Franz Dingelstedts Jordanslied von Georg Herwegh

Die Nachtigall hat für den Aar gesungen,
Der, fortgeflogen aus dem Alpenlande,
Verschmachtend lag in unsrem deutschen Sande,
Weil er sich hat zu hoch hinangeschwungen.
 
Wem wäre nicht ihr Lied ans Herz gedrungen,
Ihr grollend, rührend Lied von unsrer Schande?
Doch sprecht, wann sind bei uns der Freien Bande
Von eines Sängers Liede je gesprungen?
 
Du sankest, schier ein Knecht, am Throne nieder,
10 
Damit der Freie bälder auferstände;
11 
Geh hin, mein Freund, und frag' nach Jahren wieder!
 
12 
Statt seiner Alpen bleiben ihm vier Wände;
13 
Die Macht, sie lächelt über deine Lieder,
14 
Und wäscht noch, ein Pilatus, sich die Hände.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Franz Dingelstedts Jordanslied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht, „Franz Dingelstedts Jordanslied“, wurde von Georg Herwegh verfasst, einem deutschen Dichter und Revolutionär aus dem 19. Jahrhundert. Herwegh ist besonders für seine politischen und satirischen Gedichte bekannt, die oft zur Zeit der 1848er Revolution in Deutschland vorgetragen wurden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht metaphorisch und politisch, mit starken Bildern, die Gefühle von Verlust, Kampf und Enttäuschung hervorrufen.

Der Inhalt des Gedichts scheint sich auf die Situation eines Künstlers oder revolutionären Individuums zu beziehen, das in seinem Streben nach Höherem scheitert und unterdrückt wird. In der ersten Strophe bezeichnet die Nachtigall den Künstler oder Denker (in diesem Fall möglicherweise direkt Franz Dingelstedt), während der Adler das Ideal oder die Höhe der Ambitionen repräsentiert. Allerdings scheitert der Adler und liegt „verschmachtend“ im deutschen Sand. In der zweiten Strophe stellt das lyrische Ich die Frage auf, ob die Lieder des Künstlers jemals zur Befreiung geführt haben. In der dritten und vierten Strophe wird die Resignation und das Scheitern des „Adlers“ bzw. Künstlers noch deutlicher: Er wird zu einem Gefangenen in „vier Wänden“, und die Gegner lachen nur über seine Lieder und waschen ihre Hände in Unschuld, ein Bild, das an Pontius Pilatus erinnert, der sich nach der Verurteilung Jesu die Hände wusch.

Das Gedicht verwendet eine formale, eher altmodische Sprache mit komplexen Metaphern und zeigt Merkmale von Herweghs Stil als politischer Dichter. Es nutzt auch religiöse Anspielungen (z.B. „Pilatus“), was auf Herweghs kritische Auseinandersetzung mit der Kirche hindeuten könnte. Die Form des Gedichts ist traditionell, mit vier Strophen und einer Kombination aus vier und drei Versen, und folgt einem festen Reimschema.

Insgesamt könnte das Gedicht als kritische Reflexion und Kommentar zu den revolutionären Bestrebungen und Misserfolgen der Zeit verstanden werden, in der Herwegh lebte. Der Text könnte auch eine direkte Kritik oder Kommentar zur Situation von Franz Dingelstedt sein, worauf der Titel hindeutet. Es ist somit ein einprägsames Beispiel für die politische Dichtung des 19. Jahrhunderts in Deutschland und zeigt Herweghs Blick auf die Herausforderungen und Enttäuschungen des revolutionären Kampfes.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Franz Dingelstedts Jordanslied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Zwischen den Jahren 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Die Gedichte „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“, „Das Lied vom Hasse.“ und „Den Siegestrunknen.“ sind weitere Werke des Autors Georg Herwegh. Zum Autor des Gedichtes „Franz Dingelstedts Jordanslied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Georg Herwegh

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Georg Herwegh und seinem Gedicht „Franz Dingelstedts Jordanslied“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Georg Herwegh (Infos zum Autor)

Zum Autor Georg Herwegh sind auf abi-pur.de 200 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.