole des Ruhms und Triumpfes galten. Nun jedoch scheint dieses Bild durch den wilden Hufschlag des Musenpferdes, möglicherweise als Bild für den stürmischen Fortschritt, erschüttert.

Die dritte und vierte Strophe verdeutlichen dann die radikale Veränderung der Zeit. In der „großen Zeit“ wurden die leichten Töne der Flöte durch die lauten Töne der Posaunen und den tiefen Bass ersetzt. Die „schwarze Nacht“ hat die „milde Abendröte“ abgelöst und die eingeführten Dichternamen „Dante“, „Tasso“, „Schiller“, „Goethe“ und „Semilasso“ weisen auf einen Wechsel der literarischen Vorbilder und Richtungen hin.

Formal lässt sich erkennen, dass das Gedicht in vier Strophen unterteilt ist, die aus vier, vier, drei und drei Versen bestehen. Auch der Versbau erweist sich als vielfältig. Die Sprache ist erkennbar von starken Metaphern und einem bedeutsamen Symbolismus geprägt und deutet den Konflikt zwischen der verklärten Vergangenheit und der harten Realität der Gegenwart an.

Zusammenfassend kann das Gedicht als Manifest einer Sehnsucht gesehen werden, die nicht erfüllt werden kann. Mit dem Ausdruck des lyrischen Ichs, das die süße Ruhe begehrt, stellt es sich jedoch gegen die harten Realitäten einer sich schnell verändernden Gesellschaft und Zeit. Dabei klingen sowohl kritische Töne gegenüber der Gegenwart, als auch eine tiefgreifende Melancholie gegenüber einer verlorenen Vergangenheit an. Durch die starke Verwendung von symbolreicher Sprache liefert Herwegh eine eindrucksvolle poetische Reflexion auf den Wandel seiner Zeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auch ich wär nach der süßen Ruhe lüstern“ des Autors Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. In der Zeit von 1833 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 97 Worte. Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Der schlimmste Feind“, „Die Arbeiter an ihre Brüder“ und „Die Partei“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auch ich wär nach der süßen Ruhe lüstern“ weitere 200 Gedichte vor.

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